Karibik: St. Lucia bis Grenada

St. Lucia

Nachdem wir schöne gemeinsame Tage mit unserem ehemaligen Mitsegler Diego in Santa Lucía verbracht haben, wollten wir nun einmal die Insel näher erkunden. Dafür mieteten wir uns einen Mietwagen (sehr teuer … der günstigere Anbieter hatte uns tags zuvor versetzt) und fuhren für einen Tag die serpentinenartigen Straßen- immer die Küste entlang-Richtung Süden. Die Ausblicke auf die kleinen Fischerorte, die Bergwelt und das Meer waren spektakulär. Und schon bald sahen wir bereits von Ferne und aus verschiedenen Blickwinkeln die berühmten Zwillingsvulkane „Les Pitons“ vor uns aufragen, die mit zunehmender Annäherung immer imposanter wurden. Leider hatten sowohl Jochen als auch ich vergessen, unsere Handys aufzuladen. So mussten wir sehr sparsam mit dem Fotografieren sein. Das war schade, denn die Regenwaldlandschaft rund um die beiden Vulkane war wunderschön.

Unsere erste Station im Süden St. Lucias führte uns in einen botanischen Garten. Auch hier haben wir nur wenige Fotos machen können. Immerhin können wir dabei auf die Bilder von zuvor von uns besuchten Botanischen Gärten in der Karibik verweisen. Dennoch hat jeder Garten seinen besonderen Charakter und dieser bestach besonders durch seinen goldenen Wasserfall (Diamond Fall) und den mit vielen Brücken und Bänken versehenen malerischen Plätzen in dem so liebevoll angelegten Garten. Die Tochter der ehemaligen Grundstückseigentümer wollte damit ihren Eltern ihre Liebe zum Ausdruck bringen und ihnen auf diese Weise ein Denkmal setzen.

Bevor wir zu dem eigentlichen Highlight unserer Erkundungstour fuhren, durchquerten wir noch die zwar etwas heruntergekommene, aber mit reizvollen bunten Häusern bestückte Hauptstadt Castries. Eingebettet in ein enges Tal ragten hinter ihr die beiden mächtigen Pitons geradezu majestätisch auf und ergaben ein stattliches Bild.

Auf unserem Weg entdeckten wir auch zwei Schweine, die ein entspanntes Leben direkt am Fluss zu haben schienen und das kühle Nass sichtlich genossen. Dass Schweine anderen Orts ein so individuelles Leben führen können, erfreut mich doch immer wieder.

Das eigentliche Highlight war dann der Besuch eines schwefelspeienden Vulkankraterfeldes des Sulphur Springs Park. Überall in der kargen Vulkanlandschaft dampfte es und roch nach Schwefel, die Fumarolen fauchten und der kochende Schlamm blubberte aus allen Ecken. Die Szenerie erinnerte mich an meinen Besuch vor Jahren im Yellowstonepark mit seinen Geysiren. Zu der Entstehungsgeschichte und Geologie des Vulkanfeldes konnten wir uns noch weiter in einem modernen Besucherzentrum (von EU-Geldern finanziert) über anschaulich aufbereitete Infotafeln und Videos informieren. Unser Guide war zuvor nur mäßig engagiert dabei gewesen.

Zum guten Abschluss entspannten wir uns noch in verschiedenen nicht weit davon entfernten heißen Schwefelschlammbädern. Zu dem Besuch gibt es leider gar keine Fotos von uns (bei Interesse deshalb einfach die zahlreichen Fotos zum Sulphur Springs Park im Netz ansehen).

Gerne hätten wir noch mehr interessante Orte aufgesucht, aber der Tag war dafür einfach zu kurz gewesen. So mussten wir mit Beginn der Abenddämmerung die zweistündige Rückfahrt antreten.

Noch am Abend trafen wir uns mit Marisol und Armin zum Sundowner bei uns an Bord. Die beide waren nun ebenfalls von Martinique kommend in der Prince Rupert Bay von St. Lucia eingetroffen.

Die folgenden drei Wochen segelten wir gemeinsam von Insel zu Insel, gingen zusammen auf Erkundungstouren und luden uns in alter Manier (so wie wir es schon bei unserem ersten Wiedersehen in Le Marin gerne gemacht hatten) gegenseitig zum Essen ein oder kochten auch gemeinsam an Bord unserer Schiffe.

St. Vincent

Um zur Nachbarinsel St. Vincent zu gelangen, segelten wir zunächst mit zwei Meilen Abstand fast die gesamte Westküste St. Lucias entlang und kamen so an den Orten vorbei, die wir tags zuvor mit dem Auto besucht hatten. Auch die Pitons in ihrer eigentümlichen spitz zulaufenden Gestalt sahen wir noch einmal – dieses Mal von der Wasserseite aus. Marisol und Armin segelten sogar direkt an der Küste entlang, um die mächtige Wirkung der beiden Vulkane hautnah zu erleben. Da wir aber insgesamt mit nur schwachem Wind zu kämpfen hatten, hielten Jochen und ich uns lieber auf der etwas offeneren See auf. Zwischen den beiden Inseln brieste es dann endlich auf und wir konnten Fahrt aufnehmen. Am frühen Nachmittag trafen wir dann nahezu zeitgleich in der Cumberland Bay von St. Vincent ein. Hier nahm – wie schon bei unserem ersten Besuch – Atneal die Heckleine in Empfang, um sie an einem großen Stein zu befestigen. Er freute sich sehr, dass wir der Bucht einen zweiten Besuch abstatten wollten. So luden wir ihn zu einem Bier bei uns an Bord ein. Und weil auch er mit Eric und Heike befreundet ist (die beiden hatten wir auf Dominica kennengelernt und mit ihnen Ausflüge auf Martinique unternommen), starten wir gemeinsam einen Video-Call mit den beiden sichtlich Überraschten. Es war ein richtig vertrautes Gefühl wieder in der schönen Cumberland-Bucht zu sein. Beim ersten Besuch fühlten wir uns noch ein bisschen befangen, denn damals wirkte alles so fremdartig und exotisch auf uns.

Armin und Marisol waren dagegen Neulinge, was St. Vincent anging. Sie hatten bisher lieber einen Bogen um die Insel geschlagen, da es hier in der Vergangenheit leider immer mal wieder zu Einbrüchen gekommen war. Aber mit unseren positiven Berichten zu Cumberland waren sie nun neugierig geworden und bereit, die Angst vor einem möglichen Überfall zu überwinden.

Schon am nächsten Tag machten wir uns per Dingi auf in die Nachbarbucht, um von dort die Wanderung zu den schönen Wasserfällen, die Jochen und ich damals gleich zweimal hintereinander besucht hatten, zu starten. Und genau wie bei den ersten beiden Malen genossen wir die Strecke durch den malerischen Fischerort mit seinen freundlichen Einwohnern, die dicht bewachsene Hügellandschaft und schließlich die beiden großen Wasserfälle inmitten eines grandiosen Regenwaldes.

Die Tage in der Cumberland Bay vergingen wie im Fluge. Vor allem das Schnorcheln inmitten der riesigen Fächerkorallen und den vielen bunten Fischen war wieder sehr erlebnisreich.

Bequia

Das Segeln von St. Vincent nach Bequia war ein voller Genuss. Nur der Abschluss war nicht so, wie wir ihn uns gewünscht hatten: Am Eingang zur Ankerbucht verfing sich ein großes Fischernetz in unserer Schraube, sodass wir im Schlingerkurs unter Segel den Anker fallen lassen mussten. Jochen schaffte es dann beim Tauchgang die Schraube vom zähen Netz wieder zu befreien.

Die folgenden zwei Tage verbrachten wir vor allem mit gemütlichen Spaziergängen durch Bequia. Angenehme Erinnerungen tauchten auf. Denn hier hatten wir ja ein paar Monate zuvor mit Joshua Weihnachten gefeiert. Die Insel war nun im Vergleich deutlich weniger grün. In den letzten Wochen hatte es merklich weniger geregnet. Der Ort selbst ist geprägt von seinen zahlreichen sehr ästhetisch anmutenden Villen im Kolonialstil, die direkt an die kleinen schlichteren, aber ebenfalls geschmackvoll gestrichenen Holzhäuser der einfacheren Bevölkerung angrenzen.

Und auch auf Bequia verbrachten wir einen schönen geselligen Spieleabend mit Marisol und Armin, der von kulinarischen Genüssen begleitet wurde.

Bald schon brachen wir zu neuen Ufern auf, da wir neugierig waren, was die kleinen vorgelagerten Inseln südlich von Bequia zu bieten haben.

Petit Nevis

Die Insel Petit Nevis wird ihrem Namen gerecht: Mit einem Durchmesser von 0,4 Seemeilen ist sie wirklich klein. In längst vergangenen Zeiten gab es hier eine Walfangstation. Ein etwas ramponierter Pier zeugt noch heute davon. Auf der anderen Seite galt die Insel für die Ureinwohner der karibischen Inseln als heiliger Ort. Ein nicht näher bezeichneter Gegenwartskünstler ist dem nachgegangen und hat auf einer Anhöhe von Petit Nevis eindrucksvolle Skulpturen aus Naturmaterialien aufgestellt. Auch auf mich hat die Insel während unserer kleinen Wanderung eine stark spirituelle Wirkung ausgeübt.

Trotz der geringen Große, wohl aufgrund ihrer Höhe bot die Insel guten Schutz vor dem kräftigen Wind. Abends mussten wir allerdings feststellen, dass unsere Ankerbucht nicht gerade vor Dünung geschützt war, sodass die Nacht recht unruhig wurde. Eine Entschädigung bekamen wir dann am nächsten Morgen beim Schorcheln in den Korallenriffen vor der Insel, die eine besonders üppige Fischwelt beherbergten.

Nach der unruhigen Nacht beschlossen Jochen und ich am nächsten Morgen, weiter nach Canouan zu segeln. Armin und Marisol waren hingegen nicht abzuschrecken und wollten noch die kleine Nachbarinsel von Petit Nevis auskundschaften.

Canouan und die Tobagos Cays

Die Inseln Canouan und Mayreau streiften wir auf unserer Segelroute mit jeweils einer Übernachtung nur am Rande. Wir hatten so viel Gutes von den Tobago Cays gehört, dass wir nun sehr neugierig auf diese kleine Inselwelt waren. Und die Erzählungen bewahrheiteten sich tatsächlich: Die Korallenriffe rund um die fünf winzigen Inseln boten ein wahres Schnorchelrevier. Anders als die anderen Segler ankerten wir vor Petit Bateau und hatten damit unser persönliches Korallenriff ganz für uns und quasi direkt vor der Haustür. Hier wurde ich bei meinen morgentlichen Schnorchelausflügen schon gleich von unzähligen und wunderschönen Fischen empfangen. Eines Morgens blickte ich sogar einem Riffhai direkt in die Augen. Ehe ich mich versah, steuerte er aber schon selbst den Rückzug an.

Ein größeres Exemplar, wahrscheinlich ein Zitronenhai, bekamen Marisol und Armin am Außenriff zu sehen, als die beiden auf Stippvisite von ihrem Ankerplatz vor Mayreau mit ihrem Dinghi ebenfalls hier eintrafen. Das flößte mir dann doch solchen Respekt ein, dass ich mich beim Schnorcheln am Außenriff fortan nur noch nahe am Dingi aufhielt.

Vor Petit Rameau gab es eine große Seegraswiese, in der sich zahlreiche und große Lederschildkröten tummelten. Auch etliche stattliche Stachelrochen bewegten sich dort in geradezu geisterhaften Bewegungen dicht über den weißen Meeresgrund.

Wir blieben insgesamt drei Tage und zwei Nächte auf den Tobago Cays und genossen dort jede Minute inmitten des kleinen Nationalparks mit dem türkisfarbenen Wasser und der herrlichen Unterwasserwelt.

… und die Welt unter Wasser.

Union Island

Erkunden des Ortes Ashton und der Hauptstadt Clifton

Wieder mit Marisol und Armin im Verbund, besuchten wir nun Union Island, eine größere Insel im Bereich der Grenadinen. Hier ankerten wir in der Frigate Bay, die vor allem bei den Kitesurfer, wie Armin, beliebt ist, aber zugleich auch eine geschützte Ankerbucht bietet.

Zum Benzin-Tanken für unser Dinghi fuhren Jochen und ich in die gegenüberliegende Bucht zum Ort Ashton. Kaum angelegt, wurden wir von einem hilfsbereiten Einheimischen in Empfang genommen, der Jochen sogleich zur etwas abseits gelegenen und skurrilen Tankstelle führte (Schuppen mit Benzintanks zum Abfüllen per Trichter und Eimer). Währenddessen wachte ich übers Dingi an einem etwas provisorisch aussehenden Anlegesteg und einer insgesamt ärmlichen wirkenden Umgebung. Nach einer Weile begann ich mir Gedanken über Jochens lange Abwesenheit zu machen. Doch schließlich kam er wohlbehalten und in Begleitung eines Benzinkanister-Trägers wieder.

Noch am gleichen Nachmittag fuhren wir zusammen mit Marisol und Armin mit dem Dingi zum Einkaufen in den Hauptort Clifton. Es war eine etwas längere aufregende Fahrt, die zunächst durch eine seenähnliche Magrovenlandschaft führte, dann über ein Riff mit vielen Untiefen (hier mussten wir die sich ständig verändernde Wassertiefe genau in den Blick nehmen) und schließlich über eine kleine Öffnung im Riff auf die offene See hinaus. Letztlich kamen wir alle wohlbehalten im kleinen Fischerhafen an – wenn auch etwas nass von den sich brechenden Wellen am Riff. Auch hier kam uns ein Einheimischer sogleich zur Hilfe, indem er unsere Mülltüten (natürlich gegen ein kleines Trinkgeld) abnahm und uns sehr geschickt direkt zum Obst- und Gemüsestand seiner Mutter führte. (Vom Alter her sahen sich die beiden allerdings erstaunlich ähnlich.)

Wanderung entlang der Frigate Bay

Der Frigate Bay vorgelagert ist eine lange schmale Landzunge, die zum Naturschutzgebiet erklärt wurde und eine abwechslungsreiche kleine Wanderung ermöglicht. Wir starteten am robinsonartigen Kitesurfer-Unterstand und liefen den kleinen Strand entlang Richtung eines Mangrovenwalds. Hier hatten Investoren einst versucht, einen geschützten Hafen für Segler zu erbauen. Aufgeschüttete Dämme, eine ziemlich rostige Spundwand und einsame Pfähle zeugen noch heute von dem Projekt, welches schließlich aufgegeben wurde (Geldmangel?). Vor allem das „Hafenbecken“, welches zunehmend von der Natur zurückerobert wird, bot einen romantischen Anblick. Eine aufwendig gestaltete Hängebrücke führte uns schließlich über eine Meerenge zum Mangrovenwald. Dort gab es eine nigelnagelneue Ausblicksplattform mit Infotafel zur Tier- und Pflanzenwelt in den Mangroven. Und am Ende des Wanderweges kamen wir zu einem ebenfalls neu errichteten Infozentrum. Wir fragten uns, wer das alles finanziert habe in dieser einfachen, eher ärmlichen Umgebung. Weitere Touristen begegneten wir auch nicht. Die Dame am schicken Schreibtisch in der klimatisierten Empfangshalle konnte uns auch keine weiteren Auskünfte geben. Das Ganze wirkte etwas bizarr auf uns.

Wir nahmen den gleichen Weg zurück und gingen vom Kitesurfer-Spot ausgehend noch weiter bis zum Kap mit einem hoch aufragenden Felsvorsprung vor. Dort entdeckten wir einige verroste Eisenbahnschienen und Teile ehemaliger Güterwagons. Was damit einst transportiert worden ist, konnten wir leider nicht herausfinden. Insgesamt haben wir die kleine Wanderung sehr genossen und spannende Entdeckungen machen können.

Anderen Tags ging es eine Bucht weiter in Catham Bay, um Union Island noch weiter kennenzulernen.

Chatham Bay

Die Ankerbucht in Catham-Bay gefiel uns sehr gut: die Atmosphäre war angenehm entspannt und unter Wasser war wieder so viel zu entdecken. Zudem gab es auch eine Strandbar, in der wir uns mit Armin und Marisol an zwei Abenden zum Sundowner mit leckeren Painkiller-Cocktails trafen. Diese geselligen Abende waren zugleich unsere letzten Treffen, bevor sich unsere Wege wieder trennen sollten. Marisol und Armin machten sich am nächsten Morgen auf in Richtung Curaçao. Dort wollen sie ihr Boot auf einem Werftgelände hurricansicher unterbringen und im Anschluss für drei Monate in ihre momentane Heimat, Nordspanien, zurückfliegen. Es war eine sehr schöne Zeit mit den beiden Weltenbummlern und wir hoffen sehr, dass wir uns dann in ein paar Monaten auf den San-Blas-Inseln vor Panama wiedersehen werden.

Wir selbst hissten die Segel Richtung Petit St. Vincent

Mopion

Auf unserem Weg zur kleinen Privatinsel Petit St. Vincent machten wir noch einen Zwischenstopp vor der winzigen Insel Mopion. Sie besteht lediglich aus einem Sandhügel mit einem einzigen Sonnenschirm aus Palmwedeln, was der Insel gleich wieder einen karibischen Charakter verleiht. Drumherum war das Wasser sehr flach und ermöglichte uns dadurch, im Wasser stehend, einen neuen fotografischen Blickwinkel einzunehmen. Diese kleine Insel war einfach bezaubernd und wir hatten Glück, dass wir sie für eine kurze Weile einmal ganz für uns haben konnten.

Petit St. Vincent

Den späten Nachmittag bis zu nächsten Morgen verbrachten wir vor Petit St. Vincent. Leider war es uns nicht erlaubt, die rundliche Privatinsel zu betreten. Von unserem Ankerplatz aus genossen wir jedoch den schönen Blick zurück auf Union Island. Mit der untergehenden Sonne konnten wir zudem ein wundervolles Licht- und Farbenspiel auf dem Meer und die umliegende Inselwelt beobachten.

Carriacou

Am nächsten Morgen ging es dann weiter zu einer weiteren Insel der Grenadien, Carriacou. Diese Insel gehört nicht mehr zu St. Vincent sondern zum Staatsgebiet von Grenada. Das bedeutete, dass wir zum Einklarieren erst einmal in die Tyrrel Bay anlaufen mussten. Die sehr geschützte Bucht war gefüllt mit Segelyachten. Im Immigration-Office trafen wir auf etliche Segler, die wie wir zum Einklarieren und Proviantieren in den Ort gekommen waren. In der Warteschlange trafen wir auch auf Delfine und Josique. Die beiden Segler aus der Bretagne haben ihr schlossähnliches Anwesen mit Antiquitätengeschäft verkauft und wollen nun die große weite Welt mit ihrer Segleryacht Bora Bora bereisen – und das mit Hund. Wir verabredeten uns für den Abend auf einen Sundowner in einer Bar mit Blick auf den Hafen und verbrachten ein paar sehr nette Stunden miteinander.

In die Tyrrel Bay mündet eine Art Fjord, der als Hurrican-Hole für kleinere Segelyachten gilt. Mit dem Dinghi fuhren wir dieses Gebiet neben dem Ankerplatz einmal ab und erfreuten uns vor allem an den glasklaren Spiegelbildern des magrovengesäumten Flusslaufs. Da uns die Tyrrelbucht ansonsten zu voll und das Wasser zu trübe war, ankerten wir die nächsten beiden Tage in der kleinen Bucht nebenan. Hier waren wir wieder ganz für uns und genossen die wunderschönen Korallen und vielen unterschiedlichen Fischen direkt von unserer Aluna 22 aus.

Sandy Island

Unweit der Tyrrelbay galt es nun das eigentliche Highlight Carriacous zu erkunden: Sandy Island erwies sich als wahres Wunderwerk der Natur! So klein und schmal die vorgelagerten Insel vor der Paradise Beach auch ist, so vielfältige und spannende Plätze gab es hier zu entdecken. Allein die Wasserfarbe der Ankerbucht war schon traumhaft und unter Wasser begegneten wir diesmal neben großen Stachelrochen auch einem großen Adlerrochen. Der besaß neben seinem gigantischen Umfang auch einen welsartigen großen Kopf, mit dem er ganz friedlich im Sand nach Muscheln grub.

Auf der Naturschutzinsel fotografierte ich zudem quasi jeden Quadratmeter. Die unteren Fotos bilden nur einen kleinen Teil davon ab. Mit jeder neuen Lichtsituation veränderten sich auch die Erscheinungen der Palmen, skulpturartigen Steinansammlungen und Muschelberge. Wir waren beide fasziniert …

L´Esterre-Bay

Auf der gegenüberliegenden Seite von Sandy Island in der Bucht von L’Esterre liegt die Paradise Beach. Dieser Name erweckte unsere Neugierde und so fuhren wir mit dem Dingi zunächst ein Stück östlich davon an das Ufer heran. Von dort entdeckten wie einen Wanderpfad durch den Mangrovenwald eines Naturschutzgebietes, der uns direkt bis zum Ort L’Esterre führen sollte. Immer wieder eröffneten sich uns durch das üppige Wurzelwerk der Mangroven hindurch auch schöne Ausblicke auf das Meer und unsere neue Lieblingsinsel Sandy Island.

Im malerischen kleinen Ort mit seinem wirklich paradiesischen Strand angekommen, probierten wir ein lokales Erfrischungsgetränk aus, das angeblich gesund für den Magen sein sollte, aber für unseren Geschmack ein wenig zu bitter schmeckte. Da die Sonne hier auch im Sommer bereits um 18:30 Uhr untergeht, traten wir dann schon bald wieder den Rückweg an. Zurück auf Sandy Island hatten wir dann aber doch noch genügend Zeit für einen weiteren Spaziergang. Diesmal war die kleine Insel in ein wunderschönes warmes Abendlicht gehüllt.

Einkaufen in der Hauptstadt Hillsborough

Ebenfalls in Sichtweite von Sandy Island liegt die Hauptstadt von Carriacou mit Namen Hillsborough. Hier unternahmen wir am nächsten Tag einen Einkaufsbummel. Viel zu kaufen, gab es allerdings nicht. Die winzigen Lebensmittelgeschäfte hatten mal wieder DDR-Charakter. 450 g Butter sollten zudem 9 Euro kosten, den einzigen 1-kg-Käse gab es immerhin schon für 14 Euro. Allerdings waren hier die Gewürze recht günstig. Grenada, nur unweit von Carriacou entfernt, gilt ja als die Gewürzinsel. Und Mangos, Bananen und Tomaten konnten wir dann jeweils an den drei Straßenständen erstehen.

Die Häuserfassaden bestachen auch hier durch ihre kräftigen Farbgestaltungen. Zudem gab es einige schöne Häuser im Kolonialstil zu bewundern. Beim Anblick der Elektrokabel wurde mir allerdings angst und bange…

Die nächsten beiden Tage verbrachten wir in der nahe gelegenen kleinen Ankerbucht Anse la Roche. Das Schnorcheln am gegenüber liegenden Felsen von unserer Aluna22 war wieder sehr erlebnisreich. Diesmal konnten wir als neue Errungenschaft einen Schwarm Calamares mit ihren großen runden Augen bewundern, die dort ihr Hausrevier ihr eigen nannten und gar nicht scheu waren.

Einsamkeit pur: Ankern vor White Island

Schon hissten wir wieder die Segel und segelten einmal um das nördliche Kap von Carriacou herum und dann weiter die Ostküste entlang in Richtung Süden. Auf halber Strecke ließen wir vor der unbewohnten Insel White Island den Anker fallen. Hier, auf der einsamen Insel, machten wir einen Erkundungsgang und kamen uns dabei vor wie Robinson Crusoe. Obwohl White Island von Riffen umgeben ist, fanden wir hier kaum Korallen oder Fische vor. Vielleicht bietet die Lage nicht genügend Schutz. Wir hatten wenig Wind, deshalb verlief unsere Nacht recht ruhig, aber hier kann es sicherlich auch anders zugehen.

Grenada

Ronde Island

Wir segelten weiter in Richtung Grenada. Vor der ebenfalls unbewohnten Ronde Island machten wir einen Zwischenstop. An das glasklare Wasser werden wir noch gerne zurückkehren. In den geschützten Buchten an der Ostküste Grenadas ist das Wasser sehr trüb, sodass es leider kein Schnorchelerlebnis mehr darstellt.

Greenville

An den wilden Felseninseln wie London Bridge Island vorbeisegelnd, ließen wir vor der zweitgrößten Stadt Grenadas, Greenville, den Anker fallen. Wir mussten wieder einmal unsere Vorräte auffüllen und laut Reiseführer sollte es hier gute Einkaufsmöglichkeiten geben. Der Ort lebt hauptsächlich vom Fischfang. Am Kai angekommen, beobachten wir dann auch die Fischer in ihren kleinen Booten beim Ausladen ihres bescheidenen Fangs. Auch wurde das Muschelfleisch aus den wunderschönen Venusmuscheln direkt am Kai herausgeklopft. Das alles machte einen ziemlich rustikalen Eindruck auf uns und motivierte uns nicht zum Kauf. Die Häuser im Ort wirkten insgesamt ärmlich. Das Haus eines beschäftigten Schneiders bestand auf geradezu erschreckende Weise nur noch aus zusammengestückelten Bretterwänden. Die drei Supermärkte waren auch nicht besonders üppig bestückt, aber immerhin bekamen wir das Nötigste. Erfreut waren wir über eine winzige Bäckerei, die anstelle des üblichen englischen Wabbelbrotes sogar auch Vollkornbrötchen anzubieten hatte.

Die Einheimischen waren allesamt freundlich und hilfsbereit, die Atmosphäre aber irgendwie aufgeheizt und rau. Schon am nächsten Morgen beschlossen wir deshalb in eine der geschützten Buchten im Südosten Grenadas weiter zu segeln.

Ankern in der Woburn Bay und Wäsche waschen bei Whispers Cove

Seit mittlerweile einer Woche sind wir nun im Süden Grenadas in der Woburn Bay – und fühlen uns pudelwohl. Unsere Ankerbucht macht im Vergleich zur Greenville-Bucht einen geradezu lieblichen Eindruck – ein Gefühl wie im Mittelmeer. An den rundlichen Berghängen stehen villenartige Bauten mit gepflegten Gärten. Viele Segelboote liegen hier für die gesamte Hurricansaison an einer Mooring. Aber zum Glück sind auch eine ganze Menge Segler dabei, die wie wir noch weiter wollen und hier nur für eine kleine Weile vor Anker liegen.

Einige Segler, meist im Rentenalter, sind jedoch auch „hängengeblieben“ und jetzt aktiv dabei, eine gute Seglergemeinschafft zu schaffen. So gibt es einen Briten, der über Funk jeden Morgen die wichtigsten Nachrichten und Veranstaltungen vor Ort durchgibt. Er kündigt die Termine für Regattaveranstaltungen, Einkaufsfahrten zum Supermarkt oder Wandertouren, Bücherflohmärkte, Grillabende und Musikveranstaltungen an. Auch ist jeder eingeladen, sich an den regelmäßig stattfindenden Musik-Sessions zu beteiligen.

Bei verschiedenen Musik- und Grillabenden haben wir wir einige nette Leute kennengelernt, wie die beiden Amerikaner Patrick und David, die jeweils allein auf ihren Katamaranen unterwegs sind. Zwei sehr liebe deutsche Seglerpärchen wollen ähnlich wie wir nach Kolumbien segeln und dort länger bleiben. Dort werden wir sie sicher wiedersehen.

Von unserer Ankerbucht aus fahren regelmäßig Sammelbusse nach St. George, der Hauptstadt von Grenada. Hier haben wir bereits einige wichtige Einkäufe erledigen können, wie das Besorgen eines neuen Wasserfilters für unseren Watermaker. In St. George gibt es auch eine große Markthalle mit vielen Ständen, an denen ausschließlich Gewürze angeboten werden, natürlich auch Muskatnüsse, für die Grenada das Hauptanbaugebiet darstellt. Wer allerdings nach Kleidern, Bademoden oder Schuhen sucht, ist hier an der verkehrten Adresse, zumindest was die Qualität und die Ästhetik angeht … Da müssen wir uns wohl noch bis Kolumbien gedulden. Denn nach einem Jahr intensiven Reisens gehen uns mittlerweile die Schuhe und T-Shirts aus dem Leim …

Die dicken Wolken, die sich nun öfter am Himmel präsentieren, zeigen, dass wir mittlerweile in der Regenzeit angekommen sind. Es regnet regelmäßig, aber insgesamt ist das Wetter weiterhin schön – mit viel Sonne und sehr warmen Temperaturen.

In einigen Tagen kommt uns nun unsere Freundin Christine aus Deutschland besuchen. Darauf freuen wir uns schon sehr und planen neben Segeltörns zu den Grenadieninsel, mit ihr auch das Inland Grenadas näher zu erkunden.

2 Kommentare

  1. Bettina u. Hans

    Liebe Anja, lieber Jochen,
    Euch ist wieder ein toller Reisebericht gelungen.
    Die Beschreibung der Örtlichkeiten, der Geschehnisse sind super und insbesonders, die Fülle der grandiosen Bilder, ist überwältigend. Die Idee mit dem Video: Tobago Cays finden wir sehr gut – benötigt aber sicherlich viel Speicherplatz.
    Wie Du Anja, schon angedeutet hast, sind die Eindrücke wahrscheinlich so vielfältig, daß man mit fotographieren gar nicht nachkommt.
    Vielen herzlichen Dank für die Mühe der Auswahl der Bilder und das Schreiben des blogs,
    Bettina u. Hans

  2. Liebe Bettina, lieber Hans!
    Vielen Dank für euer tolles Feedback!
    Schön, dass ihr weiterhin eure Kommentare in unserem Blog veröffentlicht. Das motiviert uns!
    Ja, es immer wieder überraschend wie vielfältig die karibischen Inseln sind. Da macht das Fotografieren einfach nur Freude.
    Euch weiterhin einen schönen Sommer! Liebe Grüße auch von Jochen! Anja

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