Auf der Isla Grande (noch in Kolumbien) können wir uns nach der anstrengenden Zeit in Cartagena gut erholen. Tagsüber ankern zwar in einiger Entfernung wieder lauttöndende Touriboote, aber gegen 16 Uhr verschwinden sie wieder in Richtung Cartagena. Jochen und ich wenden uns nun unserem Unterwasserschiff zu. In den 6 Wochen in der Marina von Santa Marta haben sich dort zahlreiche Seepocken angesiedelt. Genauer gesagt ähnelt das Unterwasserschiff schon den Unterwasser-Wracks, die wir in Curaçao so begeistert ertaucht haben. Es wird harte Arbeit, mit den dafür eingesetzten Eiskratzern diese Artengemeinschaft wieder los zu werden.
Am zweiten Tag bekommen wir Besuch aus Lübeck. Ein Katamaran hatte am Vortag neben uns geankert und deren Besitzer tauchten nun plötzlich in ihrem Beiboot vor unserer Aluna 22 auf. Walter und meine Namensvetterin Anja sind schon schon seit drei Jahren in der Karibik unterwegs und erzählen uns nun lebhaft zahlreiche Anekdoten von ihrem Erlebnissen auf Kuba und anderen Orten der Karibik. Vor allem von Kuba hatten wir schon sehr Unterschiedliches gehört. Manch einer ist begeistert von den warmherzigen Menschen und der wunderschönen Landschaft, andere wiederum sind eher abgeschreckt von der Armut, die auch aufgrund der Repressalien von Seiten der USA stetig zunimmt. So ist es noch einmal schön von den beiden zu hören, wie besonders gastfreundlich die Kubaner trotz ihrer Mangelwirtschaft sind und wie großartig sich die Küste zum Segeln eignet.
Am frühen Morgen des nächsten Tages soll es nun weiter Richtung Panama gehen. Eine kleine Weile geht es windtechnisch gut voran, dann steckten wir plötzlich in einer Flaute fest. Das bedeutete: Motor anwerfen. Bis zwei Stunden vor unserem nächsten Zwischenstopp ist das leider auch die Art und Weise unseres Vorankommens. Zwischendurch besuchen uns wieder zahlreiche Delfine, die uns sogar über eine längere Zeit hinweg begleiteten.
Dann endlich setzt der zuvor angesagte kräftige Wind ein und wir können mit halben Wind das letzte Stück der insgesamt 60 Meilen wieder segeln. Da für die Nacht starke Gewitter angekündigt sind, lassen wir trotz der schönen Brise in der Bucht von Isla Fuerte den Anker fallen. Immerhin ist die uns umgebende Kulisse wunderschön und das Baden im Meer herrlich erholsam.
In der Nacht donnert und blitzt es ordentlich, wie übrigens fast täglich während unseres gesamten Aufenthaltes in Kolumbien.
Das Segeln am nächsten Tag gestaltet sich abwechslungsreich: Segel hoch, Segel runter, Motor an. Und das Ganze immer im Wechsel von vorne… Wir haben wahrlich schon angenehmere Segeltörns erlebt.
Zwischendurch begegnen uns immer wieder dicke Baumstämme im Wasser, sodass wir sehr aufpassen mussten. Einmal werden wir jedoch von kleineren und größeren Hölzern so umzingelt, dass sich ein längeres Stück zwischen Kiel und Ruder verkeilt. Mithilfe einer 360-Grad-Drehung unseres Boots und unter Einsatz des Bootshakens können wir den Bootsrumpf schließlich wieder von dem Holzstück befreien. Nachts wäre die Aktion sicherlich schwieriger zu meistern gewesen…
Nach 16 Stunden Fahrt erreichen wir um 01:30 Uhr schließlich die letzte kolumbianische Ankerbucht vor der panamesischen Grenze. Nachts in eine unbekannte Ankerbucht einzulaufen ist in der Regel ziemlich aufregend und besonders wenn mit nicht eingezeichneten Untiefen zu rechnen ist. Wir haben Glück, indem wir bei Vollmondbeleuchtung einlaufen und richtig gute Sicht haben.
Der kleine Ort Sapzurro ist ein richtiges Juwel. Hier lässt es sich mit einem Strandspaziergang und Schwimmen im sauberen Meerwasser gut verschnaufen. Durch den Zulauf eines Flusses fühlte sich das Wasser durch die kühleren Temperaturen sogar noch einmal erfrischender an.
Am Morgen des zweiten Tages unseres Aufenthaltes in Sapzurro geht es dann wieder segelner Weise (immerhin verfügen wir ja über ein Segelboot, was man hier aufgrund der schwachen Winde glatt vergessen kann) die kurze Strecke von 8 Meilen über die Grenze nach Panama.
Das Einklarieren in Obadia verläuft problemlos. Zwar müssen wir in dem kleinen Ort von einem Amt zum nächsten laufen, aber alle Verantwortlichen sind anwesend und Wartezeiten entfallen. Hierzu waren wir auch zur frühen Stunde erschienen. Tatkräftig werden die vielen verschiedenen Papiere mit bis zu sieben Durchschlägen von den Beamten abgestempelt und unterschrieben. Es werden zudem Porträtaufnahmen von uns gemacht sowie sämtliche Fingerabdrücke beider Hände gescannt (wir fühlen uns danach schon fast wie richtige Verbrecher).
Nach einem kurzen Gang durch den Ort kaufen wir noch regionale SIM-Karten für unsere Handys am Imbiss und machen uns schließlich auf zur nächsten Ankerbucht Carreto. Hier genießen wir den Blick auf die indigenen Fischer in ihren Kanus vor den nebelverhangenen Bergen im Hintergrund. Auch können wir von unserem Boot aus das Dorftreiben ein wenig beobachten: Die Menschen leben hier in traditionellen Hütten aus Bambus und einem schilfartigen Material, ernähren sich vom Fischfang sowie vom Bananen- und Kokusnussverkauf. Am Strand vor dem Dorfeingang liegen dementsprechend zahlreiche Holzboote, oftmals Einbaumkanus, aber auch einige wenige größere Boote mit Motoren. Zum Sonnenuntergang vernehmen wir Trommelklänge und Gesang – das Ganze mutete schon sehr archaisch an. Mit den Trommeln kehren auch die Fischer sämtlichst heim. Einige Lichter gehen an, auch Lagerfeuer, aber gegen 21 Uhr hören wir nichts mehr, sämtliche Stimmen verstummten und die Lichter gehen aus.
Am nächsten Morgen segeln wir 18 Meilen weiter zur Isla de Pinos. Dort sind wir mit Andrea und Andreas verabredet. Das Seglerpärchen hatten wir einige Wochen zuvor in Santa Marta (Kolumbien) kennengelernt.
Und diese Insel hatten wir auserkoren, da wir über unseren Bauhaus-Cruising-Guide erfahren hatten, dass es dort einen Guide gibt, der Englisch spricht. Kaum dass wir unseren Anker im ziemlich flachen Gewässer runterlassen, kommt David auch schon in seinem Einbaumkanu zu uns rübergepaddelt und bietet uns eine Führung durch das Dorf für den nächsten Tag an. Wir sind sehr froh darüber, weil wir doch irgendwie Scheu vor der ersten Begegnung mit der indigenen Bevölkerung der Guna Yala haben.
Dafür sollte ich vorwegschicken, dass die Ureinwohner Panamas weitgehend autonom von der übrigen Gesellschaft Panamas und der Regierung in der vorgelagerten Inselwelt, die San Blas oder auch Guna-Yala-Inseln, leben. Sie sind sehr darauf bedacht, ihr ureigene Kultur zu bewahren und zu leben.
Zunächst treffen wir uns an Bord der Lady Jean mit Andreas und Andrea. Die beiden sind seit drei Jahren auf Segeltour und wollen auch in der nächsten Zeit weiter die Karibik bereisen. Als wir bei ihnen ankommen, sind sie gerade etwas unglücklich, da sie den gesamten Tag auf ihrem Boot in Erwartung eines Mechanikers für ihren kaputten Dingimotor verbracht hatten. Davon abgesehen sind sie aber sehr begeistert von der dicht bewaldeten kleinen Insel. Nach einem unterhaltsamen Abend verabreden wir uns noch für den nächsten Nachmittag für einen Ausflug auf die Insel.
Foto von Andrea
Am folgenden Morgen treffen wir uns am Steg des Dorfes mit David, der seine Englischkenntnisse über seine vierjährige Arbeit auf einer Charteryacht erworben hat.
Am Anlegesteg ziehen zahlreiche Kinder mit einer bloßen Angelschnur kleine Fische, u.a. den Krokodiltrompetenfisch, aus dem Wasser. Neugierig schauen sie uns an und sind happy über die kleine Nascherei, die wir für jedes Kind dabei haben. Bei der Wanderung durch das Dorf müssen wir unsere Schuhe ausziehen und durch das knöcheltiefe Meerwasser waten, das regelmäßig über die Ufer tritt. Der Boden aus fester Lehmerde ist immerhin nicht rutschig. Wir kommen an kleinen runden Hütten vorbei, die in traditioneller Bauweise aus einem schilfartigen Material gebaut wurden. Jede Kleinfamilie besitzt ihre eigene Hütte. Bei der Tante von David machten wir einen ersten Halt und dürfen auch einen Blick in ihr immerhin zweistöckiges Bambus-Schilfhäuschen auf gestampften Lehmboden werfen. Imnendrin gibt es jedoch nicht viel zu sehen: ein kleiner Gasherd, Hängematten und bunte Kleidungsstücke an Stöcken aufgehängt. Ansonsten kein Tisch, keine Stühle, keine Schränke. Nichts. Diese karge winddurchlässige Hütte ist repräsentativ für alle Hütten im Dorf und für die Lebensweise der Guna Yalas. Die Tante von David bietet uns Bananen und Kokosnüsse aus ihrem eigenen Garten zum Verkauf an. Die preiswerten Früchte nehmen wir gerne an uns. Auch zeigt uns die Tante, selbst in einer wunderschönen traditionellen Tracht gekleidet, ihre handgenähten aus verschieden farbigen Stoffbahnen und Mustern zusammengenähten und gestickten Blusen und bietet auch diese zum Verkauf an. Diese Molas sind in ihren Augen heilig und dürfen deshalb nur von den Indigenen selbst getragen werden. So schneidet sie für mich den vorderen Teil aus einer ihrer Mola heraus. Ich werde dieses schöne Erinnerungstück zuhause dann zu einem Kissen umwandeln.
Unsere nächste Station führt uns zum Versammlungshaus, auch Congresso genannt. Hier kommen die erwachsenen Guna Yala nahezu täglich zusammen. Die Teilnahme ist verpflichtend. Selbst die stillenden Mütter kommen dazu und legen ihre Säuglinge in die dafür vorgesehenen Hängematten im Versammlungshaus. Der Chief/Häuptling des Dorfes lädt dazu ein, indem er seine Polizisten losschickt, die Einladung in jedermanns Haus zu überbringen. Falls jemand unpässlich ist, muss er sich rechtzeitig abmelden.
Alle Dinge, die die Gemeinschaft angehen, werden im Congresso behandelt. Eine Sekretärin führt gewissenhaft Protokoll. Bei privaten Anliegen, wie ein Besuch der Nachbarinsel, muss der Chief vorher konsultiert werden und er muss sein Einverständnis erklären. Auch wir als Besucher der Insel müssen den Chief im Versammlungshaus aufsuchen, um die Erlaubnis für eine Inselumrundung einzuholen. Sie wird uns erteilt, aber mit dem Hinweis, dass wir zwar die Häuser und Landschaften fotografieren dürfen, aber die Einwohner nur dann, wenn wir vorher ihr Einverständnis eingeholt haben. Und Kinder dürfen gar nicht fotografiert werden.
Die indigene Bevölkerung Panamas lebt sehr abgeschieden vom Rest der Welt und sie leben insgesamt sehr einfach und naturnah. Dennoch hat auch hier die moderne Zivilisationshesellschaft ihren Einfluss nicht verpasst. So besitzt jede Familie ein von der Regierung gesponsertes Solarpanel von 100 Watt und verfügt damit über Strom. Dieser wird für das abendliche Licht und natürlich auch für das Aufladen ihrer Handys genutzt. So barfüßig sie auch durch das überschwemmte Dorf im Wasser waten und die Frauen sich noch immer ganz traditionell in Molas kleiden, so verfügt doch jede Familie zumindestens über ein Handy. Dies birgt natürlich Abhängigkeiten an die Geldwirtschaft. Bis heute bestimmt der Tauschhandel weitgehend ihre Lebensweise – im Großen wie im Kleinen. So bringt ein Transportboot regelmäßig die vorher bestellten Waren aus Kolumbien zu den verschiedenen Inseln. Als Zahlungsmittel werden diese Boote mit Kokosnüssen auf dem Rückweg beladen. Ein Handytarif und die Kleidung lässt sich natürlich nicht mit der Kokosnuss bezahlen. Dafür werden Dollarnoten gebraucht und dies ist für die Guna Yala keine leichte Angelegenheit. Einige Frauen stellen Molas her und verkaufen sie innerhalb der Dörfer und auch an die Touristen, die jedoch im östlichen Teil der San Blas Inseln – abgesehen von den wenigen Seglern – kaum anzutreffen sind.
Gegen Mittag fahren wir zu unseren Segelfreunden Andreas und Andrea, die wieder erfolglos auf den ankündigten Mechaniker warteten.
Inzwischen haben sie den Vergaser vom Außenbordmotor selbst ausgebaut, haben aber Schwierigkeiten ihn in Gänze zu öffnen. Mit Jochens Hilfe (dank der morgentlichen Kraftübungen in Kombination mit seiner guten Feinmotorik) gelingt schließlich der letzte Schritt und gemeinsam diskutieren wir die Frage, ob in eines der filigranen Einzelteile nun ein Loch gehöre oder nicht. Mit einer dünnen Nadel wagen wir schließlich den Durchstoß und beheben damit tatsächlich das Problem: Der Motor lief wieder wie eine Eins!
Das muss gefeiert werden und so fahren wir in unseren Dingis zu der nahegelegenen kleinen Strandbar und verbringen dort noch einen vergnüglichen Nachmittag miteinander.
Am folgenden Morgen treffen wir uns zu dem bereits vom Chief genehmigten Inselrundgang. Leider endete der Weg entlang der Küste aufgrund des unwegsamen Geländes schon nach recht kurzer Zeit.
Wir folgen nun dem kleinen Trampelpfad in die entgegen gesetzte Richtung und gelangen auf diese Weise zum Friedhof der Guna Yalas. Die Toten werden in kleinen Schilfhütten beigesetzt und die Angehörigen bringen ihnen in der ersten Zeit der Trauer symbolisch Speisen und Getränke vorbei.
Vom Friedhof aus ist es nur noch ein kurzes Stück bis zur Kirche (die indegine Bevölkerung ist gänzlich christianisiert) und bis zum Dorfeingang. Wir kehren aber erst einmal wieder zurück zu unseren Booten. Denn für den späten Nachmittag sind wir schon wieder verabredet:
Unser Guide hatte uns ein feines Fischessen in der kleinen Strandbar versprochen. Etwa zwei Stunden vor der verabredeten Zeit heißt es dann per WhatsApp, die Katze hätte den Fisch gegessen. Es würde nun stattdessen Thunfisch und Würstchen aus der Dose geben. Daraufhin entscheiden wir uns, auf das „Restaurantessen“ zu verzichten. Die Einnahmen will sich nun unser Guide wiederum nicht entgehen lassen und schlägt vor, beim Fischer nach Oktupus zu fragen. Damit erklären wir uns einverstanden. Als wir in Erwartung des Abendessens bereits in der Strandbar sitzen, erhalten wir die Nachricht, das Essen sei jetzt fertig und wir mögen nun zum Essen zu seiner Tante kommen. Das entspricht nun nicht unserer Vorstellung, da wir uns gerade das schöne Ambiente direkt am Meer ausgesucht hatten. Etwas genervt holen wir das Essen in den nicht gerade appetitlich anmutenden Schüsseln vom Pier ab. Das sehr schlicht zubereitete Mahl essen wir schließlich mit unserem eigenen Geschirr, aber immerhin bei herrlichem Wetter in der kleinen winddurchfluteten Hütte, welche auf Pfählen auf dem Wasser erbaut wurde und einen schönen Blick auf den palmenumsäumten Strand und das Meer bietet. Wir genießen den schönen Ausblick bis zum Sonnenuntergang und machen uns dann wieder auf den Heimweg zu unseren Segelyachten.
Am nächsten Morgen segeln wir bei gutem Wind 15 Meilen weiter zur nächsten Insel namens Mamiputu.
Moin ihr 2. mal wieder ein toller Bericht!! Immer schön zu lesen,und sehr interessant. Was ihr so alles erlebt, ist schon erstaunlich. Hätte ich mir so nicht vorgestellt. Eure Berichte sind sozusagen „ Buchreif“ und müssen für den Rest der Welt erhalten bleiben.
Heute feiern wir hier den1.Mai ,und alles blüht und gedeiht bei schönstem Sonnenschein.
Eigentlich war im Verein Ansegeln angesagt, leider macht die Yacht von Jürgen Wasser und wir müssen uns nur mit dem Angrillen zufrieden geben.wir hoffen euchgehts gut, Karin singt gerade „ der Mai ist gekommen….im Bett wohlgemerkt, Ahoi von Frank und Karin
Lieber Frank,
Vielen Dank für dein positives Feedback zu unseren Beiträgen. So schön, dass wir dich ein bisschen mitnehmen können auf unsere Segelreise. So langsam näher wr uns ja auch schon wieder der Heimat. Wir freuen uns sehr dsrauf, dich ind Karin wieder zu sehen. Bis dahin genießt erst einmal weitet die sonnigen Maitage in Lesumbrok. Und recht bald geht es für euch selbst nach Schweden und zurück zum geliebten Bordleben. Liebe Grüße auch an Karin und kass sie gerne weiter so fröhlich trällern! Anja