Vom San Gil im Norden kommend, fuhren wir mit den Bus in die Bergarbeiterstadt Zipaquira. Sie ist berühmt für ihre unterirdische Kathedrale, die in den Schächten einer stillgelegten Salzmine für die Minenarbeiter hineingebaut wurde. Neben dem Hauptaltar im größten Schacht gibt es in zahlreichen zugänglichen Nebenschächten weitere Gedenkorte, die an die Leidensgeschichte Jesu erinnern sollen. Die Mine und ihre Schächte bilden ein Labyrinth aus lichtbeschienen in den Farben wechselnden Durchgängen auf mehreren Ebenen, in denen jeweils unterschiedlich bearbeitete Steinkreuze aufgestellt sind. Mit dem Licht und der Stille in der Mine entstand eine beeindruckend spirituelle Stimmung. Wir hatten Glück, dass es am Anfang unseres Besuches noch nicht so viele Touristenschwärme gab …
Eine Bergarbeiter-Mine als spiritueller Ort
Wir fuhren nach der Besichtigung der Kathedrale noch am Nachmittag weiter mit dem Bus in das etwa 25 km entfernte Bogotá . Am Nordterminal angekommen, stiegen wir in einen der Transmilleniumbusse in Überlänge um. Von dort ging es schließlich in unser zuvor ausgesuchtes Viertel, Candelaria, im Süden von Bogotá gelegen. Dort endlich angekommen, waren wir ziemlich enttäuscht von unserer im Voraus gebuchten Unterkunft. Sie entsprach überhaupt nicht den Angaben von Booking.com. Und auch weil der Bedienstete vom Hostel so unangenehm unfreundlich war, stornierten wir die Unterkunft gleich wieder. Natürlich reservierten wir uns zuvor eine andere Wohnung ganz in der Nähe. Und dort sollten wir uns dann die nächsten drei Nächte sehr wohl fühlen. Am ersten Tag unserer Ankunft erkundeten wir erst einmal unsere nähere Umgebung. Sie galt als sicher für Touristen. Überall gab es flohmarktähnliche Stände voller Trödel, hübsche kleine Läden, Cafes und Restaurants. Es herrschte eine sehr angenehme, freundliche Atmosphäre.
Am nächsten Tag nahmen wir an einer Stadtbesichtigung in Form einer geführten Fahrradtour teil. Der Guide David war selbst Streetart-Künstler. Er zeigte uns viele Häuserwände mit Streetart und erklärte uns auch den Unterschied zu Memorials. Er kannte die verschiedenen Streetart-Künstler der Häuserbemalungen oftmals persönlich. Er führte uns auch in sein Atelier, was ich besonders spannend fand. Ein Künstlerkollege führte uns an einem Beispiel die Spraytechnik vor und wir durften sie selbst einmal ausprobieren.
David führte uns später zudem zu einem überdachten Wochenmarkt. Dort zeigte er uns eine ganze Reihe exotischer Früchte und ließ uns davon probieren. Auch besuchten wir eine Kaffeerösterei. Der Guide erläuterte uns anhand der Maschinen den Röstvorgang und auch den Produktionsweg wie auch die Bedeutung des kolumbischen Kaffes für das Land.
David zeigte uns natürlich auch einige der wichtigsten historische Gebäude der Stadt. Die vierstündige Fahrradtour insgesmnt war sehr abwechslungsreich organisiert. David war ein echt cooler Typ, der sich sehr dafür engagierte, uns ein spannendes Bild der Stadt zu vermitteln. Es war körperlich auch eine durchaus anspruchsvolle Tour, da er ziemlich schnell von Ort zu Ort fuhr, auch nicht unbedingt auf die Ampelzeichen achtete und weil es des Öfteren auch mal steil bergauf ging.
Auch der dritte Tag gestaltete sich körperlich herausfordernd. Eigentlich hatten wir vorgehabt, den Hausberg Monserrat von 2700 m auf 3200 m mit der Gondel zu erklimmen. Jedoch war der Sonntag dafür nicht der geeignete Wochentag, da die Einheimischen ihr Wochenende selbst gerne dafür nutzen. Auf zweistündiges Anstehen hatten wir keine Lust und so machten wir uns zu Fuß auf den Weg die steilen Stufen hinauf hoch zum Gipfel. Wir kamen dabei ordentlich ins Schwitzen und nutzten die schönen Aussichtspunkte für kleine Verschnaufspausen zwischendurch. Die Aussicht von den Stufen der erklommenen Kirche Montserrat war überwältigend. Auch lauschten wir dort den gerade bei weit geöffneten Türen stattfindenden Gottesdienst für eine Weile. Der Abstieg war weitaus angenehmer. Und bevor wir uns zum ausgemachten Treffpunkt mit Coco und Medih aufmachten, hatten wir noch ein bisschen Zeit uns auszuruhen.
Coco und Medih, unsere Segelfreunde, mit denen wir einen ganzen Monat zusammen gereist waren, waren schon seit ein paar Wochen bei ihrer Verwandschaft in Bogotá zu Besuch. Wir hatten großes Glück, dass wir uns noch mit ihnen treffen konnten, da sie sich schon zwei Tage später auf Heimreise in die Schweiz begeben sollten. Das Restaurant, in dem wir zu Abend aßen, war mal wieder sehr fantasievoll und künstlerisch gestaltet. Es erinnerte mich vom Styling an die Kneipen und Restaurants in Berlin.
Wir verbrachten einen schönen letzten gemeinsamen Abend mit ihnen in unserem Ausgehviertel in Bogotá, bevor wir uns schweren Herzen erneut von ihnen verabschieden mussten.