Die Bahamas: Ein wildromantisches Paradies

Von Kuba durch die Windward-Passage zu den Bahamas

Die Überfahrt von Santiago de Cuba durch die gefürchtete Windward-Passage zu den Bahamas war widerewarten mit viel Motoren verbunden. Noch während des Tages fuhren wir an Guantanamo vorbei, brav mit den gebotenen drei Meilen Abstand. Dennoch bekamen wir Besuch von der US-Navy. Sie fuhren mit ihrer Motoryacht zunächst sehr dicht an uns heran, das vorne festmontierte Maschinengewehr war dabei direkt auf uns gerichtet. Per Funk wurden wir dann aufgefordert weitere 2 Meilen, also insgesamt fünf Meilen Abstand vom Marinebereich der US- Navy zu wahren. Als Jochen sich noch einmal mit Nachfragen vergewissern wollte, ob er auch alles richtig verstanden hatte, wurde der US-Soldat am Funkgerät sichtlich ungeduldig und wiederholte ziemlich gereizt und mit Nachdruck seine Aufforderung. Während der gesamten Dauer, die es brauchte, um aus dem Bereich um Guantanamo herauszufahren, blieb uns die Motor-Yacht der US-Navy auf den Fersen. Es war unheimlich, die ganze Zeit die auf uns gerichtete Waffe im Nacken zu spüren. So atmeten wir erleichtert auf, als wir das militärische Sperrgebiet endlich hinter uns lassen konnten und das US-Schiff abdrehte.

An der Ostspitze von Kuba und damit dem Ende der Windward- Passage kam dann der erhoffte Wind und die ganze Nacht bis zum frühen Morgen kamen wir jetzt mit einem kräftigen Halbwind prima voran.

Bahamas wir kommen!

Die von Kuba mit 60 Meilen Entfernung am nächsten gelegene Bahamas-Insel Inagua war unser erstes Ziel. Zum Einklarieren mussten wir in den auf der Westseite gelegenen Hafen einlaufen. Der lag sehr ungeschützt, da der starke Wind und viel Welle an dem Tag genau darauf zuhielt. Nur mit Mühe und viel Glück gelangten wir mit unserer Yacht in eine der dafür vorgesehenen Boxen. Da sehr viel Bewegung im Schiff war und sich die Fender dadurch immer wieder verschoben, blieb ich zur Beaufsichtung an Bord. Jochen klapperte derweil die verschiedenen Stationen für die Einklarierungsprozedur ab. Nach etwa zwei Stunden war alles erledigt. Jochen hatte sogar schon eine SIM-Karte ergattern und Geld abheben können. Wir waren damit im glücklichen Besitz von Bahamas-Dollars.

Jetzt ging es weiter in die geschützte Ankerbucht, die sich genau auf der gegenüberliegenden Seite der Insel befand. Katja und Klaus waren ebenfalls gerade eingetroffen. Sie kamen später noch mal zu uns rübergerudert. Mit ihnen zusammen studierten wir die Wetterlage für die kommenden Tage. Jochen hatte schon zuvor eine Vorwarnung von unserem Schweizer Segelfreund Armin erhalten: In den nächsten Tagen würde sich ein Sturmtief über den Bahamas zusammenbrauen würde. Die Inseln der Bahamas sind allesamt sehr flach und damit dem Wind ziemlich ausgesetzt. Auf Long Island, einer Insel, die etwa 165 Meilen (Luftlinie) von Inagua entfernt liegt, kristallisierte sich  jedoch bei den zu erwartenden stürmischen und zusätzlich drehenden Winden eine gute Ankermöglichkeit mit ausreichend Schutz heraus. 

Die folgenden Tage segelten wir diesem Ziel entgegen und machten unterwegs jeweils einen Übernachtsstop auf den Inseln Majaguana und Acklins Island. Diese beiden unbewohnten Inseln waren zwar wunderschön anzusehen, aber die Zeit ließ es einfach nicht zu, auf Erkundungstour zu gehen.

Ein Sturmtief kommt auf uns zu

Kaum waren wir in unserer Ankerbucht von Clarencetown auf Long Island eingetroffen, zogen in der Nacht auch schon stürmische Winde an uns vorbei, die mit ohrenbetäubenden Heulen das Boot ordentlich zum Schaukeln und Vibrieren brachten. Am meisten machte ich mir Sorgen, dass der Anker nicht halten könnte. Dementsprechend schlecht fiel der Schlaf aus. Jochen und mir ging es aber auch all die weiteren Tage und Nächte schlecht und das ganz unabhängig vom Wetter (das zeigte sich zwar stellenweise rau und mit über 40 Knoten Wind, mutete aber insgesamt doch weniger heftig als erwartet an). Wir hatten nacheinander Fieber und Schüttelfrost sowie Schnupfen und Halsschmerzen und fühlten uns insgesamt steinmüde. Irgendwann kam ich auf die Idee, einen Corona-Test zu machen und tatsächlich war das Ergebnis positiv, auch noch an den folgenden Tagen. 

Da wir aufgrund der Wetterlage ohnehin dazu verdammt waren, im Boot auszuharren, nutzten wir die Zeit zum Auskurieren. Als der starke Wind nach fünf Tagen endlich nachließ, verabredeten wir uns mit Katja und Klaus zu einem ersten Ausflug auf der Insel. Wir genossen den Spaziergang in der Sonne auf schneeweißem Strand und mit dem Blick auf das türkisfarbene Meer nach den stürmischen Tagen an Bord umso mehr.

Aber schon am nächsten Tag lag ich mit unsäglichen Kopfschmerzen wieder flach. Auch Jochen musste sich noch etwa alle zwei Stunden für eine Weile aufs Ohr hauen. Uns hatte es doch ziemlich erwischt. Erst allmählich wurde es besser. 

Richtig genießen konnten wir unsere Tauchgänge und Erkundungstouren dann wieder auf der unbewohnten Naturschutzinsel Conception Island.

Wunderschöne Tage auf der Conception Island

Hier verbrachten wir zwei Tage an der West Bay. Bei einem unserer Tauchgänge in einem vorgelagerten Korallenriff begegneten wir einem 2 m langen Zitronenhai, was uns zur raschem Umkehr bewegte. Sie gelten zwar normalerweise als ungefährlich, aber wenn sie sich provoziert fühlen, können sie auch agressiv werden. Wir gehen da lieber immer auf Nummer sicher.

Die Winde auf den Bahamas wechseln gerne die Richtung und so segelten wir am dritten Tag auf die gegenüberliegende Seite der Insel. Hier waren wir ganz für uns. Während eines Strandspaziergangs entdeckten wir einen Weißkopfgeier, der sein riesiges Nest auf einer windumtosten Anhöhe gebaut hatte und dieses nun vehement mit Sturzflügen auf uns Eindringling zu verteidigen wusste.

Am letzten Tag unseres Aufenthaltes auf Conception Island ankerten wir vor der Einfahrt einer Lagune, die fast das gesamte Innere der Insel ausmacht. Hier fuhren wir mit dem Dingi zunächst den Hauptarm der Lagune entlang, wechselten aber auch hin und wieder in die flacheren Nebenarme. Im glasklaren Wasser sahen wir viele Wasserschildkröten und Stachelrochen an uns vorbeiziehen. Auch faszinierten uns die immer wieder wechselnden Blautöne der Lagune. Die Lagune war so riesig, dass wir dort zwei Stunden mit dem Dingi unterwegs waren. 

Noch am frühen Nachmittag segelten wir weiter zur Nordspitze von Long Island. Die wilde Küste hatte einst schon Kolumbus besucht, weshalb sowohl am Land wie auch im Wasser (dem damaligen Ankerplatz von Kolumbus) jeweils ein Denkmal für den Entdecker aufgestellt wurde. Die wildromantische Küste reizte uns zu einem Erkundungsgang am nächsten Morgen. Leider war die Brandung auf den nahen Strand jedoch so stark, dass wir darauf verzichten mussten.

Ankern vor Crab Cay

So segelten wir stattdessen bei idealen Bedingungen mit raumem Wind in Richtung Georgetown, einem größeren Ort auf der Great Exuma Island.

Da für die nächsten Tagen wieder Starkwind angesagt war, legten wir uns in die für Winde aus allen Richtungen gut geschützte Ankerbucht in der Crab Cay.

Auf dieser Insel sollte vor einigen Jahren ein großes Ferienresort entstehen, weshalb bereits ein Wegenetz angelegt war und eine kleine Betonfabrik für den Häuserbau aufgestellt worden warä. Mit der Finanzkrise 2008 kam dieses Vorhaben jedoch zum Erliegen, weshalb einige zerfallene Hallen und rostige Betonbehälter nun verlassen dastehen und von der Natur nun langsam wieder eingenommen werden. Trotz der Verbotsschilder unternahmen Jochen und ich einige Spaziergänge auf dieser ansonsten unbwohnten Insel und besuchten die verschiedenen Lost Places, die immer eine besondere Faszination auf uns ausüben. Besonders staunten wir über die imposante Brücke, die die Hauptinsel der Great Exuma mit der Crab Island verbindet. Sie besteht aus rötlichen Felssteinen und ist mit Mamorplatten und feinen Schnörkelelementen an der Brückenbrüstung versehen. Auch wurden bereits gußeiserne Laternen für die schließlich im Nichts endende Brücke aufgestellt. Auch das einsam auf einer Anhöhe gelegene Steinhaus eines Herrn Walker, dem ersten Bewohner von Crab Cay, entdeckten wir, indem wir einen zugewucherten schmalen Pfad folgten. Von hier aus bot sich uns ein fantastischer Blick auf die verschiedenen Buchten der Insel.

Auf einem gemeinsamen Spaziergang mit Katja und Klaus entdeckten wir zudem einen in den Bergfels gehauenen Kanal, der die beiden Nachbarbuchten auf der Ostseite der Insel miteinander verbinden sollte, aber nicht ganz zu Ende geführt wurde.

In der Nachbarbucht von unserer Ankerbucht konnten wir uns außerdem eine bereits vollständig aufgebaute, aber nun verlassene Bar mit Spa-Bereich anschauen und uns auf diese Weise ein Bild davon machen, wie das Resort wohl insgesamt hätte aussehen sollen. Hier entdeckten wir auch ein Wandrelief, an dem wir ablesen konnten, dass für unsere Ankerbucht wohl einmal eine vollständige Marina in Planung gewesen war.

Georgetown auf Great Exuma

In Georgetown selbst gab es zwei Supermärkte, in denen wir zum drei- bis vierfachen Preis gegenüber den in Deutschland gewohnten Preisen einkaufen konnten. Besonders schockierend für Jochen: Eine 150-g-Packung Kekse schlägt mit 8 Dollar umgerechnet 8 € zu Buche. Da begnügten wir uns damit, vor allem unseren Grundstock an Obst und Gemüse wieder aufzufüllen. Auch ließen sich hier sehr bequem unsere Benzin- und Dieselvorräte aufstocken: Mit dem Dingi konnten wir direkt an den hauseigenen Steg der Tankstelle heranfahren.

An einem schönen Event nahmen wir im Georgetown an einem Samstagabend teil. Hier erlebten wir einen farbenfrohen Karnevalsumzug von schwungvoll tanzenden Einheimischen in aufwendig gearbeiteten Kostümen, die von den eingängigen Rhytmen der Musikkapelle begleitet wurde. Die Mischung aus den immer temperamentvoller werdenden schlagenden Trommeln und lauttönenden Trompeten- und Tubaklängen war mitreißend, sodass Jochen und ich schon bald fröhlich dazu mittanzten.

Regatta-Woche vor Stockin Island

Wir hatten die Regatta-Woche mit vielen kleinen und großen Regatta-Events erwischt. 

Auf der gegenüberliegenden Insel von Georgetown (Stocking Island) suchten wir einige Male den Veranstaltungsplatz Chat & Chill auf. Hier traten auf einer Kleinkunstbühne kreative Segler aus aller Welt mit Musikbeiträgen und kleinen Sketchen auf. Auch die sogenannte Kokosnussregatta verfolgten wir gespannt mit eigenen Augen. Dabei traten Seglercrews in ihren Dingis gegenaneinander an. Sie sollten möglichst viele der in der Bucht  herumschwimmenden Kokosnüsse in ihr Dinghi befördern, nur mit Unterstützung von Taucherflossen als Fortbewegungsmittel. Am Ende wurden die Kokosnüsse pro Mannschaft gezählt und die Sieger mit Champus und anderen Preisen belohnt.

Die ganze Woche gab es ähnliche Events. Wir aber wollten langsam auch weiter ziehen. Bevor wir den Anker wieder lichteten, bestiegen wir noch die höchste Erhebung von Stocking Island und hatten von dort oben beim Monument angekommen einen herrlichen Ausblick auf die maritime Umgebung.

Der Propeller vom Dinghi muss repariert werden

Unser Dinghi-Propeller versagt

Auf dem Rückweg vom Ausflug auf Stocking Island  bemerkten wir, dass etwas mit unserem Dingi nicht in Ordnung war. Ein älteres amerikanisches Pärchen hatte ihr Dingi neben unserem platziert und wollten es gerade ins Wasser ziehen. Als sie bemerkten, dass wir etwas ratlos unseren Dinghimotor inspizierten, kamen sie uns zu Hilfe. Der Amerikaner Wayne hatte bereits Erfahrung mit diesem Motormodell gesammelt und konnten den Fehler ausmachen: Beim Propeller hatte sich die Verklebung zwischen Wellenhülse und Propeller gelöst. In der Folge ließ sich der Motor nur in Schleichfahrt betreiben. Sie luden uns zu sich an Bord ein und Wyane telefonierte für uns mit Motorhändlern in Nassau, der größten Stadt auf den Bahamas. Und tatsächlich sollte es dort einen Ersatzpropeller für unseren Motor geben, allerdings natürlich für teures Geld. Wyane gab uns dann noch den guten Tipp, bei der all morgentlich stattfindenden Funkrunde eine Anfrage an die Seglercommunity nach einem solchen Propeller zu stellen. Bevor wir uns von dem so herzlichen und hilfsbereiten Seglerpärchen verabschiedeten, erfuhren wir noch von ihnen, dass sie vor einigen Jahren selbst schon den Atlantik mit ihrem klassisch amerikanischen Segelboot überquerrt hatten, um Europa zu bereisen. Sie waren bis nach Finnland und den baltischen Staaten wie Estland und Lettland gekommen. Das sind für Amerikaner doch schon ungewöhnliche Reiseziele.

Und tatsächlich: Schon am nächsten Morgen konnten wir einen Ersatzpropeller für wenig Geld von einem anderen amerikanischen Segler unser eigen nennen. Die Funkrunde hatte es ermöglcht.

Nun konnten wir beruhigt die Segel setzen und die 16 Meilen weiter nördlich zur Black Cay segeln. Hier auf den Bahamas gibt es einen starken Tidenstrom, der sich besonders in den sogenannten Cuts, den schmalen Durchfahrten zwischen zwei Inseln, beachtet werden muss.

Wir mussten vor Abfahrt genau berechnen, wann es zeitlich am günstigsten ist, den einen Cut zu verlassen, um den nächsten Cut sicher passieren zu können. Unsere bewährte Taktik war es, bei Niedrigwasser und Gegenstrom die alte Ankerbucht zu verlassen und mit Hochwasser bei erliegendem Strom die neue, noch unbekannte Ankerbucht anzulaufen. 

So gelangten wir am späteren Nachmittag sicher zum nächsten Ankerplatz und das trotz des kräftigen Windes und der hohen Wellen im Cut.

Die Ankerbucht vor Black Cay lag geschützt und mit einem schönen Ausblick auf die unbewohnte Insel mit ihrem weißen Sandstrand. Der erste Ausflug galt dem Erklimmen des Inselgipfels und dem Schwimmen vor dem Strand im herrlich klaren Wasser.

Herrliches Schweineleben

Am nächsten Morgen besuchten wir die White Cay mit unserem Dinghi. Auf ihr leben ziemlich haarige Schweine im Familienverband. Wir staunten über ihre Größe und dass mehrere Eber nebeneinander sich vertragen. Wir bemerkten beim Füttern, dass es jedoch eine deutliche Rangordnung gibt. Der größte und dickste Eber hatte eindeutig das Sagen und das auch für das Besteigen der Sauen (die armen kleinen Damen).

Beim Anlanden mit dem Dinghi am Strand kamen zugleich einige der wolligen Riesenschweine neugierig zu uns rüber gelaufen. Sie waren ganz friedlich und schnüffelten lediglich das Dingi ab, wälzten sich genüsslich neben dem Beiboot im Strandsand und ließen sich dabei vom Meerwasser abkühlen. Sie warteten auch ganz geduldig den Beginn unserer kleinen Fütterung mit den Gemüseresten ab. Darüber waren wir erleichtert, hatten wir doch einen regelrechten Ansturm aufs Essen erwartet. Dem größten Eber wurde der Vorrang eingeräumt, aber andere Schweine bekamen dennoch ihren Anteil ab. Als sich ein kleines Motorboot mit amerikanischen Touristen näherte, sprangen einige Schweine sogar ins Wasser, um dem Boot entgegenzuschwimmen. Der Guide warf Cracker ins Wasser, die sehr beliebt bei den Schweinen zu sein scheinen. Jochen und ich hatten auf jeden Fall unseren Spaß beim Füttern und Beobachten der wohlig grunzenden Menge. Diese Schweine führen wirklich mal ein paradiesisches Leben, auch wenn sicherlich das eine oder andere Schwein irgendwann dann geschlachtet wird.

Auf zur Meerjungfrau vom Magier David Copperfield

Das nächste Segelziel war die Rudder Cut Cay (Cay = kleine Koralleninsel).

Sie befindet sich im Privatbesetz des amerikanischen Magiers David Copperfield. Ein Gebäude konnten wir aber hier nicht entdecken. Es war lediglich erlaubt, den Strand der kleinen, hügeligen Insel zu besuchen. Weiter ins Innere durften wir nicht gehen. Allerdings war die Insel flächendeckend mit dichten Buschwerk zugewuchert, sodass dies auch nur schwerlich möglich gewesen wäre. Wir konnten jedenfalls direkt von unserer Ankerbucht aus das schöne Korallenriff erschnorcheln.

Und in der kleinen Nachbarbucht hatte der Magier eine Seejungfrau am Klavier versenkt. Auch diese Statue aus Stahl schauten wir uns dann per Tauchgang an. Zudem genossen wir das herrlich klare Wasser beim Schwimmen und unternahmen eine Dingitour zu den beiden Höhlen und in eine Lagune. Auch Katja und Klaus waren mit ihrem Besuch, ihren beiden Töchtern, vor Ort. Und so besuchten wir uns wieder gegenseitig auf unseren Booten.

Gefährliche Tidenströmung

Wieder weiter nördlich segelnd, ankerten wir für zwei Tage zwischen der Galliot Cay und der Big Farmers Cay.

Dazwischen lag die offene See mit einem breiten Korallenriff davor, welches die kräftigen Brandungswellen sehr gut abhalten konnte. Eine urtümlich, wilde Landschaft offenbarte sich uns hier. 

Beim Schnorcheln in Richtung offene See kamen wir schnell voran, zu schnell. Erst auf dem Rückweg wurde uns bewusst, wie stark die Tidenströmung hier ist. Wir schafften es selbst mithilfe der großen Flossen nicht mehr gegen an zu kommen.  So schwammen wir zunächst quer zur Strömung und landeten dann an. Die Insel besteht jedoch vornehmlich aus spitzen Vulkangestein, dass einen Spaziergang entlang der Küste quasi unmöglich macht. So nahmen wir unsere strapazierfähigen Flossen zur Hilfe, indem wir sie immer ein Stück vor uns auslegten und dann wie auf einen Teppich den nächsten Schritt vollzogen. Stück für Stück kamen wir so langsam unserer Ankerbucht wieder näher. Die letzten Meter war dann die Strömung nicht mehr so arg, sodass wir uns wieder schwimmend zum Boot begeben konnten. Dieses Erlebnis sollte uns eine Lehre sein, künftig genauer die Strömungsbedingungen zu studieren.

Vom Schrecken erholen konnten wir uns dann bei einem Ausflug in die benachbarte Bucht mit einer Wanderung in einer von Mangroven umsäumten Flusslandschaft.

Rettung bei der Thunderballgrotte

In einer anderen Bucht bei Staniel Cay wurden wir sogar zu Rettern: Ein Vater mit seinem etwa sechsjährigen Sohn war in der Thunderballgrotte schwimmen gewesen (berühmt durch den gleichnamigen James Bond- Film Thunderball, wo eine berühmte Szene in dieser Grotte gefilmt wurde). Nach dem Hindurchtauchen der Grotte hatte die Tidenströmung die Beiden dann erfasst und sie trieben vom Grottenausgang in spürbarer Geschwindigkeit weg. Ohne fremde Hilfe war es ihnen nicht mehr möglich, zu ihrem Ausflugsboot zurück zu gelangen. 

Jochen und ich saßen gerade in unserem Cockpit in Richtung der kleinen Insel mit der besagten Grotte. Plötzlich beobachtete ich wie ein Vater und sein Kind offensichtlich wegen der starken Strömung in Schwierigkeiten geraten waren und sich nun versuchten an dem fesigen Felsvorsprung unterhalb der Insel festzuhalten. Jochen und ich ließen sofort das Beiboot ab und motorten zu den Beiden hin. Der Junge, immerhin mit einer Schwimmweste, war schon vollkommen aufgelöst und kletterte weinend in unser Dinghi. Der Vater war noch recht gefasst, aber ebenfalls froh darüber, dass wir sie entdeckt hatten. So fuhren wir die Beiden zu ihrem Ausflugsboot zurück. Es lag in etwa 200 m Entfernung vor Anker.  Der  Bootsführer hatte die Beiden offensichtlich gar nicht vermisst. Was soll man dazu sagen….

Schnorcheln in der Thunderball-Grotte vom gleichnamigen James Bond-Film

Tidenstrom im Aquarium und Ertauchen eines Flugzeugwracks

Wir selbst sind dann auch noch einmal in eine ähnliche Situation geraten und dass trotz des guten Vorsatzes. 

Vor der Privatinsel von Jonny Depp und mitten im Exuma Seapark liegt das sogenannte Aquarium vor einer Miniinsel. Hier vertäuten wir unser Dinghi an einer Mooring und sprangen ins Wasser zum Schnorcheln. Sofort umringten uns hunderte von Korallenfischen, wohlwissend, dass ich ein Tütchen mit gekochtem Reis im Gepäck hatte. Gierig stürtzten sie sich auf die weißen Körner und einige Fische, die wohl nicht genug davon abbekommen haben, bissen uns sogar in die Beine, was keine Wunde verursachte, aber trotzdem recht schmerzhaft war. Nachdem wir erst einmal genug von dem ganzen Getümmel hatten, machten Jochen und ich uns auf, um die kleine Insel schnorchelnd noch weiter zu erkunden. Aber auf dem Rückweg herrschte auch hier so ein starker Gegenstrom, dass Jochen es nur mit höchster Kraftanstrengung schaffte, zurück ins Aquarium zu gelangen. Bei mir reichten die Kräfte hingegen dafür nicht. Mir gelang der Rückweg nur, indem ich mich an den scharfkantigen Felsvorsprüngen der Miniinsel entlanghangelte und mich auf diese Weise Stück für Stück dem Aquarium nähern konnte. Die Strömungen auf den Bahamas sind wahrlich beachtlich.

In der Nähe von dieser Ankerbucht sollte auch ein Flugzeugwrack liegen. Dieses konnten wir glücklicherweise Weise auch nach nur kurzer Suchaktion am Rande eines herrlichen Korallengartens entdecken, umgeben von Fischen, Riesenkrabben und Hummern.

Wir sind mit Katja und Klaus seit Panama zusammen unterwegs gewesen. Nun trennen sich jedoch unsere Wege, zumindestens vorerst. Die beiden wollten bereits Mitte März auf Nassau sein, weil ihre Kinder von dort ihren Flieger zurück nach Deutschland nahmen. Danach machten sich Katja und Klaus weiter auf in den Norden der Bahmas. Bereits Anfang April wollen sie dann ihre Nordatlantiktour zurück nach Europa starten.

Wir hingegen können uns noch etwas mehr Zeit lassen für die Erkundung der Exuma Inseln im Südteil der Bahamas. Erst Mitte April werden wir unsere drei neuen Mitsegler für die Atlantiküberquerung bei uns an Bord begrüßen. Dafür wollen wir ebenfalls nach Nassau segeln und dort ein gutes Wetterfenster abwarten, um zunächst die Bermudas und später die Azoren anzusteuern.

Beim Schreiben macht sich schon ein bisschen Abschiedsstimmung breit. Jetzt sind es nur noch wenige Wochen bis wir unsere endgültige Heimreise antreten. Aber die Zeit bis dahin wollen wir auf jeden Fall noch ausgiebig auskosten und sind gespannt, was uns jetzt noch weiter erwarten wird.

6 Kommentare

  1. Tolle Fotos und tolle Storie!
    Liebe Grüße aus Kiel,
    David & Gerd

    • Lieber David, lieber Gerd!
      Vielen Dank für euer Feedback. So schön, dass euch unser Bericht gefallen hat!
      Viele liebe Grüße Anja und Jochen

  2. Bettina u. Hans

    Liebe Anja, lieber Jochen,
    wieder ist Euch ein super Reisebericht gelungen.
    Am Anfang hatte ich schon etwas Bedenken, wie das wohl weitergeht, aber Ihr habt wie immer die Situation souverän gemeistert. Ein Klavier mit Meerjungfrau am Meeresboden ist mir bis jetzt auch noch nicht unter gekommen.
    Wie immer faszinieren uns die Unterwasseraufnahmen. Der Fisch am Anfang hat einen interessanten Schwimmstil, ebenso Jochen – sehenswert. Beeindruckt hat mich der Hummer, wie er graziös über den Meeresboden schreitet.
    Eure spontane Rettungsaktion ist Euch auch gut gelungen.
    Die aufkommende Wehmut bzgl. der nahenden Rückreise, sollte Ihr versuchen zu ignorieren und die Restzeit in vollen Zügen geniesen.
    Weiterhin viel Spass beim Entdecken neuer Dinge wünschen aus dem sonnigen Bayern,
    Bettina u. Hans
    P.S.: Heute hatte es 25°C uns so durfte die Frangipani zum ersten Mal auf die Terrasse.

    • Liebe Bettina, lieber Hans!
      Vielen Dank für euer ausführliches Feedback. Es freut uns immer wieder, wenn unsere Beiträge auf Interesse stoßen! Leider hat sich unsere Actionkamera unter Wasser nicht so bewährt, sonst hätten wir noch viel mehr von der faszinierenden Unterwasserwelt in der Karibik gezeigt. Aber bei den optimalen Lichtverhältnissen unter Wasser konnten wir die Gangart des Hummers immerhin doch ganz gut erhaschen. Genießt weiterhin das frühlingshafte Wetter im schönen Bayern! Liebe Grüße Anja und Jochen

  3. hallo ihr zwei,
    wirklich ufregend, was ihr so erlebt und zeigt einem, dass wirklich viel Fachwissen gefragt ist, um alles heil zu schaffen, gut, dass ihr so vorsichtig seid. Herrlich auch die süssen Schweine, schön, dass einige auch glücklich vor sichhin leben können. Alles liebe Peter , Veldi und die Jungs

    • Liebe Ingvelde und Familie!
      Vielen Dank für euer liebes Feedback!
      Ja, ein wenig Abenteuer gehört dazu…
      Nach sechs Tagen Segeltour sind wir nun auf Bermuda eingetroffen. Es lief entspannter ab als erwartet. Vor Beginn des Tourns war ich doch schon etwas aufgeregt….Liebe Grüße und genießt den schönen Frühling mit all seinen Facetten! Eure Anja und Jochen

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