Tschüss Jamaika!
Die Winde haben uns auf dem Weg von Providencia nach Kuba erst einmal nach Jamaika geweht. Hier haben wir den starken Nordwind abgewettert und uns den Aufenthalt mit einigen schönen Ausflügen auf unserer Überraschungsinsel versüßt.
Und Anker auf Richtung Kuba
Für die Überfahrt von Jamaika nach Kuba brechen wir dann am 23.12. frühmorgens auf.
Auf etwa halber Strecke zwischen der Montego Bay auf Jamaika und der Südküste Kubas queren wir die berüchtigte Windward-Passage, die uns dann in etwa einem Monat zu den Bahamas führen wird.
Jetzt, bei einem stetig kräftigen Halbwind, kommen wir prima Richtung Kuba voran.
Heilig Abend vor den Cinco Balas
Unser erster Zwischenstopp am nächsten Tag ist die Ankerbucht vor den Cayo Cinco Balas, einer langestreckten Inselkette im Süden Kubas. Sie ist gespickt mit Korallenköpfen, die im flachen Gewässer schon fast bis an die Wasseroberfläche heranreichen. Bei unserer Ankunft am frühen Nachmittag ist das Wasser aber so glasklar, dass wir bis zum Grund alles sehen und so einen geeigneten Ort für unser Ankermanöver ausmachen können. Wir springen daraufhin gleich mal hinein in das erfrischend kühle Nass, das merklich kälter ist als in den bisher besuchten Karibikgewässern. Beim Schnorcheln direkt hinter unserem Boot entdecken wir eine vielseitige Unterwasserwelt mit einigen auch sehr großen Fischen.
Die vorgelagerte Insel ist unbewohnt, der Wind hat nachgelassen und es herrscht eine unglaubliche Ruhe um uns herum. Ein perfekter Ort, um unseren kleinen Weihnachtsbaum (aus Plastik) mit bunten Christbaumkugeln zu schmücken und den Heilig Abend damit einzuläuten. Wir haben kein Internet und damit keinen Zugang zu Weihnachtsliedern, aber gemeinsam trällern wir die altbekannten Lieder in angesicht des geschmückten Baums und bringen uns damit ein wenig in eine festliche Stimmung.
In der Nacht hat der Wind kräftig zugenommen, aber der Anker liegt gut verkeilt hinter einem Stein. Am nächsten Tag brechen wir in aller Frühe wieder auf.
Unsere erste Stadt auf Kuba: Cienfuegos
Mit einem prima Rückenwind kommen wir wieder gut voran in Richtung Cienfuegos, der Ort, wo wir in Kuba einklarieren wollen. Ein paar Meilen vor dem Ziel gibt es dann Gewittergrollen und Blitze überall um uns herum, was die Situation deutlich ungemütlicher macht. Schließlich gelangen wir unbeschadet zur Einfahrt des Fjords, der uns an dessen Ende nach Cienfuegos führen soll. Die Sonne ist längst untergegangen und es strömt unaufhörlich wahre Bindfäden. Mittlerweile komplett durchnässt fahren wir den Fjord noch sechs weitere Meilen in vollkommener Dunkelheit entlang (immerhin ist die Strecke gut betonnt) und erreichen so schließlich den Hafen.
Ein freundlicher Hafenmeister nimmt trotz der späten Stunde unsere Leinen entgegen.
Am nächsten Morgen heißt es nach nur wenigen Stunden Schlaf wieder früh aufstehen: Die Einklarierungsprozedur soll beginnen. Es ist langwierig, weil auch hier verschiedene Stationen durchlaufen werden müssen, aber alles läuft freundlich und problemlos ab. Der Schwarzmarkthandel beginnt bereits in der Marina mit dem Geldumtausch. Der Hafenmeister nimmt dies für uns gerne in die Hand und besorgt uns auch gleich noch eine SIM-Karte für unsere Zeit auf Kuba.
Katja und Klaus sind schon ein paar Tage vor uns in der Marina eingetroffen. Nach freudiger Begrüßung machen wir uns zu Fuß mit ihnen in Richtung des Zentrums von Cienfuegos. Wir sind erstaunt: so schön hätten wir uns das Städtchen gar nicht vorgestellt. Es gibt hier viele gut erhaltene und zum Teil aufwendig restaurierte Kolonialbauten. Später erfahren wir, dass diese sogar zum UNESCO Weltkulturerbe erkärt wurden. Auch sehen wir hier bereits die berühmten Oldtimer.
In den Einkaufsstraßen herrscht eine entspannte, freundliche Stimmung. Es gibt viele Secondhandläden für Schuhe und Bekleidung, aber nur wenige Läden mit neuer Kleidung. Dennoch sind die Menschen hier alle gut und nach aktueller westlicher Mode angezogen. In den von uns so benannten Intershops (eine Erinnerung an die ehemalige DDR) kann man per Kartenzahlung, Dollar oder Euro eigentlich alles bekommen, wenn auch nur zu stark überhöhten Preisen. Bei den allgemein niedrigen Einkommen der Bevölkerung werden sich diese hier kaum etwas davon leisten können. Wonach man allerdings verweifelt suchen muss, sind Obst und Gemüse. Und auch Brot können wir hier erst nach einer längeren Suchaktion auftreiben. Bei einem fliehenden Händler können wir schließlich ein wabbeliges Weißbrot aus einem Metallkasten seines Lastenfahrrads erstehen.
Im Cafe am Hauptplatz treffen wir Jimmy. Er ist Kinderarzt im Stadtkrankenhaus und berichtet uns davon, dass es seit der Coronapandemie und dem derzeitigen Präsidenten (nach Abdankung von Raul Castro vor zwei Jahren) Kuba wirtschaftlich wesentlich schlechter gehen würde. Alles sei viel teurer geworden und das bei gleichbleibenden Gehältern. Im Krankenhaus hätten sie kaum Medikamente oder Spritzen und selbst an Kugelschreibern würde es mangeln. Wir hatten vorher schon von dem Schmerzmittel- und Kugelschreiberproblemen gehört und uns vorsorglich damit für kleine Geschenke eingedeckt. Wir beschließen, Jimny unsere vollen Kugelschreiberpackungen und auch einige Packungen Paracetamol nach Neujahr vorbeizubringen.
Für uns hingegen ist hier alles spottgünstig. Wir gehen mittags mit Katja und Klaus in ein gepflegtes Restaurant und bezahlen für ein Mittagessen umgerechnet gerade mal 3 Euro pro Person.
28.1. Wir fahren per Sammeltaxi nach Havanna, wo wir Joshie treffen wollen, der dort am selben Tag per Flieger aus Oslo eimtrifft. Die Fahrt dauert 3,5 Std. und kostet uns zusammen gerade mal 40 Euro.
Havanna
Als wir in die Nähe unserer Unterkunft kommen, die in einem angesagten „autenthischen“ Viertel liegen soll, fahren wir durch eine Landschaft von Häuserruinen von ehemals herrschaftlichen Wohnhäusern. Vom Auto aus sehen wir, wie hier die Menschen mit den Familienmitgliedern eng zusammen in dunklen und winzigen Räumen von halbverfallenen Häusern vor dem Fernseher oder am Essenstisch sitzen. Der vielzitierte „abgeblätterte Charme“ der Stadt Havanna kippt hier geradewegs um ins Tristesse. Wir sind bestürzt angesichts der vielen abbruchartigen Häuser und der desolaten Wohnsituation. Auch begegnen uns überall übergelaufene Müllcontainer, obwohl die Straßen an sich recht sauber sind. Als wir in unsere Straße unserer Unterkunft einbiegen, atmen wir erleichtert auf. Hier sind die Häuser in einem gut restaurierten Zustand. Das weckt die Hoffnung, dass es nicht überall so gräuslich zugeht wie in den zuvor passierten Straßen…
Das Innere unserer Airbnb-Wohnung wirkt geradezu feudal: ein großes Ess- und Wohnzimmer, abgegrenzt durch zwei Marmorsäulen, ein Kronleuchter an der 5 Meter hohen Decke, edle antike Möbel, hohe Flügeltüren zum Balkon raus und mit Blick auf die belebte Straße mit den bunten Fassaden im Kolonialstil. Die beiden Schlafzimmer sind klein, aber gemütlich, die Küche sehr groß und gut ausgestattet. Alles ist sehr geschmackvoll und liebevoll eingerichtet. Das Herzstück für uns bildet die einladend gestaltete Terasse, die von Häuserwänden eingeschlossen ist und dadurch von jeglichem Straßenlärm fern gehalten wird. Wir sind begeistert! Die nette Haushälterin zeigt uns noch, wo alles steht und übergibt uns dann die Schlüssel.
Wir erkunden daraufhin erst einmal die nähere Umgebung. Wir wollen auch noch etwas Brot und Bananen einkaufen. Der Obst- und Gemüsestand um die Ecke hat eine ganz ansehnliche Auswahl zu winzigen Preisen. Hier bekomnen wir auch unsere Bananen. An der gegenüberliegenden Häuserecke entdecken wir eine Bäckerei. Dort stehen vor dem Laden für die Weißbrote mindestens 20 Menschen in einer Schlange an. Als wir uns dort hinbegeben, fragt uns ein freundlicher Herr, ob wir einen Berechtigungsschein besitzen würden. Wenn nicht, bekämen wir hier nämlich kein Brot. An welcher Stelle wir anderswo Brot kaufen könnten, kann er uns aber nicht sagen. Wir klappern daraufhin die vielen winzigen, vergitterten Läden ab, die sich in den Eingangsbereichen von Privatwohnungen befinden. Das magere Sortiment gibt meist nur kleine Packungen Cracker, ein paar Süßigkeiten und verschiedene Getränkesorten in Dosen her, aber kein Brot. Wir laufen schließlich zum Malécon, die berühmte Flaniermeile direkt am Wasser, wo sich meterhohe Wellen an der hohen Betonmauer brechen und in regelmäßigen Abstand auch über die Ufer treten. Wir müssen aufpassen, nicht nass zu werden und beobachten, wie selbst die Autos auf der Straße, die parallel zum Bürgersteig und entlang der Uferböschung verläuft, von den Wellen bespritzt werden.
Hier fahren auch wieder viele Oldtimer, die uns sehr faszinieren. Ich versuche, sie zusammen mit den über die Ufer tretenden Wellen fotografisch einzufangen. Gar nicht so einfach, den richtigen Moment dafür zu erwischen. Wir gehen noch zu einem günstigen Mittagstisch. In dem kleinen Restaurant freut sich die Bedienung begeistert darüber, dass es uns bei ihnen offensichtlich gut schmeckt.
Am Abend dann kommt Joshua zu uns in die gemietete Wohnung. Ein 11-stündiger Flug liegt hinter ihm. Zur Begrüßung gibt es schlicht Pizza und Bier auf der schönen Terrasse. Nachdem wir uns das letzte Mal Weihnachten vor einem Jahr auf Barbados getroffen haben, gibt es nun viel zu erzählen.
Heute am 29.1. feiern wir mit Joshua unseren 26. Hochzeitstag. Das eigentliche Geschenk ist der Besuch von unserem Sohn. Wir planen für heute eine Stadtbesichtigung des alten historischen Havannas. Hierfür laufen wir zunächst noch einmal den Malécon entlang und entdecken auf dem Weg Richtung Alt-Havanna auch ein altes Fort mit mächtigen Kanonen davor. Irgendwann biegen wir ab und schlendern durch die schummrigen Gassen weiter bis zum berühmten Altstadtkern Havannas. Hier gibt es wunderschön restaurierte Prachtbauten zu sehen, besonders eindrucksvoll ist das Kapitol von 1929, einstiges Repräsentantenhaus und heutige Akademie der Wissenschaften sowie Umweltministerium und Nationalbibliothek. Dieser Riesenbau mit seiner 62 m hohen Kuppel ist in augenscheinlicher Weise dem amerikanischen Weißen Haus nachempfunden. Auch fahren hier überall die blank polierten imponierenden Oldtimer herum, ganz so wie man sie aus der Werbung kennt. Beim Spaziergang lassen wir uns einfach treiben und geraten immer wieder auch in ziemlich heruntergekommene Viertel, die nur noch wenig vom Charme der Blütezeit Havannas in sich tragen: zu kaputt die alten Häuser, zu arm die dort wohnenden Menschen.
Manche Häuser haben schon den endgültigen Niedergang erfahren, andere werden noch mit provisorischen Stützbalken aufrecht erhalten. Aber in einem geradezu regelmäßigen Wechsel tauchen dann immer wieder wundervolle Plätze und Straßenzüge vor uns auf, die in ihrem perfekt restaurierten Zustand eine eindrucksvolle Atmosphäre verströmen und vom einstigen Glanz der Metropole erzählen können. Immer wieder streifen wir auch durch hübsch angelegte kleine Grünanlagen, die mit Denkmälern für Kubas historisch bedeutsamen Dichter, Denker und Nationhelden, die uns allerdings allesamt wenig sagen, z.B. Manuel Caspedes (er steht für den 1. Unabhänfigkeitskrieg Kubas von 1819-74, wie wir es der Gedenkschrift entnehmen). Viele Plätze erinnern an italienische Renaissancestätten. Der Kommunismus kommt bei den Gebäudeensembles zumindestens nicht zum Tragen. Erstaunt sind wir auch über die zahlreichen Festungen, wie die des königlichen Castillo de la Real Furza, 1558-77. Schade ist nur, dass diese Prunkbauten, die vormals hauptsächlich Regierungssitze waren und heute Museen, Ministerien und vornehme Hotels beherbergen, nur von außen anzusehen sind, da sie aus unerfindlichen Gründen dieser Tage geschlossen sind. Auch bei den Kirchenbauten, wie der prunkvollen barocken Catedral de la Habana, bleibt uns der Eingang leider verwehrt.
Am zweiten Tag der Stadtbesichtigung können wir uns immerhin die Außenanlage des Museo de la Revolution anschauen (der Prachtbau des früheren Präsidentenpalastes ist natürlich geschlossen) und die unkonventionellen Militärfahrzeuge und Waffen der Revolution sowie die luxuriös anmutende Motor-Jacht Granma bewundern, mit der Fidel Castro 1959 mit seinen Mitstreitern auf Kuba landete. Auch werfen wir einen Blick in das Museumsgebäude Palast der schönen Künste (hier nun doch mal ein riesiger kommunistischer Klotzbau), in dem die nationalen Kunstwerke Kubas von der Kolonialzeit über die verschiedenen Stile der klassischen Moderne bis zur Gegenwartskunst großzügig präsentiert werden. Wider Erwarten nehmen kommunistische Propagandawerke hier nur einen kleinen Teil vom Ganzen ein.
Nach einer Verschnaufspause mit leckerem Kuchen vom Konditor nebenan (einer Ausbildungsstätte für angehende Bäcker und Konditore) auf unserer anheimelnden Terrasse, gehen wir wieder am Malécon entlang; diesmal jedoch in westliche Richtung, also in die entgegengesetzte Richtung der historischen Altstadt. Wir wollen das von Joshuas neuem Chef empfohlene und auch aus historischer Sicht bedeutsame Hotel International besuchen. Es liegt zwar in der Nähe vom Wasser, aber eher in einer einfacheren Umgebung. Schon von Weitem ragen seine beiden goldfarben angeleuchteten Türme aus der Häusermenge hervor. Eine mit hohen Palmen gesäumte Zufahrtstraße führt zum vornehmen Eingangsbereich. Uns fällt auf, dass sowohl schicke Oldtimer als auch klapprige alte Ladas hier vorfahren. Auch das Publikum ist eine bunte Mischung aus Schick und Leger. Das wäre bei uns in Deutschland sicher anders, hier zeigt sich ein Stück Sozialismus von der angenehmen Seite. Auch im Innern präsentiert sich die großzügige Pracht einer einst wohlhabenen Vergangenheit mit eleganten Sitzecken und Verkaufstresen aus dunklem Mahagoni, die teure Uhren, Parfüms und Havanna-Zigarren anbieten (hier endet wohl die Gleichberechtigung innerhalb des Systems).
Wir gehen durch die große Empfangshalle in den Außenbereich mit Bar und überdachten Couchnischen mit Blick auf die parkähnliche Gartenanlage. Während wir Moquito zu einem erstaunlich günstigen Preis von umgerechnet drei Euro (aus unserer Sicht, die Einheimischen sehen das sicher anders) trinken, lauschen wir den kubanischen Klängen einer vierköpfigen Band. Später geht noch der Hut dafür herum.
Als uns der Hunger überkommt, gehen wir hinüber zum angrenzenden Restaurantbereich und studieren die Abendkarte. Auch hier sind die Preise moderat. Das Restaurant ist trotz abendlicher Essenszeit bei Weitem nicht ausgebucht. Wir werden jedoch nicht hineingelassen, da wir keine Übernachtungsgäste des Hotels sind. Fängt der Kommunismus hier an (fehlendes Wirtschaftsinteresse) oder hört er hier auf (wo bleibt die Gleichheit unter den Volksgenossen?)?. Wir beschließen deshalb, anderweitig irgendwo Essen zu gehen. Vorher schauen wir uns im Hotel noch weiter um und entdecken einen kultigen Salon mit Bar, indem ein Sänger (wohl mit Opernausbildung) und mit Contrabass-Begleitung bekannte spanische und kubanische Songs singt. Das mitsingende Publikum unterstützt ihn dabei. Die Wände sind vollgekleistert mit Fotos von Stars der 20er bis 50er Jahre, die hier ihrer Zeit ein- und ausgegangen sind. Wir setzen uns noch einmal an einen Bistrotisch und genießen für eine kurze Weile die wohl klingende Gesangsstimme und die Atmosphäre des Raumes.
Per Tuktuk fahren wir dann zurück in unser Viertel und zu einen Restaurant, wo wir bereits am Vortag gut und günstig gespeist haben. Hier in einer ehemaligen Fabrikhalle herrscht eher der Shabby-Charme mit Kunstwerken aus zusammengesetzten Schrottteilen an den Wänden und alten Schallplatten als Untersetzer.
Trotz der wenigen Gäste erscheinen auch hier nach einer Weile ein Sängerpaar auf der Bühne, die abwechselnd und mit geübter Stimme die bekannten Buena-Vista-Social-Songs von sich geben. Joshuas Kommentar dazu: Die Kubaner haben die Musik einfach in den Genen.
Am nächsten Tag wollen wir gemeinsam in das neue Jahr hineinfeiern. Dafür haben wir schon vorab einen Tisch in einem für seine Kunst- und Kulturveranstaltungen bekannten Hostel am Malécon, d.h. an der berümten Uferpromenade von Havanna, gebucht.
Den Tag verbringen wir zunächst noch mit einem weiteren Ausflug ins Old Havanna. Im vollen Sonnenschein überwiegt unser Eindruck vom Charme der abgeblätterten Fassaden. Wir entdecken zudem weitere voll restaurierte Prachtbauten im Stil der spanischen Kolonialzeit und sind wieder einmal voll des Staunens über die hier anzutreffende Schönheit der Harmonie. Das zuvor auserkorene Rum-Museum hat dann, trotz Ankündigung an jedem Tag der Woche geöffnet zu sein, geschlossen… schade.
Auf dem Rückweg zu unserer Unterkunft entdecke ich einen kleinen Gemüseladen und gehe mit Joshua hinein. Wir werden sofort angesprochen, ob wir Geld umtauschen wollen und dafür in die hinterste Ladenecke hineingewinkt. Ich frage nach dem Umtauschkurs, bin einverstanden und gleich darauf werden die Berge an Pesosscheinen für die einzuwechselnden 100 Euro aus Plastiktüten hervorgeholt. Ein Beispiel für den allumfassenden Schwarzmarkthandel hier auf Kuba.
Silvester am Malécon
Am Abend begeben wir uns zum Eventort am Malécon. Hier erwartet uns zunächst ein leckeres Drei-Gänge-Menü in entspannter Atmosphäre und mit Blick auf das Meer.
Die verschiedenen Gänge werden innerhalb eines langgestreckten Zeitraums von drei Stunden serviert und dies immer mit einem lässig lächelnden Blick des freundlichen Kellners. Kurz vor 0:00 bekommen wir unseren Nachtisch und später soll dann auch noch der Abschlussexpresso kommen. Darauf wollen wir aber nicht mehr warten. Wir begeben uns lieber schon mal die Treppe hinauf zur Dachterrasse. Dort herrscht bereits eine fröhlich ausgelassene Stimmung, unterstützt von einem betont coolen Saxophonspieler. Um kurz vor Mitternacht geht der sympathische Geschäftsführer von Gast zu Gast und schenkt großzügig die Sektgläser voll. Und dann gilt es auch schon anzustoßen. Alle jubeln und wünschen einander ein frohes neues Jahr. Wir sind glücklich als kleine Familie an diesem schönen Ort das neue Jahr gemeinsam begrüßen zu dürfen. Der Saxophonist spielt gut, es wird allgemein ein bisschen getantzt. Ein Feuerwerk, so wie wir uns das vorher ausgemalt hatten, gibt es aber auch von hier oben mit Blick auf Alt Havanna nicht zu sehen. Aber siehe da, immerhin wird unser Abschluss-Expresso hier oben doch noch serviert.
Für meinen Geschmack etwas früh löst sich gegen 01:30 Uhr die Gesellschaft langsam wieder auf. Wir begeben uns zu Fuß zurück zu unserer Unterkunft. Unterwegs entdecken wir ein Restaurant, wo noch bei Livemusik ausgelassen getanzt wird. Es sind lauter amerikanische Gäste, die hier zuvor gegessen haben. Mit der Bestellung eines Moquitos dürfen wir uns untermischen und ein wenig bei fetziger Musik das Tanzbein schwingen. Irgendwann sind wir dann aber müde genug, um den endgültigen Heimweg anzutreten.
Am nächsten Morgen schlafen wir uns ordentlich aus und frühstücken dann ein letztes Mal auf unserer lauschigen Terrasse. Wir haben bis zur Rückfahrt nach Cienfuegos, und damit zu unserem Segelboot in der Marina, noch etwas Zeit für einen Spaziergang. Wir wollen uns eine Parkanlage anschauen, aber bei Ankunft erweist sie sich als „geschlossen“, wie uns die Pförtnerin erklärt. Wen wunderts noch? Weshalb eine Pförtnerin an einer geschlossener Pforte sitzt, bleibt uns schleierhaft. Aber, wie uns die Einheimischen selbst immer wieder mit einem Augenzwinkern erklären: It’s Cuba!
Um 14 Uhr werden wir von einem klapprigen Gefährt namens Taxi abgeholt und fahren die 3 1/2 Stunden auf nahezu leerer Straße zurück zu unserem Hafen. Unterwegs kaufen wir noch drei Ananas bei einem Straßenstand. Man soll ja mitnehmen, was kommt.
Unser erster gemeinsamer Aufenthalt mit Joshua an Bord seit dem letzten Jahr… Wir freuen uns so sehr, ihn wieder mal bei uns zu haben. Leider sind die Tage bereits gezählt. Zu wenige verbleiben, um ein schönes Ziel mit dem Segelboot anlaufen zu können.
So planen wir Ausflüge in die nähere Umgebung per Tuktuk oder Taxi.
Ausflüge mit Joshua
Zunächst geht es aber erst eimmal vormittags zu Fuß ins Zentrum von Cienfuegos. Nach Havanna kommt uns die Stadt am Wasser wie ein Kurort vor; es herrscht eine viel entspanntere Atmosphäre, die Häuser im Stil der französischen(!) Kolonialzeit (d h. etwas schlichter gehalten) sind insgesamt in einem weitaus besseren Zustand und überall gibt es nette Cafes und Restaurants. Am Nachmittag besuchen wir einen nahe gelegenen Strand. Joshua sehnt sich nach Sonne und Meer nachdem er während seiner Arbeitstage in Oslo nur noch Dunkelheit erlebt hat. Der Ort, den wir aufsuchen, ist allerdings eher als ein Stadtstrand einzustufen: Der Sandstreifen ist ziemlich schmal und wir trauen dem Wasser des Fjords nicht so richtig über den Weg (wie stark wird er von Abwässern geschwängert?). So beschließen wir nach einem relativ kurzen Sit-In die Aussicht auf den Fluß nebenan mit den vorbeifahrenden Fischern von einem Café aus zu genießen.
Am Abend gehen wir noch gemeinsam mit Katja und Klaus zu einer kleinen Bar, die sich in einem ausgebauten Container um die Ecke von unserer Marina befindet. Sie wird von fünf ausgebildeten Ärzten geführt, die es satt haben, für einen Mickerlohn in einem ständig von Medikamenten und technischen Geräten unterversorgten Krankenhaus zu arbeiten. Einer von ihnen unternimmt bereits konkrete Schritte, um in ein, zwei Jahren dann nach Deutschland auswandern zu können. Wir wundern uns darüber, dass es sich finanziell für die Ärzte mehr lohnt, ein paar Cocktails am Tag zu verkaufen. Aber sie sagen uns, sie würden hier das Vierfache verdienen. Na ja, immerhin sorgen sie dafür, dass ihre Kollegen im Krankenhaus einen steten Patientennachschub bekommen…
Am nächsten Morgen werden wir von Joana und ihrem chinesischen Elektrotuktuk erwartet. Mit den fünf Passagieren und einem Fahrer hat das Gefährt schon ordentlich damit zu kämpfen, eine etwas steilere Wegstrecke zu erklimmen. Auch blinkt der halbvolle Akku bereits bei der Hinfahrt. Wir hoffen, dass wir die 20 km Hin- und Rückfahrt zum Meer und wieder zurück trotzdem irgendwie wuppen. Joana ist da höchst zuverlässig und sie hat ja schließlich Erfahrung mit ihrem Vehikel.
unten: Tuktukfahrt mit Joana und Bootausflug in ein Naturreservat mit Flamingos
Auf halber Strecke halten wir an einem Naturreservat an, gehen durch einen Waldabschnitt mit einigen bunten Vögeln und steigen schließlich in zwei Ruderboote um. Der Ruderer fährt uns über einen mit Mangroven gesäumten See zu Plätzen, an denen Hunderte von Flamingos im Wasser stehend nach Shrimps Ausschau halten. Die majestätischen Vögel in ihrem rosaroten Federkleid sind wunderschön anzusehen. Es herrscht eine geradezu magische Atmosphäre. Nachden wir uns bis auf etwa 20 m zu ihnen herangepirscht haben, fliegen die scheuen Vögel in Scharen davon, was auch ziemlich Eindruck auf uns macht.
Zu Mittagszeit treffen wir an einem weißen Sandstrand vor türkisfarbenen Meer ein – ein Bild wie aus der Karibikwerbung. Wir haben die Wahl direkt am Strand oder im Restaurant zu Mittag zu essen. Wir bevorzugen zunächst die schattenspendende Kühle unter dem offenen mit Reet gedeckten Restaurantdach. Die Mittagskarte ist maritim, die Preise auch hier mehr als moderat. Unsere Pinacolada ohne Alkohol nehmen wir dann auf einer Liege unter den mit getrockneten Palmenblättern gedeckten Sonnenschirm ein. Das Meer leuchtet uns in hellen Blautönen entgegen und lädt uns zum Baden ein. Es ist herrlich klar und erfrischend. So fühlt sich Karibikfeeling pur an! Und Joshua ist auch glücklich: Endlich wieder Sonnenschein! In seiner Wahlheimat Oslo herrschen gerade um die minus 30 Grad.
Nach einigen Stunden Sonne und Meer geht es mit dem Tuktuk dann wieder retour. Unterwegs entdecken wir einen Gemüsestand mit Kattoffeln und greifen natürlich zu. Und tatsächlich, am Ende gelangen wir beinahe problemlos (nur einmal bei einem Anstieg hatte es kurz den Anschein, als würde das Tuktuk nun seinen Geist aufgeben) bis vor die Einfahrt zur Marina!
Ausflug zum Fischerdorf la Boca und zum Strand von Ancon
Auch die nächsten beiden Tage wollen wir vornehmlich die Sonne und das Meer genießen. So werden wir am kommenden Morgen wieder von einem klapprigen Taxi abgeholt und hoffen, dass es die 100 Kilometer bis zu unserem Ausflugsziel nach la Boca schafft.
La Boca ist ein kleines Fischerdorf mit einem Strandstrand vor der Tür. Auch gibt es hier einen Fluss, den die Fischer zum Anlegen an den Bootsstegen nutzen. Bei Ankunft in unserer vorab gebuchten Unterkunft werden wir freundlich empfangen. Die Mietfahrräder stehen schon bereit und so schwingen wir uns nur kurze Zeit später auf die Räder. Wir fahren die Küstenstraße entlang Richtung Ancon. Hier soll es die schönsten Strände der Südküste geben. Wir radeln etwa 12 km bis wir zu dem Abschnitt mit kleinen Restaurants und den mit Palmwedeln gedeckten Sonnenschirmen gelangen. Wir nehmen zunächst ein kleines Mittag direkt am Strand ein und lassen uns dann anschließend auf die Sonnenliegen nieder. Der Strand geht in beide Richtungen scheinbar endlos weiter und auch hier ist das Meer wunderbar zum Schwimmen. Joshua ist vollauf zufrieden und wir mit ihm. So verbringen wir einen weiteren sehr entspannten Tag am Strand und Meer.
Als wir uns an die Rücktour machen wollen, stellen wir fest, dass Joshuas Rad einen Platten hat. Der Budenbesitzer von nebenan springt sofort herbei und bringt uns seine Fahrradpumpe. Da wir nicht wissen, wie schnell die Luft wieder entweichen wird, so beschließen wir, dass Joshua so schnell wie möglich losfährt und wir ihn ggf. auf halber Strecke wieder einsammeln. Aber Joshua gibt alles und schafft es, mit einem Rest Luft noch bis zu unserer Unterkunft zu gelangen. Der kleine Sprint hat ihm sogar Spaß gemacht. Er liebt halt die sportlichen Herausforderungen. Zur Belohnung gehen wir im Ort richtig schön essen. Das Restaurant befindet sich direkt an der Uferkante zum Meer. Es erinnert uns mit seiner anheimelnden Beleuchtung, seinem Interieur und vor allem der abwechslungsreichen mediterranen Speisekarte an die schönen Restaurants im Süden Europas. Hier genießen wir bei Sonnenuntergang das leckere Essen und lassen den Tag richtig angenehm ausklingen.
Am nächsten Morgen gibt es ein reichhaltiges Frühstück in der Unterkunft. Vor der Abreise gehen wir noch einmal zu Fuß zum Hausstrand. Das Wasser ist sehr flach und auch wenn man noch so weit rausschwimmt – wirklich tiefer wird es nicht. Leider gibt es in der Nähe einen überquellenden Müllcontainer, dessen Plastikmüll auch schon zum Strand herüberweht. In einem entfernteren Strandabschnitt, der vom Müll verschont geblieben ist, lassen wir uns für ein Stündchen nieder, bevor wir uns per Klappertaxi in das nahegelegene historische Städtchen Trinidad fahren lassen.
Besuch der Altstadt von Trinidad
Trinidads Altstadt wurde von der Unesco ebenfalls zum Weltkulturerbe erklärt und hat das mit seinen wunderbaren Gassen aus Kopsteinpflaster und restaurierten Gebäuden aus der Kolonialzeit auch wohl verdient. Auf dem zentralen Platz an einer alten Kirche treffen wir uns mit Katja und Klaus. Wir lauschen noch ein wenig einer kubanischen Live-Band und machen uns dann gemeinsam auf dem Weg, den Ort zu erkunden. Wir entdecken eine weitere Kirche, die heute als Revolutionsmuseum fungiert. Hier betrachten wir Objekte, Fahrzeuge, Dokumente und Fotos aus der Zeit von Fidel Castros Machtübernahme. Die Revolution als das auf allen Ebenen prägendes zeitgeschichtliches Ereignis ist in Kuba überall präsent und wird bewusst positiv im kulturellen Gedächtnis eines jeden Kubaners verankert.
In dieser umfunktionierten Kirche dürfen wir den Glockenturm bis ganz nach oben hinaufsteigen. Es bieten sich uns durch die Rundbogenöffnungen imposante Ausblicke auf die alte Stadt.
Mittags gehen wir in einer ebenfalls umgewandelten Kirche essen. Hier handelt es sich allerdings mehr um die Überreste eines Kirchengebäudes. Die Ruine mit den Resten stehengebliebener Außenwände und seinen Rundbögen vermittelt die Atmosphäre einer Theaterkulisse und wir, als einzige Gäste am Tisch sitzend, befinden uns mittendrin in diesem kuriosen Theaterstück. Der Kellner bedient uns sehr vornehm professionell, was im krassen Gegensatz zu dem nur leidlich mundenen Essen steht. Er berichtet uns noch, wie es dazu gekomnen ist, dass er diese Teilruine mit bewohnbaren Nebenräumen erwerben konnte. Im kommunistischen Kuba sollte anfangs die Religion keine Rolle mehr spielen und so wurde zunächst auch nicht mehr in die Restaurierung von Kirchenbauten investiert. Auf der anderen Seite sollte jeder Einwohner die Möglichkeit haben, für einen kostengünstigen Preis Eigentum zu erwerben. Je größer die Familie, je größer durfte der entsprechende Wohnraum sein. Demnach hat unser Restaurantbesitzer eine größere Familie…
Wir schlendern abschließend noch ein wenig weiter durch die Gassen bis wir dann um vier Uhr nachmittags zum verabredeten Platz gehen, wo dann unser Taxi auf uns warten sollte. Der Fahrer hatte um diese recht frühe Rückfahrt gebeten, weil in der Dunkelheit die herumlaufenden Kühe auf der Straße nur schwerlich zu erkennen sind…it’s Kuba… Aber welche Überraschung: Wir dürfen mit einem aufpolierten Oldtimer den Heimweg antreten. Jetzt verstehen wir die Vorsichtsmaßnahme umso mehr. Und was für ein origeneller Abschluss für Joshua, der am nächsten Tag dann schon wieder die Rückreise nach Norwegen antreten wird.
Der geneinsame Urlaub mit Joshua war kurz, aber facettenreich. Wir haben viel gesehen und erlebt. Und Joshua konnte auch wieder seinen Vitamin-D-Vorrat über die Sonne auftanken.
Später werden wir von Joshua per WhatsApp noch ein Foto bekommen, das er von oben aus dem Flugzeug aufgenommen hat. Es zeigt die vereiste Fjordlandschaft um Oslo herum. Bei seiner Ankunft hat es wieder minus 30 Grad Celsius…brrrr …
Ausflüge mit Joana
Während Joshi in Havanna noch auf den Flieger wartet, werden wir von Joana und ihrem Tuktuk abgeholt und fahren gemeinsam mit Katja und Klaus zum Wochenmarkt in Cienfuegos. Das Angebot ist rein saisonal, d.h. es gibt überall Zwiebeln und Knoblauch in langen Zöpfen sowie Kohl in rauen Mengen zu kaufen. An einem Stand gibt es dann sogar noch ein paar wenige Auberginen und Paprika, aber das war es dann schon. Gut, dass wir Joana haben. Sie weiß, wer in der Stadt noch Tomaten, Kartoffeln und Bananen im Angebot hat.
In einer der vielen Wohnstraßen hat ein Kubaner seinen Obst- und Gemüsestand aufgebaut und verfügt sogar über recht vielfältiges Angebot. Aus meiner Sicht hätten wir gleich alles bei ihm kaufen können, aber Joana achtet sehr auf die Preise und seine Waren sind schon etwas teurer als auf dem Markt zuvor. Für uns ist alles so günstig, dass es es auf ein paar Kubanische Pesos, kurz CUP, nicht darauf angekommen wäre. Später beim Käseeinkauf im Intershop sieht es da schon anders aus. Hier mutet es sogar für uns noch teuer an.
Joana fährt zwischendurch an ihrem Haus vor und lädt uns zu einem Kaffee bei sich ein. Hierbei lernen wir auch ihre Familie kennen. Joana lebt mit ihrem Mann, ihrer Tochter und Schwiegermutter auf engem Raum in der obersten Etage zusammen. Ihre ältere Tochter lebt mittlerweile in den USA, immer noch das erklärte Sehnsuchtsziel vieler Kubaner.
Am Abend gehen wir in eine Bar mit Live-Band. Neben den Profimusikern tretenzwischendurch auch Leute aus dem Publikum auf und geben ihre Gesangsstimme zum Besten. Besonders beeindruckend finde ich, dass dabei alle Altersklassen vertreten sind und beim Singen zusammen Spaß haben. Schön auch, dass wir als Touristen von der Band und dem Publikum einmal kurz durch Klatschen begrüßt werden.
Die nächsten beiden Tage unternehmen wir noch weitere Ausflüge in die nächste Umgebung mit Katja und Klaus.
Wieder fährt uns Joana mit ihrem Tuktuk. Zunächst geht es zu einem alten Fort aus dem 18. Jdt., welches in der Nähe des Fjordeingangs liegt. Um übers Wasser auf die andere Seite zu kommen, nehmen wir eine reichlich in die Jahre gekommene Fähre. Das aufwendig renovierte Fort ist mittlerweile zu einem Museum umgewandelt worden. Wir werden von einer Englisch-sprechenden Dame durch die Räume mit den verschiedenen Ausstellungsobjekten und Originaldokumenten herumgeführt. Von der Außenanlage erhalten wir zudem einen schönen Blick auf das Meer und den Fjord hoch bis nach Cienfuegos. Am Ende dürfen wir sogar einmal die Klappbrücke hoch und wieder runterlassen.
Die oberen Fotos zeigen das Hotelrestaurant im Koloniastil, das Foto unten einen Ausschniit vom Fourt bei Cienfuegos
Das Mittagessen nehmen wir direkt am Wasser ein. Der Restaurantbesitzer ist zugleich Fischer und zeigt uns Fotos von seinen größten Fängen, wie von einem Schwertfisch mit etwa 2,5 m Länge. Vor dem Essen springen wir zur Erfrischung vom Restaurant-eigenen Steg noch mal ins Wasser. Mit der alten Fähre geht es dann am Nachmittag wieder zum gegenüberliegenden Ufer. Bevor es endgültig zurück nach Cienfuegos geht, führt uns Joana noch in einen riesigen, etwas in die Jahre gekommnen Klotzbau von Hotel, das von der Regierung betrieben wird. Nur wenige Gäste verweilen hier, wie auch in der übrigen Zeit des Jahres, wie Joana zu berichten weiß. Betrieben wird es aber weiter mit Personal und mit allem, was zum Hotelbetrieb dazu gehört. Bei uns hätte sich die Pforten bei dieser Art von Minusgeschäft sicherlich längst geschlossen. Aber: It’s Kuba…
An unserem letzten Tag vor Abfahrt von Cienfuegos besuchen wir noch ein weiteres, diesmal aber aufwendig renoviertes und wunderschönes Hotel, das ein reicher Zuckerfabrikant während der Kolonialzeit erbauen ließ, der neben einem Stilmix aus Jugendstil und Neoklassik auch orientalische Elemente hatte einfließen lassen. Für die Besichtigung müssen wir pro Person umgerechnet einen Euro Eintritt zahlen und bekommen dafür auf der Dachterrasse nicht nur einen Blick auf die Stadt und dem Fjord geboten, sondern auch noch jeweils ein Getränk serviert.
Auch für den gerade neu gestalteten Stadtstrand mit lauschigen Sitz- und Liegeflächen, einer Bar und einem Restaurantbetrieb müssen wir später 50 Cent pro Person Eintritt zahlen, dürfen uns dafür aber je zwei frisch gezapfte Biere von der Bar abholen…
Segeltour nach Cayo Largo
Während Klaus und Katja Havanna besuchen wollen, soll es für uns mal wieder segelnderweise weitergehen. So hissen wir am frühen Morgen die Segel, sobald wir den Fjord von Cienfuegos hinter uns gelassen haben und segeln bei kräftigem Halbwind die ersten 55 Meilen in westliche Richtung bis vor Cayo Sal, einer kargen kleinen Koralleninsel. Nach über zwei Wochen im Hafen tut es gut, mal wieder direkt von Bord aus ins kühle Nass zu springen. Hier verbringen wir den Abend und die Nacht. Am nächsten Morgen verlegen wir uns vor ein nahegelegenen Korallenriff, um dort am die Fischwelt zu erschnorcheln.
Dann geht es mittags auch schon weiter zur Inselkette rund um Cayo Largo. Das Segeln ist fantastisch, wir kommen bei besten Windverhältnissen super voran. Als wir am späteren Nachmittag die Ankerbucht von Cayo Largo erreichen, entdecken wir, dass unsere vorherigen, französisch sprechenden Hafennachbarn von Cienfuegos auch dort vor Anker liegen.
Die flache Landschaft, bestehend aus Mangrovenwald und Sandstrand, mutet schon mal bei dem schönen Sonnenuntergang sehr einladend an.
Am nächsten Morgen unternehmen wir einen ausgedehnten Strandspaziergang. Diese Inselwelt ist bereits touristisch ein wenig erschlossen. Einige Charterkatamarane (von einer deutschen Chartergesellschaft aus Würzburg) segeln regelmäßig zwischen Cienfuegos und der Inselkette hin- und her. Und es gibt einen kleinen Flughafen mit (sehr) alten Propellermaschinen (u.a. auch Doppeldecker aus den 70er Jahren), die diese Insel anfliegen. Dennoch hält sich die Touristenzahl sehr in Grenzen, von Massentourismus kann keine Rede sein. Die meiste Zeit haben wir den Sandstrand während unseres Spaziergangs für uns allein. Der Strand ist vollkommen naturbelassenen und sehr sauber, d.h. weitgehend ohne Plastikmüll. Und das weite türkisfarbene Meer sieht hier besonders verlockend und wunderschön aus. Für unsere Schnorchelgänge verlegen wir unser Boot noch einmal vor eine vorgelagerte kleine Insel mit einem riesigen Korallenriff, wo wir eine artenreiche Fischwelt entdecken.
Weiter geht’s Richtung Santiago
Wir haben nun den westlichsten Punkt unserer Reise erreicht. Weiter geht es nun in östliche Richtung, zunächst zu unsrem schon bekannten Zwischenstopp auf Cayo Sal. Bei unserer Ankunft ist es bereits dunkel, aber wir müssen wir nur unserem alten Track folgen. So gelangen wir sicher zu unsrem alten Ankerplatz ohne die Gefahr, auf einem nicht kartographierten Korallenriff zu enden.
Sehr früh geht es am nächsten Morgen weiter. Wir wollen möglichst viel vom guten Vormittagswind mitnehmen, der bereits zum Nachmittag hin abflauen soll. Und so kommt es dann leider auch… wir müssen bis zu unserem Übernachtsstopp vor der kleinen Insel Cayo Guajo (einer Insel kurz hinter Trinidad) stundenlang motoren.
Von der Insel bekommen wir nicht viel zu sehen, da wir bei Dunkelheit dort ankommen und mit dem ersten Morgengrauen von dort wieder ablegen, um dann weiter nach Osten zur Inselkette ‚De los Jardines de la Reina‘ zu segeln.
Der Wind treibt uns schwach, aber stetig vorwärts. Mit dem Einschlafen des Windes legen wir vor den Cinco Balas eine Abendbrotpause ein. Diese Bucht hat für uns etwas besonderes, denn dort haben wir bereits mit Ankunft auf Kuba von Jamaika kommend den Heilig Abend verbracht.
Gegen 22 Uhr frischt der Wind wieder auf und wir segeln die Nacht durch bis zum frühen Morgen. In der Bucht vor Cachiboca am Ende der Inselkette lassen wir unseren Anker schließlich fallen. Es ist halb fünf Uhr und noch immer stockdunkel wie in der Nacht. Hundert Meter von uns entfernt entdecken wir mithilfe unserer Suchscheinwerferlampe die Segelyacht von Katja und Klaus.
Die beiden haben Besuch von ihrer Freundin aus ihrer Heimatstadt Erlangen. Wir legen uns zunächst noch ein bisschen aufs Ohr und fahren dann nach dem Frühstück zu den Dreien, um sie zu begrüßen. Leider wollen sie – anders als wir- schon bald wieder weiter. Sie wollen noch vor Beginn des angekündigten Starkwindes Satiago de Cuba erreichen.
Wir lassen uns mit der Weiterfahrt hingegen noch etwas Zeit, weil jetzt erst einmal wieder nur schwacher Wind angesagt ist. Und so verbringen wir noch zwei lauschige Tage innerhalb der ganz idyllischen einsamen Insellandschaft.
Zum Sonnenuntergang am Freitag, 19.01., legen wir ab und segeln zunächst bei einem zunehmend kräftiger werdenen Halbwindkurs Richtung Cabo Cruz. Es geht gut voran und kurz vor dem Cap müssen wir sogar ein erstes Reff einbringen.
Nach dem Passieren des Caps nimmt der Wind dann stetig wieder ab. Zwischendurch müssen wir sogar den Motor anwerfen. Wir segeln jetzt die Südküste entlang Richtung Santiago de Cuba. Am frühen Nachmittag ereichen wir auf dem Weg dorthin die geschützte Ankerbucht von Portillo.
Das Fischerdorf Portillo
Hier heißt es wieder einklarieren. Um die Guardia Fronterra (den Grenzschutz) über unsere Ankunft zu informieren, begeben wir uns sogleich per Dinghi zum maroden Anlegerstegs des Dorfes. Hier werden wir von einer ganzen Anzahl von Personen freundlich in Empfang genommen. Wir erklären unser Anliegen und Oskar, der dafür verantwortlich ist, erklärt uns, dass er dem Grenzschutz Bescheid sagen werde. Dieser werde dann in ein oder zwei Stunden zu uns an Bord kommen, um mit uns die Papiere klar zu machen. Zwei Männer im mittleren Alter bieten uns Obst und Gemüse zum Kaufen an. Dafür gehen wir mit ihnen zu ihrem Haus mit großem Palmen- und Gemüsegarten. Vor dem aus Brettern und Metallblechen erbauten kleinen Wohngebäude begrüßen uns jetzt auch die Ehefrau und Kinder von Renado, dem jüngeren der beiden Männer.
Es werden Stühle herbeigeholt und wir sitzen uns jetzt im Halbkreis gegenüber. Um uns herum wuselt es von Hühnern, Katzen und Hunden mit kleinen Welpen.
Renado fragt uns, was wir haben möchten. Einiges, wie Bananen, Mangos, Sternfrüchte, Kokussnüsse und Kürbis hat er selbst im Garten. Für die gewünschten Tomaten und Paprika ruft er einen Freund an, der sich sogleich mit seinem Motorrad auf den Weg macht und diese vorbeibringt. Währenddessen schneidet Renado für uns eine große Bananenstaude von einer seiner Bananenpflanzen ab. Wir bezahlen zunächst die Tüten Paprika und Tomaten mit 600 Pesos (etwa 2,50 Euro) an den Freund. Mit Renado vereinbaren wir dann einen Tauschhandel: Für Kleider und Schuhe, die wir an Bord übrig haben, sollen wir am nächsten Tag dann das oben aufgezählte Obst und Gemüse erhalten. Wir unterhalten uns noch ein wenig, soweit es mein weiterhin dürftiges Spanisch hergibt und machen uns dann wieder auf den Weg zurück zum Schiff. Am Anleger angekommen, werden wir wieder von verschiedenen Menschen angesprochen. Einige zeigen ihr Erstaunen darüber, dass wir den weiten Weg von Deutschland aus bis zu ihnen ins Dorf genommen haben.
Mit einer Flasche Honig mehr steigen wir dann ins Dingi. Der Grenzschutz in Form eines jüngeren Mannes in Uniform wird auch schon von Renado zu unserer Segelyacht herangerudert. Er ist freundlich und die Dokumente sind schnell ausgefüllt. Ein Bier nimmt er gerne an, verabschiedet sich aber auch schon bald wieder.
Wir sitzen nun wieder zu zweit an Bord und genießen die schöne Bergkulisse um uns herum. Wir beschließen in dieser geschützten Ankerbucht den angekündigten Starkwind abzuwettern.
In Santiago de Cuba besteht das Problem, dass es dort zwar eine gut geschützte Marina gibt, leider aber an in der Nähe einer Erdölraffenerie. Wir haben in verschiedenen Foren gelesen, dass diese einen unangenehmen Rauch ausstößt und sich die darin enthaltenen roten Partikel auf den Boote festsetzen und nur schwer zu beseitigen sind.
Und da wir so zufrieden sind mit unserer geschützten Ankerbucht und dem kleinen Ort, gehen wir davon aus, das wir hier eine gute Zeit haben werden.
Und so verbringen wir die darauffolgenden Tage mit Spaziergängen durch das Dorf. Von überall werden werden uns Obst und Gemüse angeboten, sodass wir dadurch auch Einblicke in die Gärten und Hinterhöfe bekommen. Manche sind erschreckend arm. Auch gibt es bei einigen ein merkliches Alkoholproblem. Bei anderen haben wir den Eindruck, dass es ihnen wirtschaftlich ganz gut geht. Autos sehen wir jedoch kaum auf der Straße, dafür Motorradfahrer und vor allem Reiter und Pferdegespanne.
Das Aufladen unserer SIM-Karte wird wiederum von Manuel geregelt. Dafür sitzen wir bei ihm auf durchgesessenen Sesseln in seinem Wohnzimmer, während er über sein Festnetztelefon mit einer Frau von der Telefongesellschaft telefoniert, um die erforderlichen Informationen zu erhalten.
Die Brötchen von der Dorfbäckerei werden uns durch eine winzige Luke durchgereicht. Die Verkäuferin fragt auch gleich mal nach, ob wir Kleidung zum Tausch hätten. Die Schweine laufen hier oftmals frei herum oder werden wie Hunde angeleint.Es geht hier doch alles etwas anders zu: It’s Kuba!
Kutschfahrt zum Wasserfall
Gleich zu Beginn unserer Kubareise sind uns die Pferdekutschen mit ihrem Taxischild aufgefallen. Wir sind davon ausgegangen, dass diese den Touristen vorbehalten sind, die für ein originelles Fortbewegungsmittel auch gerne mal tiefer in die Tasche greifen. Spätestens in Portillo wird uns aber klar, dass diese Pferdegespänne neben den Tuktuks und alten Autos ganz normale Taxis darstellen, die auch von den Einheimischen regelmäßig genutzt werden.
Und so steigen wir einen Tag vor unserer Weiterfahrt nach Santiago de Cuba endlich auch einmal in eine Taxikutsche ein. Unser Kutscher Raoul ist ein freundlicher junger Mann, der nachts als Fischer unterwegs ist und zusätzlich am Tage mit den Kutschfahrten seine Einnahmen aufbessert. Wir fahren eine holprige Landstraße entlang, die uns an Feldern und Wiesen vorbei auch durch kleine Dörfer führt. Uns fällt auf, dass das Hauptfortbewegungsmittel hier noch das Pferd ist. Wir begegnen auf der einstündigen Fahrt nur zwei klapprigen Autos. Raoul fährt uns zu einem Wasserfall, der sich über zwei Ebenen mit jeweils einem Pool erstreckt. Während unserer einundhalbjährigen Segelreise waren wir bereits an unzähligen Wasserfällen. Dieser hier ist eher von bescheidenen Größe und Anmutung, aber auch hier ist das Wasser rein und klar, sodass wir uns in dem kühlen Nass ein bisschen erfrischen können. Mein besonderes Interesse während unserer Kutschfahrt gilt den von der Sonne gegerbten Gesichtern der Menschen, die uns auf der Straße begegnen oder wie wir sie auch während der Feldarbeit beobachten können.
Am späten Nachmittag machen wir noch einmal einen Abschiedsspaziergang durch das Dorf Portillo. Mittlerweile ist es uns schon ganz vertraut geworden. Die Menschen grüßen freundlich aus ihren Häusern und Gärten heraus und die Kinder kommen uns schon erwartungsvoll entgegen, da sie wissen, dass wir immer ein paar Süßigkeiten bei uns haben und gerne verteilen. Wir gehen auch noch einmal am Haus von Ronaldo vorbei, der uns die beiden Tage zuvor im Tauschhandel mit einigen unserer Kleidungsstücke mit frischen Obst und Gemüse versorgt hat. Heute bekommt er ein Abschiedsgeschenk: eine ca. 35 m lange Polysterleine. Die Freude darüber ist ihm ins Gesicht geschrieben. Als Dankeschön erhalten wir wieder wohlduftende Mangos und einen großen Kürbis.
Die Kubaner leben wirklich am Existenzminimum und das macht ihnen zu schaffen. Auf der anderen Seite werden selbst kleine Dinge, wie ein Stück Seife, sehr wertgeschätzt und auch Gebrauchtwaren als Mitbringsel können bei ihnen ein Strahlen hervorzaubern. Auch sind die Kubaner gleichermaßen stolz und großzügig. Selbst ein um Geld Bettelnder auf der Straße steckt einem noch eine Zigarre als Gegengeschenk zu, so wie wir das in Trinidad erlebt haben.
Und so verabschieden wir uns von diesem kleinen Ort mit seinen ernsten, aber warmen Menschen mit einem frohen Gefühl im Herzen.
Gleich nachdem der Zollbeamte für das Ausklarieren noch einmal zu uns ans Boot gerudert gekommen ist, lichten wir den Anker. Wir wollen den gemäßigten Wind in der Nacht für unsere Weiterfahrt nach Santiago de Cuba nutzen. Wir haben wirklich großes Glück und können die ganze Nacht bis in den Morgen hinein bei stetig gutem Wind bis zur Marina von Santiago de Cuba durchsegeln.
Holá Santiago de Cuba
Als wir im Hafen eintreffen, sind auch Klaus und Katja mit Uraltfreundin Claudia noch da. Sie berichten von ihrer schönen und intensiven Zeit, die sie mithilfe eines deutschsprachigen Führers in Santiago de Cuba hatten und geben uns etliche Tipps für unsere eigene Städterkundung mit auf den Weg.
Wir klarieren ein und verlegen uns vom Steg in die Ankerbucht vor der Marina.
Mit dem zuvor ausgehandelten Preis für die Tour hin und zurück von der Marina nach Santiago, fahren wir mit dem Taxi ins Zentrum von Santiago de Cuba. Wir sind erstaunt über die vielen prachtvollen und vollständig restaurierten Gebäude dort. Wir hatten im Führer zuvor gelesen, dass die ehemalige Hauptstadt Kubas mittlerweile ziemlich verarmt sein soll. Das können wir zunächst nicht nachvollziehen, denn auch die in voller Farbenpracht leuchtenden Einkaufsstraßen machen einen guten Eindruck auf uns. Schaut man jedoch in die Läden hinein, erwarten einen meist nur mäßig gefüllte oder teilweise vollkommen leere Regale. Was es überall gibt, ist Eiscreme und die hatten wir seit einer gefüllten Ewigkeit nicht mehr. Um nicht als dekadent dazustehen, gönnen wir uns, wie die anderen, nur jeweils eine Kugel. Diese genießen wir dann umso mehr. Nach der durchwachten Nacht und dem vielen Herumschlendern möchten wir dann irgendwo Kaffeetrinken gehen. Das ist allerdings nicht so einfach, gemauer gesagt leider nicht drin: In dem ersten Café heißt es, sie hätten keine Milch und in all den weiteren kann die Maschine nicht betätigt werden, weil mittlerweile ein allgemeiner Stromausfall die Stadt lahmlegt.
Wir werden von einem jungen Mann namens Noel angesprochen, der verspricht, uns das echte Santiago zu zeigen.
Und schon nach kurzer Zeit befinden wir uns wahrlich in einer ganz anderen Welt. Das Viertel, durch das uns Noel führt, sieht von den Wohnhäusern weitaus schlichter aus und die Gassen sind enger. Aber es verströmt eine nette Atmosphäre, denn überall sehen wir die Bewohner vor ihren Hauseingängen miteinander plaudern und Kinder spielen Fußball auf der Straße. Es gibt nur wenig Verkehr, hier und da einen Oldtimer oder ein Moped, das im gemäßigten Tempo an einem vorbeifährt. Dann sehen wir einen Trompetenspieler, der auf den Balkon eines hellblau gestrichenen Hauser steht und uns mit einladener Geste herbeiwinkt. Wir gehen die hölzerne Treppe hinauf und befinden uns plötzlich in einer Bar. Eine Musikgruppe, bestehend aus sechs Bandmitgliedern, macht gerade ihren Soundcheck. Als wir uns ihnen gegenüber an einen Tisch setzen und Moquito bestellen, beschließen sie, uns ihre kubanischen Songs schon vor dem eigentlichen Abendprogramm vorzuspielen. Es wird ein richtiges Konzert und das nur für uns als die einzigen Gäste. Wir sind ganz begeistert von ihrer Musik und von der Herzlichkeit der Gruppe. Wir geben ihnen später noch ein gutes Trinkgeld.
Wieder zurück in der Marina sitzen wir noch bei Klaus, Katja und ihrer Freundin an Bord. Katja und Klaus wollen am nächsten Tag Richtung Bahamas aufbrechen und für die Freundin geht es schon wieder nach Hause.
Am nächsten Morgen wollen wir – noch vor unserer verabredeten Tour mit Leo und seinen Bruder, dem Taxifahrer – Diesel tanken. Wir fahren mit unserem Dingi und den Dieselkanistern schon mal vor die Zapfsäule. Leider gibt es seit dem vorherigen Tag noch immer keinen Strom, deshalb vertröstet uns der Tankwart auf den Nachmittag. It’s Kuba!
Auf dem Rückweg treffen wir Jan am Steg. Er ist gerade mit seiner Yacht Makamé im Hafen angekommen. Wir kennen ihn noch von Grenada. Er ist seit 2022 immer mit der gleichen Seglerflotte unterwegs, die sich in Spanien kennengelernt haben. Die anderen beiden Yachten sind noch nicht eingetroffen. Sie komnen, wie wir vor einem Monat auch, von Jamaika.
Wir verabreden uns noch für den Abend und machen uns dann auf zum verbredeten Treffpunkt unseres Ausflugs.
Zunächst geht es hoch zum Fort aus dem 18. Jhdt. Es sieht von der Erscheinung aus wie das in Cienfuegos, ist aber weitaus größer, höher und verwinkelter, ein perfekt restaurierter und mächtiger Bau. Von den verschiedenen Ebenen bieten sich uns fantastische Ausblicke auf die Fjordlandschaft um Santiago und weit hinaus auf den Atlantik.
Irgendwann entdecken wir vom Fort aus die Anasira von Katja und Klaus, wie sie in Richtung des offenen Atlantiks hinaussegelt. Auf dem Weg dorthin begegnen sie der Moody „Dillidalli“ von Jens, den wir ebenfalls von Grenada her kennen und der zur Flottilie von Jan gehört.
Nach einer Stunde der Besichtigung machen wir uns per Taxifahrt zum Anlegesteg der Fähre. Jetzt soll es zur kleinen Fischerinsel Granma (benannt nach der berühmten Motor-Yacht von Fidel Castro) gehen. Die Fähre lässt auf sich warten. Leo wird sichtlich ungeduldig (ganz untypisch für die Kubaner) und ruft ein Taxiboot herbei. Das kleine Holzboot besitzt einen uralten Motor, der offen in der Mitte des Bootes platziert ist und ordentlich knattert.
Auf der Insel angekommen, entdecken wir das Maskottchen der Fischerinsel, einen Ziegenbock. Ganz selbstverständlich hat er es sich auf einer Bank im Schatten eins Baumes gemütlich gemacht.
Auf dem Weg zu Leos Haus wird dieser von allen Seiten gegrüßt. Hier kennt man sich halt noch.
In dem hübschen hellblau gestrichenen Haus, auch innen, stimmen gerade einige ältere Männer ihre Musikinstrumente – welche Überraschung. Wir werden von Leos Tante und einem weiteren Bruder herzlich begrüßt. Und dann fängt auch schon die kleine Musikergemeinschaft die bekannten Lieder von Buena Vista Social Club an zu spielen.
Einer der alten Männer singt wie Compay Segundo und sieht ihm sogar ähnlich. Auch die anderen Bandmitglieder erinnern an die Typen der weltberühmten Musikertruppe. Wir erfahren von ihnen, dass einige der Musiker vom Buena Vista Social Club auch aus Santiago stammten und sie ihnen früher auf Musiker-Sessions auch begegnet sind. Der Bruder von Leo hat eine Gesangsausbildung und reiht sich in den Kreis der Spieler ein. Er ist mit Leidenschaft dabei und kann wirklich beeindruckend gut singen. Jochen und ich sind hingerissen von der Szenerie, die sich uns bietet. Wir komnen uns vor wie in einem Film. Irgendwann werden wir zu Tisch gerufen. Leo und seine Tante haben lecker gekocht. Es gibt selbst gefangenen Fisch mit Reis, Kochbananen und frischen Tomaten.
Nach dem Essen übergibt der Onkel von Leo seine Gitarre an seinen Neffen und jetzt singt und spielt Leo selbst mit Unterstützung der Musikergruppe ein paar bekannte Songs und auch einige davon in moderner Fassung als Rapp.
Ein so schöner Nachmittag, wer hätte das erwartet! Jochen und ich sind ganz berauscht, obwohl wir beide nichts von dem angebotenen Rum probieren, der regelmäßig die Runde macht.
Da wir noch die Verabredung mit dem Tankwart haben, müssen wir uns nach all den schönen Stunden mit der Musikergrupoe dann doch verabschieden. Auch hier verteilen wir fleißig Trinkgelder, die sehr freudig angenommen werden. Leo will am Ende gar kein Geld von uns. Die 15 Dollar an seinen Bruder, dem Taxifaher, sollte reichen. Er bekomnt trotzdem von uns noch einmal die gleiche Summe. Insgesamt haben sie damit schon fast einen der üblichen Monatslöhne von Kuba erhalten. Wir können es nicht fassen, wie die Menschen damit zurecht kommen können. Allerdings haben wir schon beobachtet, dass alle auch zusätzlichen kleinen Geschäften nachgehen eben wie Leo, der als Fischer noch Touristen in sein Haus einlädt und bekocht.
Wir verabschieden uns herzlich voneinander. Sein Musikerbruder und er kommen später sogar noch einmal an der Marina vorbei und bedanken sich bei uns für unseren Besuch. Und dabei sind wir so reich beschenkt worden….
Wir verbringen den Abend an Bord von Jan und tauschen unsere Segler-Erlebnisse miteinander aus.
Übrigens: Den Diesel haben wir auch am späten Nachmittag nicht erhalten. Der Strom hat erneut ausgesetzt. Am nächsten Morgen kurz vor unser Abfahrt zu den Bahamas sollte es dann klappen. Irgendwie geht doch alles – man braucht halt nur viel Geduld auf Kuba.
Liebe Anja, lieber Jochen,
vielen herzlichen Dank für die detailierte Beschreibung Eures Aufenthaltes auf Kuba.
Kuba ist anscheinend sehr wiedersprüchlich und reizvoll zu bereisen. Vieles läuft, wie der blog-Titel schon sagt, einfach anders.
Zwei Dinge scheinen wichtig zu sein: Zeit und Geld.
Maroder Charme scheint Kuba gut zu beschreiben.
Erstaunlich ist immer wieder die, auch von Euch beschriebene Freundlichkeit welche die Menschen dort fremden Besuchern entgegenbringen – trotz der offensichtlichen Umstände.
Wir fanden diesen blog-Beitrag wieder sehr aufschlußreich und hoffen, daß Ihr weiterhin das blog-Schreiben auf Euch nehmt um uns an Eurer Reise teilhaben zu lassen.
Liebe Grüße an Euch von,
Bettina u. Hans
Liebe Bettina, lieber Hans!
Vielen Dank für euren ausführlichen Kommentar zu unserer Kubaexpedition. Diesmal ist der Blog ja doch etwas lang geworden und ihr habt euch dennoch durchgearbeitet. Echt klasse! Wir freuen uns so sehr, dass ihr an unserer Reise so lebhaft und interessiert Anteil nehmt. Seid herzlich gegrüßt vom Board der Aluna22 mit Anja und Jochen