Zu Beginn unserer Backpackereise quer durch Kolumbien flogen wir von unserem Hafenstandort Santa Marta aus nach Bogotá. Die Hauptstadt Kolumbiens stand natürlich auch auf unserem Programm, aber diesen Besuch wollten wir uns für später aufbewahren. Zunächst sollte es vom Flughafen zum zentralen Busterminal gehen und von hier mit dem Bus nach Villa de Leyva. Diese kleine Stadt im Departament Boyaca liegt etwa 150 km von Bogotá entfernt. Im Stadtbus trafen wir auf Fernando, einem freundlichen und hilfsbereiten Einheimischen. Er half uns dabei, den richtigen Umsteigeort, Schalter und Bus nach Villa de Leyva zu finden. Auch mit weiteren Mitreisende kamen wir im Bus ins Gespräch. Allesamt waren sie uns gegenüber sehr aufgeschlossen und auch interessiert an unserer Reise. Auf diese Weise überwanden wir mehr und mehr unser anfängliches Misstrauen gegenüber der Stadt Bogotá (denn sie gilt leider als Stadt der Diebe). Die Überlandfahrt nach Villa de Leyva gestaltete sich als langwierig und relativ unbequem. So brauchten wir statt der erhofften dreieinhalb Stunden insgesamr sieben Stunden (inklusive einer längeren Mittagspause). Wir fuhren eine längere Strecke auch über holprige, serpentinartige Straßen, bei denen unser Bus öfter mit der starken Steigung zu kämpfen hatte. Immerhin wurden wir mit wunderschönen Aussichten auf die Bergwelt der Anden belohnt.
Am späten Nachmittag endlich angekommen, waren wir gleich sehr beeindruckt von der stillen Schönheit dieser kleinen altehrwürdigen Stadt.
Auch die Unterkunft, mit zwei Terrassen auf verschiedene Ebenen und mitten im Ort gelegen, gefiel uns auf Anhieb. Der Ort mit den weiß getünchten einstöckigen Häusern im Kolonialstil ergibt ein harmonisches einheitliches Stadtbild und wirkt ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Die Häuser sind allesamt mit farbigen, hölzernen Fensterläden und gedrechselten Balkonen versehen, was uns ein wenig an den traditionellen Baustil in Bayern erinnerte. Auch die geschmackvoll hergerichteten Restaurants und vielen kleinen Läden sind in diesen eigentümlichen Gebäuden integriert. Die schmalen Gassen bestehen meist aus Kopfsteinpflaster und auch der riesige Hauptplatz ist aus eben diesen grob behauenen Steinen zusammengefügt (was das Laufen darauf nicht ganz einfach macht). Zusammen mit dem schlichtem Kirchenbau und den um ihn herum im Quadrat aufgereihten Häusern im schlichten Kolonialstil wirkt der Platz wie eine perfekte Theaterkulisse für einen Film, der das 16./17. Jdt. beschreibt. Die Stadt liegt inmitten grüner Berge und lädt zu Wanderungen ein.
An unserem ersten Tag besuchten wir eines der archäologischen Fundstellen, die es in der Umgebung von Villa de Leyva gehäuft gibt. So statteten wir zunächst dem El Fossil, die perfekt erhaltene Versteinerung eines KRONOSAURUS aus der frühen Kreidezeit, einen Besuch im archäologischen Museum unweit der Stadt ab. Dieses Tier ist 115 Millionen Jahre alt und war einst ein großes räuberisches Meeresreptil.
Das riesige und so gut erhaltene Fossil ist wirklich ein beeindruckender Zeuge der Dinosaurierzeit. Und auch die übrigen Fossilien des Museums zeigen, dass die Region um Villa de Leyva einst vom Meer umschlossen war.
Am gleichen Tag noch besuchten wir eine weitere archäologisch bedeutungsvolle, diesmal steinzeitliche, Stätte ganz in der Nähe des El Fossil. Die dort dicht aneinander gereihten und gut erhaltenen Stelen aus Felsstein zeigen die Überreste einer astronomischen Sonnenuhr. Die weiteren sehr hohen und weit auf dem Gelände verteilten Monolithen zeugen zudem von einem einst bedeutungsvollen spirituellen Platz. Auf diesem Platz mit der Vorstellung zu stehen, dass dort schon vor zwanzigtausendenen Jahren Menschen gelebt und kulturell gewirkt haben, war ein bewegendes Gefühl.
Auf den Rückweg zur Stadt kamen wir noch an einem sehr eindrucksvollen Haus vorbei, dass rein aus Terrakotta erbaut wurde. Leider war es an dem Tag für Besucher geschlossen. Aber vom Straßenrand konnten wir einen Blick darauf erhaschen. Es erinnerte mich an den organischen Baustil von Antonio Gaudis Häuser in Barcelona.
Wir begegneten auf unserem Weg zurück einem Deutschen aus Berlin und einer Niederländerin, die Kolumbien (und weitere Länder) per Motorrad erkunden. Am Abend trafen wir diese in der Stadt wieder und gingen zusamnen Pizzaessen.
Die beiden folgenden Tage verbrachten wir mit verschiedenen Wanderungen in die Berglandschaft rund um Villa de Leyva. Die erste für uns ziemlich herausfordernde Wanderung führte uns steil berghoch zu einem schönen Aussichtspunkt auf die Stadt. Für die zweite Wanderung fuhren wir zunächst mit dem Bus einige Kilometer aus der Stadt raus. Der dortige Wanderweg war nicht so anspruchsvoll, aber führte uns zu mehren ganz verschiedenartigen und wundervoll anzuschauenden Wasserfällen.
Am Morgen des vierten Tages ging es von Villa de Leyva aus mit dem Bus weiter Richtung San Gil und dem kleinen Ort Barichara.
Barichara
Die Stadt Barichara ist eine Miniaturausgabe von Villa de Leyva. Auch sie bildet mit ihren langestreckten weißgetünchten Häuserreihen ein wunderbar erhaltenes Stadtbild der Kolonialzeit ab. Die Stadt liegt auf 1200m und damit deutlich höher als Villa de Leyva. Für Spaziergänge durch die Stadt sollte man eine gute Kondition mitbringen. Vielfach steigen die kopfsteingepflasterten Straßen über längere Strecken merklich an. Amüsant sind hier die Fußgängersteige, die teilweise so hoch sind, dass wir davon richtig abspringen mussten, wenn wir eine Straße überqueren wollten.
Mit unseren Hostel hatten wir großes Glück. Mitten in der Stadt auf einer Anhöhe gelegen, ergab sich sowohl von unserem Balkon als auch von der Gemeinschaftsterreasse ein toller Blick über die Dächer der Stadt und in die Berge. Auch war es sehr liebevoll angelegt: mit einem geradezu paradiesischem Garten und einem kleinen Swimmingpool zum Entspannen.
Biachara steht zudem für seine vielen Wandermöglichkeiten, die direkt vom Ort aus beginnen. Da der Ort selbst schon hoch gelegen ist, begannen unsere Wanderungen, dem Camino Real folgend, jeweils erst einmal mit einem Abstieg.
Die erste wunderschöne Wanderung umfasste eine Wegstrecke von 9 km. Sie führte uns an ihrem Endpunkt zu dem kleinen Ort Guane. Meist führte der Wanderweg über einen mit Steinen gepflasterten Weg und war daher sehr entspannt zu gehen. Auf dem Weg nach Guane begneten wir einer schönen Natur mit immer wieder tollen Aussichten in die Ferne. Und wenn wir hoch über uns in den Himmel blickten, entdeckten wir unzählige Greifvögel, darunter Geier und Adler. Nach einem kurzen Besuch der Dorfkirche von Guane ging es mit dem lokalen Bus bequem zurück bis in die Unterkunft in Biachara.
Auch der zweite Wandertag war tagesfüllend und führte wieder dem Camino Real entlang. Der Camino Real („königlicher Weg“) besteht aus einem Netz alter Verbindungsstraßen, die während der Kolonialzeit von den Spaniern teilweise auf zuvor indigenen Wegen angelegt wurden. Diesmal galt es zwischendrin den Rio Suarez zu überqueren, der von uns für eine erfrischende Pause dankbar genutzt wurde. Auch diesmal waren wir beeindruckt von den Anblicken auf spektakuläre Schluchten und Berghänge. In der kleinen Ortschaft Cabrera angekommen, mussten wir dann fast vier Stunden auf den nächsten Bus warten. Die Fahrt in diesem knatternden Gefährt war legendär. Und umso bemerkenswerter war es, dass dieser Bus diese gesamte lange Strecke steilbergauf bis zum Umsteigeterminal in San Gil tatsächlich bewältigen konnte.
San Gil
Einen Tag verbrachten wir als Zwischenstop für die Rückreise nach Bogotá in San Gil. Hier in der quirrligen, vom Verkehr dominierten Stadt, entdeckten wir u.a den wunderschönen Park Gallineral. Er liegt an einem sehr breiten Wildwasserfluss, dem Rio Fonce, auf den man von der Stadt aus auch über mehrere Fußgängerbrücke tief hinunterblicken kann. Der ausgedehnte Park ist wie eine natürliche Wald- und Flusslandschaft angelegt und lässt einen während des Spaziergangs vollkommen vergessen, dass man sich inmitten einer pulsierenden Stadt befindet.
Nach dem kurzen eintägigen Besuch von San Gil ging es es am nächsten Morgen wieder zurück in Richtung Bogotá.