Die Azoreninseln: Solo auf Terceira und Wiedersehen auf Faial

Terceira

Von der üppig grünen Azoreninsel São Miguel kommend, landete ich am Sonntag, den 12.5. mit freudiger Erwartungshaltung und nach einem nur 40-minütigen Flug auf der Nachbarinsel Terceira.

Den Mietwagen hatte ich online vorbestellt und so fuhr ich schon bald darauf weiter zu meiner Unterkunft in dem kleinen Ort São Mateu, der nur unweit entfernt von der Hauptstadtinsel Angra do Heroísmo liegt.

Terassenblick von meiner Unterkunft aus

Die Unterkunft mit Meerblick war sehr schön. Nebenan gab es eine Bäckerei mit sehr leckeren, riesigen Kuchenstücken zu megagünstigen Preisen. Allerdings wurden die Nächte von Hundegebell begleitet. In ganz Portugal auf dem Land ist es recht normal, dass nachts die Hunde bellen. Schade, aber so sind die Gepflogenheiten…

Die Misterios Negros

Am nächsten Morgen machte ich mich gleich auf zum ersten Wanderziel, den Misterios Negros. Der Rundwanderweg in den Bergen führte durch eine wunderschöne Natur. Das üppige Grün mit den bunten Farbsprenkeln funkelte geradezu geheimnisvoll aus dem Nebel hervor. Es war wie eine Wanderung in einer Herbstlandschaft. Der Weg führte oftmals durch enge Felssparten und war geprägt von schwarzglänzendem Vulkangestein und großen Baumwurzeln. Zuweilen musste ich mich an den herabhängenden Ästen festhalten, um nicht auszurutschen.

Dennoch habe ich diese Wanderung sehr genossen und richtige Glücksmomente verspürt.

Der Hausberg von Angra do Heroísmo

Am Nachmittag fuhr ich nach Angra do Heroísmo, den größten Ort auf Terceira, und erklomm dort den Hausberg Monte Brasil. Von hier gab es einen fantastischen Blick auf die Stadt und das Meer. Besonders beeindruckend fand ich das „Katzenhotel“ in dem parkähnlichen Gelände. Zwei engagierte Tierliebhaberinnen kümmern sich seit fast 20 Jahren schon um heimatlose Katzenkinder. Sie werden entwurmt und kastriert und erhalten ein Plätzchen zum Schlafen in einem Katzenhäuschen. Jeden Tag kommt eine der beiden Frauen vorbei und füttert sie mit Reis und Katzenfutter. Alle Katzen sehen gesund, wohl genährt und zufrieden aus. Außerdem werden sie von hier aus auch weiter vermittelt und gerade die jüngeren Katzen erhalten damit die Chance, ein richtiges Zuhause zu bekommen. Ein wirklich sehr ehrenwertes Projekt!

Nach dem Besteigen des Hausbergs schaute ich mir noch ein wenig den hübschen Ort an und fiel dann im Anschluss der beiden Wanderungen totmüde ins Bett. 

Am dritten Tag meines Insel Aufenthaltes auf Terceira lief ich morgens noch den Rundwanderweg Parque de Merendas de São Bras. Er führte durch Wald und Wiesen, war aber längst nicht so spektakulär wie der morgentliche Wanderweg vom Vortag. Zur Mittagsstunde traf ich dann in meiner neuen Unterkunft im Hafenort Praia da Vitória ein. Sie war sehr zentral gelegen, sodass ich das kleine Städtchen fußläufig besichtigen konnte. Auch hier erklomm ich den Hausberg, um den schönen Blick über die kleine Stadt zu genießen. Von dort führte mein Weg die Stufen wieder runter und direkt zum Stadtstrand. Ich ließ es mir nicht nehmen und sprang in die kühlen Fluten.

Abends nach einem bescheidenen Abendessen malte ich noch eine Geburtstagskarte für Simon, unseren Mitsegler. Denn schon am folgenden Tag sollte es zurück an Bord und damit nach Horta auf Faial gehen.

Küstenwanderung von São Sebastião

Bevor ich also am Nachmittag des nächsten Tages wieder ins Flugzeug steigen sollte, unternahm ich mithilfe meines Mietwagens vorher noch eine kleine Küstenwanderung bei São Sebastião. Der Blick von der Steilküste war einfach mal wieder atemberaubend!

Auf dem Weg zu der kleinen Azoreninsel Faial flogen wir am Vulkan der Insel  Pico vorbei. Die Spitze des Vulkans tauchte urplötzlich aus den dichten weißen Wolken empor. Das war ein wahrlich spektakulärer Anblick.

Wiedersehen in Horta auf Faial

Nun war ich wieder zurück an Bord der Aluna 22. Jochen mit Crew Marthe, Simon und Susanne, die ihren Segeltrip von Bermuda bis zu den Azoren mit allen Höhen und Tiefen erfolgreich gemeistert hatten.

Mit Inbrunst berichteten sie von ihren Erfahrungen und dem dreitägigen Starkwind, der alles zu Fall gebracht hat, was nicht zuvor sorgsam verstaut und befestigt worden war. Meist hatten sie aber einen stabilen Rückenwind, der sie stetig ihrem Ziel näher brachte.

Der Hafen von Horta, der Hauptstadt der Insel Faial, ist der Ankunftsort für alle Segler, die den Nordatlantik Richtung Europa überqueren. Einige Bekannte waren ebenfalls bereits eingetroffen. Jochen hatte zur Begrüßung in das Café Sport eingeladen, das als Seglertreffpunkt bereits Kultstatus erreicht hat. Hier trafen wir neben unserer Crew auch das niederländische Seglerpärchen Annemiek und Gerco sowie unsere Seglerfreunde Katja und Klaus wieder. Großes Thema war natürlich die für alle insgesamt doch körperlich aufreibende Atlantiküberquerung mit ihren sich ständig wechselnden Winden. Auch Jochen sah man die mit viel Verantwortung gegenüber der jungen Crew verbundende Anstrengung der letzten 12 Tage merklich an.

Die folgenden Tage dienten daher vor allem der Erholung: langes Ausschlafen, viel gutes Essen vom begeisterten Hobbykoch Simon und ausgiebige Wanderungen auf und entlang den verschiedenen Vulkankrater der Insel waren das vorrangige Programm. Und natürlich immer wieder auch abendliche Treffen im Café Sport. Ganz der Tradition der Segelhochburg Horta verpflichtet, kreierten unsere drei jungen Crewmitglieder zudem ein Wandbild an der Hafenmole, das neben dem Segelbootmotiv mit Mondsichel auch mit dem Bootsnamen und unseren sämtlichen Namen versehen wurde.

Wanderweg um die Caldeira

Neues Land durch Vulkanausbruch im Jahre 1957/58

Eine Wanderung führte uns durch neu geborenes Land. Das Vulkan-Museum nebenan am alten Leuchtturm hatte sich ganz diesem Thema verschrieben.

Am vorletzten Abend vor unserer Weiterfahrt nach Pico und Terceira trafen dann auch Ina und David ein. Jochen hatte sie während ihrer Überquerung immer wieder mit Wetterdaten versorgt und war deshalb auch über ihre Route auf dem Laufenden. Leider versagte nach mehren erfolglosen Ankermanövern deren Ankerwinsch. Und so legten sie sich für die Nacht an den Steg für Transportschiffe, um sich dann am Morgen zu uns ins Päckchen zu gesellen. 

Als Dankeschön für die Unterstützung luden uns Ina und David allesamt am darauffolgenden Abend zu selbst gemachten Tapas-Leckereien ein. Mit all unseren Segelabenteuern und Reiseerfahrungen wurde es ein sehr schöner unterhaltsamer Abend, der am Ende im Café Sport seinen Ausklang fand. Nur ich musste mich leider früher verabschieden, da mich eine heftige Erkältung erwischt hatte. Gerade abends wird es auf den Azoren doch recht kalt und mein von Sonne und Wärme bereits verwöhnter Körper war damit wohl nicht recht klar gekommen.

Zwischenstopp auf der Insel Pico

Nach einer intensiven Woche auf Faial mit vielen Wanderungen und Begegnungen sollte es nun nach Terceira gehen. Dort wollten wir unsere lieb gewonnenen Crewmitglieder verabschieden, die von dort den Flieger zurück nach Deutschland nehmen sollten. Geichzeitig freuten wir uns schon auf Christoph, Jochens Cousin, und seinen Freund Niklaas. Die beiden Freunde wollen uns auf der Route von den Azoren nach England begleiten.

Da die Strecke von Faial nach Terceira mit ihren 80 Seemeilen ein bisschen zu lang war, um noch mit Tageslicht in die neue Ankerbucht zu gelangen, beschlossen wir, einen Zwischenstopp auf Pico einzulegen. Leider war die Fahrt dorthin schon sehr regenreich, sodass wir es uns nach dem Ankern erst einmal im Boot gemütlich machten und uns erst am frühen Abend aufmachten, den kleinen malerischen Ort näher zu erkunden. Mit seinem schwarzen Vulkangestein und so ganz im Nebel verdunken, konnte man fast meinen, wir seien in Irland statt auf einer portugiesischen Azoreninsel gelandet.

In der Nacht kam stürmischer Wind auf. Die unruhig peitschenden Wellen brachten unser Segelschiff odentlich zum Schaukeln und der starke Wind riss leider den Stoff unseres Biminis entzwei. Die halbe Nacht waren Jochen und ich auf den Beinen, um die Segel zu vertäuen und Ankerwache zu halten. Auch am nächsten Tag blies der Wind so ungemütlich, das wir beschlossen, diesen Tag gemütlich anzugehen und die Fahrt nach Terceira um einen Tag zu verschieben. Am Abend riss der Himmel wieder auf und machte einen Spaziergang durch den hübschen kleinen Ort möglich.

Ein Kommentar

  1. Bettina u. Hans

    Liebe Anja, lieber Jochen,
    jetzt habt Ihr es geschafft wieder zusammen zu sein. Jochen hat die strapaziöse Fahrt hinter sich gelassen und Du Anja, hast Dich etwas auf Deinen Unternehmungen erholen können. So könnt Ihr nun gemeinsam weiter die Fahrt geniesen.
    Liebe Grüße von,
    Bettina u. Hans

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