Ankern vor Mamitupu
Während wir unseren Anker sehr nahe an der Insel Maniputu fallen lassen, kommen uns unzählige Einheimische in ihren Einbaumkanus entgegen, die gerade auf dem Rückweg von ihren Plantagen auf dem Festland sind. Meist sind es Männer, die von ihrer Arbeit heimpaddelten, aber wir sehen vereinzelt auch Frauen in den Booten sitzen. Während die Männer schlichte westliche Kleidung tragen,, sind die Frauen in ihre rotleuchtenden traditionellen Kleidung gehüllt. Einige grüßen freundlich, andere fahren grußlos vorbei.
Bald schon kommt Michael zu uns an Bord, um die Ankergebühr und den Besucherpreis (14 Dollar für unseren gesamten Aufenthalt) entgegen zu nehmen. Der junge Mann, der in dem Dorf aufgewachsen ist und jetzt dort als Häuserbauer (hier in dem Dorf gibt es mittlerweile auch einige Häuser aus Beton) arbeitet, war uns sehr sympathisch und wir unterhalten uns noch eine ganze Weile auf Spanisch miteinander (so gut es eben ging).
Zunächst im Boot die Ruhe genießend, werden wir schon bald von einem ohrenbetäubenden Motorengeräusch aufgeschreckt. Durchs Fernglas erkennen wir einen Mann beim Bau eines Einbaums: Mithilfe einer Kettensäge bringt er geduldig den Baum in Form. So 100- prozentig leben die Indigenen demnach auch nicht ihre traditionelle Handwerkerkunst. Nach einer Weile wechselte der Bootsbauer jedoch zur manuellen Handwerkstechnik über und bearbeitete nun den Außenbereich des entstehenden Kanu mit einer Art Axt weiter.
Wir besuchen das Dorf am nächsten Morgen und treffen zunächst auf den Bootsbauer, der uns erklärt, dass er ledigliche eine Woche für den Bau eines Einbaumkanus, des ulus, bräuchte.
Auf dem Weg weiter ins Dorf hinein kommen uns zahlreiche Kinder entgegen gesprungen, die wieder freudig ihre Hände nach unserem kleinen Naschi-Mitbringseln ausstreckten. Wir sind erstaunt, dass keines der Kinder zwischen 6-12 Jahren in der Schule ist. Später erfahren wir, dass sie nur an 3-4 Tagen in der Woche zur Schule gehen. Wir werfen einen Blick über die Ladentheke des dunklen Dorfladens. Hier gibt es leider nichts Frisches, lediglich Reis und getrocknete Hülsenfrüchte, verschiedene Lebensmitteldosen, allerlei Getränkesorten in Plastikflaschen sowie Hühnerfleisch aus der Kühltruhe. Nichts wirklich Appetitanregendes…
Besuch der Kokosnussölfabrik
Wir hatten gehort, dass es im Dorf sowohl eine Kokosnussöl- als auch eine Seifenfabrik gäbe. So sind wir sehr gespannt, diese zu besuchen. Und plötzlich stehen wir tatsächlich direkt vor dem Eingang der Kokosnussölfabrik und werden von einer Frau in traditioneller Kleidung freundlich hineingebeten. Vorher sollen wir uns noch die Schuhe ausziehen. Barfüßig treten wir in das mit blitzeblanken, weißen Fließen ausgelegte helle Gebäude. Innen stehen einige kleinere Maschinen, die zum Zeitpunkt unseres Besuchs nicht im Betrieb sind. Während eine Frau im mittleren Alter und in westlicher Kleidung beschäftig am Computer sitzt, kommen zwei weitere junge Frauen in bunten Molas auf uns zu. Sie führen uns in einen Nebenraum mit unterschiedlich großen Flaschen reinen Kokosnussöls sowie Seifen aus Kokosnussöl und erklären uns deren positiven Eigenschaften für die Hautpflege und das Kochen. Auch erläutern sie uns den Herstellungsprozess ihrer Produkte. Nachdem wir den recht hohen Preis (1 Liter für 25 Dollar) ein wenig runter handeln konnten, gehen wir noch einmal zur Produktionsstätte zurück. Dort ist mittlerweile Pablo eingetroffen, ein Einheimischer, der eine Weile in England mit seiner englischen Frau gelebt hat. Er erzählt, dass es damal nicht erlaubt gewesen sei, eine Frau aus einem anderen Kulturkreis zu heiraten und er deshalb die Insel mit ihr verlassen musste. Nach der Trennung ist er dann nach Mamitupu zurückgekehrt und hat diese Kokosnussölfabrik mitaufgebaut. Während er Jochen und Andreas die Maschinen erklärt und ihnen das Fotoalbum von der Entstehung der Fabrik zeigt, unterhalten Andrea und ich uns mit den drei sehr aufgeschlossenen jungen Damen über ihr Leben mit der Familie und im Dorf.
Besuch von Pablos Frau und deren Hütte
Nachdem wir noch einige Fotos schießen dürfen (denn in Mamitupu ist das Fotografieren noch strenger reglemtiert als auf Los Pinos), führt uns Pablo weiter durchs Dorf, bis wir schließlich an die Hütte seiner neuen Frau ankommen (die Männer ziehen bei den Guna Yalas grundsätzlich in die Hütte der Ehefrau). Seine Frau in traditioneller Kleidung, umringt von ihren Nichten, begrüßt uns erfreut und zeigt uns ihre Hütte. Auch hier sehen wir nichts weiter als einen kleinen Gasherd (der aufgrund der hohen Gaspreise jedoch wenig genutzt wird), zwei Hängematten und farbenfrohe Kleidungsstücke an einer Wäscheleine. Sie führt uns in ihre noch kleinere Kochhütte nebenan, wo ein kleines offenes Feuer am Schwelen ist. Sie zeigt uns ihre über dem Lagerfeuer gebratenen Fische, die sie in einem großen Topf aufbewahrt hatte und die groben Kokosnussraspeln, die den Reis später verfeinern sollten. Dabei sitzt sie in ihrem schönen Rock sowie bunten Bändern an Armen und Beinen auf dem nackten Lehmboden, umgeben vom Rauch des kleinen Feuers. Wir fragen uns später, wie es sich verträgt, in der heutigen Zeit des Internets, weiterhin so ursprünglich zu leben. Auch angesichts der Tatsache, dass die eigenen Kinder zum Studieren und Arbeiten vielfach in Panama- City leben und damit die westliche Lebensweise kennen.
Wir verabreden uns mit den Beiden, für den Nachmittag zu Kaffee und Kuchen zu uns an Bord zu kommen.
Und so warten wir später gemeinsam mit Andreas und Andrea auf ihre Ankunft, aber sie erschienen leider nicht. Als es zu gewittern beginnt, geben wir die Hoffnung auf. Immerhin hatten Andreas und Andrea für den Abend drei mittelgroße Pulpus beim Fischer erstanden, die Andreas nun bei uns am Herd fachgerecht zubereitet und die wir dann mit verschiedenen Salaten genüsslich verspeisen.
Besuch von Einheimischen bei uns an Bord
Am nächsten Morgen, kurz bevor wir ablegen wollten, nähert sich dann doch noch ein Einbaum mit Pablo und Frau. Zwar etwas genervt über diese arge Verspätung, laden wir sie dennoch auf ein Kaffee zu uns ein. Sie sind ganz beeindruckt von unserem kleinen Haus auf dem Wasser. Ob sie wohl gerne mit uns getauscht hätten?
Am Ende haben wir wieder ein weitetes Teilstück einer Mola. Und die beiden sind um eine 20-Dollarnote sowie einen von mir bereits gebrauchten Rucksack reicher. Ihr mitgebrachter Rucksack war total zerfleddert. Ob es ihr einziges Exemplar gewesen ist, weiß ich nicht. Die beiden waren nett, aber auch ziemlich geschäftstüchtig…