Barbuda
Die Überfahrt von Green Island auf Antigua zur kleineren Schwesterinsel Barbuda verlief bei einem sehr angenehmen Halbwindkurs einfach traumhaft.
Wir waren es mittlerweile gewohnt, dass eine neue Karibik-Insel bei einer Entfernung von etwa 15 Meilen aus ihrem Dunstschleier heraustritt und dann mit ihren runden oder spitzen Bergen und Vulkanen zunehmend klarer in Erscheinung tritt.
Bei Barbuda begannen wir uns dagegen irgendwann zu fragen, ob wir vielleicht vom Kurs abgekommen sind, denn auch bei einer Distanz von fünf Meilen zeigte sich ihre Gestalt noch nicht. Erst ab etwa drei Meilen wurden wir ihrer gewahr und entdeckten den Grund für dieses Mysterium: Sie ist einfach komplett flach und besteht lediglich aus weißem Strandsand mit einigen Palmen darauf. So flach die Insel, umso gewaltiger erschien uns bei Sonnenuntergang der Abendhimmel in all seiner Farbenpracht. Ein wahrer Genuss für das malerische Auge.
03.03.23: Am nächsten Morgen nach einem herrlichen morgentliches Schwimmen fuhren wir mit dem Dingi in Richtung Strand und banden das Beiboot an der Mooring vor der einzigen Strandbar weit und breit fest. Unsere sieben Sachen mussten wir die letzten Meter dann mit den von Plastiktüten verhüllten Rucksäcken schwimmend hinüberschaffen. Der Strandbarbesitzer kam uns gleich freudig entgegen und begrüßte uns freundlich. Wir unternahmen zunächst jedoch einen Strandspaziergang am endlos weißen Strand. Das türkisfarben-leuchtende Meer vor einsamem Strand war geradezu betörend. Die Küstenlinie entlanggehend, nahmen wir jedoch auch die vielen, vom Hurrikan Irma im Jahr 2017 verursachten Häuserruinen wahr. Selbst die Palmen und anderen Bäumen sahen noch immer ziemlich mitgenommen aus.
Zurück an der Strandbar legten wir uns mit einer Cola in der Hand unter die vom Palmendach beschatteten Strandliegen und genossen den in seinen Farben einfach unfassbar schönen Meeresblick.
Zum Abend wurde das Licht wieder sehr geheimnisvoll und zusammen mit dem Wolkengebilden am Himmel ergaben sich wunderbare Fotomotive, die ich wieder voller Begeisterung mit meiner Handykamera einzufangen versuchte.
04.03.: Der nächste geplante Landgang sollte sich als ziemlich abenteuerlich erweisen und musste letztlich abgebrochen werden: Der Tag war sehr windig und um zum Ausklarieren in den einzigen Ort der Insel zu gelangen, mussten wir mit dem Dingi eine Landzunge überwinden. Auf dem Wasserweg ging es nicht, da die Brandung in der Einfahrt zu hoch war. Deshalb mussten wir das schwere Dingi über die Landzunge ziehen und auf der anderen Seite wieder zu Wasser lassen. Das war sehr mühsam, besonders durch den sehr weichen Sand. Am Ende gelang es jedoch. Wieder im Wasser fiel dann plötzlich der Dingi-Motor aus, er zog kein Kühlwasser mehr. Mit kleinster Drehzahl ließ er sich dann doch noch wieder überreden. Wir hieften das Boot wieder zurück über den Sandstrand der Landzunge und hofften, dass der Motor die eine Meile bis zum Segelboot durchhalten würde. Ansonsten hätten wir einen Notruf absetzen müssen…. Ein Glück … am Ende ging alles gut. Nur mussten wir am darauffolgenden Tag – anders als geplant – zurück zur großen Schwester Antigua segeln, um dann dort auszuklarierenden. Irgendwie lief auf Barbuda alles anders als vorgesehen …
Segeltour zurück nach Antiqua
Zurück ging es dann am 05.03. nach Jolly Harbour auf Antiqua, denn das Ausklarieren auf Barbuda wollte ja einfach nicht klappen.
Vorher jedoch schauten wir uns noch einmal eine Hotelruine vom Segelboot aus an. Schon von Ferne waren wir auf das rot-orange leuchtende Ziegeldach aufmerksam geworden. Das Hotel an der Spitze der nördlichen Landzunge Barbudas lag vornübergekippt zum Meer hin dar und konnte damit seiner Funktion als bewohnbarer Unterschlupf für Touristen nicht mehr nachkommen. Schuld daran war wohl auch hier der Hurrikan Irma im Jahr 2017, der auch etliche Behausungen auf der gegenüberliegenden Landseite auf seinem Gewissen hatte.
Barbuda mit seinem türkisfarbenen Wasser, seinen weißen, teilweise rosafarbenen kilometerlangen einsamen Sandstränden ist wahrlich – trotz der vielen Häuserruinen – eine Augenweide. Leider war es jedoch von der Meerseite her für uns nur sehr schwer möglich einen Fuß aufs Land zu setzen.
So hissten wir nach nur wenigen Tagen Aufenthalt wieder die Segel und steuerten bei einem stabilen Am-Wind-Kurs die Bucht von Jolly Harbour auf Antigua an.
Auch hier begrüßte uns türkisfarbenes Wasser, eine schöne bergige Landschaftskulisse, aber auch ein touristisch hoch erschlossenes Gebiet. Vor dem lautstarkem Animationsprogramm am ersten Ankerplatz flohen wir am Abend recht genervt in unsere Kajüte und traten erst wieder hervor, als ein Wechsel zum Musikprogramm folgte.
06.03., Jolly Harbour: Am ersten Morgen in der Jolly Harbour Bay fuhren wir zum Ausklarieren in die malerische Lagune der weit verzweigten Bucht. Überall gab es hübsch anzusehende farbige Holzhäuser auf Stegen direkt ins Wasser hinein gebaut. Wir machten unser Beiboot am Dingi-Steg vor dem gelben Holzhaus der Zollbehörde fest und sahen schon eine ganze Reihe Leute vor uns warten. Die Abfertigung verlief aber ungewohnt zügig, sodass wir schon bald an der Reihe waren. Dabei mussten wir feststellen, dass unsere Einklarierungspapiere nicht in dem dafür vorgesehenen Ordner lagen. Um Kopien erstellen zu lassen, sollten wir wieder zum English Harbour segeln, wo wir einklariert hatten. Wir waren not amused about that… Doch zum Glück zeigte sich zurück an Bord, dass wir sie lediglich falsch abgelegt hatten.
Nun verlegten wir erst einmal unseren Anker in die Nachbarbucht und starteten dann den nächsten Versuch für das Ausklarieren. Diesmal verlief alles problemlos…doppelt hält eben besser. Den Nachmittag nutzten wir dazu, die Lagunenstadt eingehender zu erkunden. Wir kamen uns vor wie in einem modernen Venedig. Neben den bunten Holzhäusern auf Stelzen entdeckten wir am mondänen Hafen zahlreiche Geschäfte und Restaurants, einen gepflegten Golfplatz, einen daran angrenzenden Park mit lustigen Leberwurstbäumen (seine tatsächlich an Leberwurst erinnernden Früchte sind jedoch ungenießbar) sowie ein mittlerweile geschlossenes Casino im Kolonialstil (was auf eine reiche Vergangenheit schließen lässt).
Die Lagunenstadt Jolly Harbour
Monserrat
07.03. Little Bay auf Montserrat: Zwei Tage verbrachten wir in dem amerikanisch anmutendem Ort auf Antigua und beschlossen dann, dem aktiven Vulkan auf Montserrat einen Besuch abzustatten. Schon in aller Frühe lichteten wir dafür den Anker, um bei den vorhergesagten schwachen Winden noch vor Sonnenuntergang die angestrebte Insel zu erreichen. Entgegen unserer Erwartung erwies sich dieser Segeltörn als ein wahrer Genuss. Bei optimalen Windverhältnissen erreichten wir viel früher als erwartet die Little Bay auf Montserrat. Da wir zeitig dran waren, konnten wir das Einklarieren am Zollhaus des kleinen Hafens sogleich vornehmen und daraufhin die nähere Umgebung auskundschaften. Es zeigte sich, dass das kleine Örtchen lediglich aus einigen einladend aussehenden Restaurants bestand, die jedoch weitestgehend geschlossen waren. Auch gab es insgesamt nur wenige Menschen, die es sich am schönen Sandstrand gut gehen ließen. Wir fragten eine Einheimische, ob es Zeiten gäbe, wo mehr los sei. Sie meinte, dass es insgesamt ein sehr stiller Ort wäre, die Insel im Allgemeinen auch und dass nur an Feiertagen, wie den St. Patricksday (die Insel wurde ehemals weitestgehend von Iren kolonialisiert) ein wenig mehr los sei.
08.03.: Am zweiten Tag auf Montserrat erhielt Jochen die sehr traurige Nachricht, dass sein langjähriger Freund Klaus gestorben ist. Jochen war total erschüttert und die nächsten Tage waren von seiner Trauer geprägt. Wir unternahmen dennoch zur Ablenkung noch einmal eine kleine Wanderung in der näheren Umgebung auf Montserrat. Dann wurde Jochen jedoch richtig krank. Er lag für zwei Tage mit hohem Fieber und Magenschmerzen danieder. Als es ihm wieder ein bisschen besser ging, beschlossen wir, die Insel wieder zu verlassen, um für eine bessere Genesung vertrautere Gefilde aufzusuchen.
Zum Trost, dass wir nur so wenig von der Insel kennenlernt hatten, umfuhren wir die Insel per Motorkraft so dicht wie möglich an der Küste. Und bei fast wolkenlosem Himmel hatten wir einen prima Blick auf den noch immer rauchenden Vulkan. Auch konnten wir Häuser der damaligen Hauptstadt erkennen, die mit dem Ausbruch 1995 weitgehend verschüttet und verlassen wurde. Seit dem folgenschweren Vulkanausbruch ist die eine Hälfte der Vulkaninsel für die Einheimischen und Touristen gesperrt.
10.03.: Zurück im uns bekannten Ort Deshaies auf Guadeloupe erholte sich Jochen nach und nach. Wir gingen alles weiterhin sehr beschaulich an.
Bouillante auf Guadeloupe
13.03.: Ein paar Meilen weiter südlich von Deshaies entdeckten wir schließlich den netten kleinen Ort Bouillante mit seinen kleinen Geschäften aller Art. Ein Kunsthandwerkerhaus hatte es mir mit seinen dort ausgestellten eindrucksvollen Grafiken und Tonobjekten besonders angetan.
Als Besonderheit des Ortes gab es zudem eine heiße Quelle, die vom ansässigen Geothermiekraftwerk erzeugt und über einen künstlichen Flusslauf direkt in Meer geleitet wurde. Dort im sehr warmen Wasser entspannten wir uns ausgiebig und genoßen zudem den Sonnenuntergang mit angenehmer Live-Reggae-Musik im Hintergrund. Genau das Richtige für die geplagte Seele.
Point Noire
15.03: Wir hatten uns für diesen Tag eine Wanderung im Nationalpark Guadeloupe vorgenommen. Ein Bus dorthin sollte vom Nachbarort ausgehen. Der Ort Point Noire ist im Gegensatz zu Bouillante (obwohl lediglich eine Bucht weiter südlich gelegen) sehr arm. Es gibt viele alkoholisierte Menschen auf den Straßen und kaputte Häuser zu sehen. Der eigentlich schöne Sandstrand mit schattigen Plätzen war ordentlich vermüllt.
Aber zu unserem Erstaunen konnten wir ausgerechnet hier in einem Haushaltswarengeschäft endlich eine neue passende Thermoskanne erstehen (die alte und von uns sehr geschätzte Glasthermoskanne hat nach 35 Jahren und allen bisherigen Segeltouren nun doch ihren Geist aufgegeben müssen).
Die Reise zum Nationalpark mit dem lokalen Bus verlief strapaziös, da die Fahrpläne nichts mit der Wirklichkeit zu tun hatten. Stundenlanges Warten war angesagt und das Trampen wollte auch nicht funktionieren.
Dann endlich gücklich am Forsthaus des Nationalparks angekommen, folgte wir einem wunderschönen Wanderpfad durch den Regenwald und genossen am Ende das kühlende glasklare Nass im Fluss, umgeben von Forellen und Vogelgesang – einfach nur herrlich.
Die Rücktour war dann wieder etwas für starke Nerven, denn ein Bus wollte nicht kommen. Aber irgendwann fuhr dann doch ein privates Sammeltaxi vorbei, dass wir mit viel Winken zum Anhalten bewegen konnten. Immerhin wurden wir direkt an unserem Dingi-Anleger herausgelassen. Der Wandertag war trotz der etwas nervigen An- und Abreiseise richtig schön gewesen.
17.03.: Wir waren wieder Schnorcheln vor der Costeau-Insel (nächste Bucht nördlich von Bouillante gelegen). Dafür standen wir extra früh auf und wurden mit kristallklarem Wasser und einer wundervollen Fischwelt belohnt.
Weiter zur Inselwelt der Les Saintes
18.03.: Wir kämpften uns erfolgreich von Guadeloupe aus durch Wind, Welle und Regen zu den weiter südlich gelegenen kleinen Inseln Les Saintes. Vor der Ile de Carbit machten wir die Aluna an einer dafür ausgewiesenen Boje fest. Am Tag darauf besuchten wir den idyllischen Hafenort Terre de Haute und entdeckten an deren Strand zwei urtümlich aussehende Leguane.
Am Abend bewunderten wir vom Bord aus das wundervolle Wolkenspiel in all seiner Farbenpracht. Den restlichen Abend verbrachte Jochen mit dem Spleißen (Ergebnis siehe Fotos) und ich mit dem Lesen – zur Leseratte geworden widme ich mich zur Zeit den Weltenentdeckern wie Marco Polo.
Impressionen von Terre de Haute
20.03: An Joshuas Geburtstag, haben wir nur kurz mit unserem Sohn telefoniert. Er wollte nach getaner Arbeit noch mit seiner Freundin Jenny fein Essen gehen. Dafür hatten wir an unserem traditionellen Telefonier-Tag – dem Sonntag – umso länger und intensiver miteinander gesprochen. Die WhatsApp-Verbindung von der Karibik nach Norwegen klappt problemlos.
21.03., Grand Ilet: Wir fuhren mit dem Dingi zur Nachbarinsel Grand Ilet und starteten von dort eine Wanderung den Berg hinauf. Es war jedoch an diesem Tag unangenehm heiß und der Pfad leider recht ungeschützt sowie steil und felsig. Wir schafften es deshalb leider nicht bis ganz hinauf… Unten wieder angekommen, erfrischten wir erst einmal unsere heißen Glieder in der idyllischen Badebucht der kleinen Insel. Lustig fanden wir, dass überall überall Ziegen und Hühner frei herumliefen, und das selbst am Strand.
Les Saintes: Erst heiß und trocken und dann ordentlich erfrischend nass
22.03. Ilet a Carbit: Wir besuchten am Vormittag die kleine Insel Ilet a Carbit und das dortige, ziemliche verfallene Fort Josephine. Von den Ruinen des Forts aus ergab sich eine wundervolle Aussicht auf Terre de Haut. Ein bisschen unheimlich war es hier jedoch. Überall raschelte es und seltsame Wesen zogen an uns vorbei. Auch die Bäume und Büsche hatten hier etwas Mystisches an sich. Die Bäume, aus denen seltsame Büschel hingen, Baumwurzeln, die sich an den Mauern festkrallten und aus steinernen Häusern herauswuchsen. Unheimlich auch die Zisterne im Inneren des verfallenen Forts. Ab dem frühen Nachmittag fing es fürchterlich an zu regnen, sodass wir es uns dann den Rest des Tages an Bord gemütlich machten.
23.3.: Terre de Haut: Dass das Abholen eines Medikaments mit einem Rezept aus Deutschland von einer Apotheke auf den Les Saintes (Insel vor Guadeloupe) so einfach vonstatten geht, war für uns verblüffend: Zunächst bat ich meinen Arzt in Deutschland telefonisch um das Rezept (was vorher so abgesprochen gewesen war), mein Arzt sandte daraufhin ein Foto des Rezepts per Email zur entsprechenden Apotheke und drei Stunden später hielt ich das Medikament bereits in meinen Händen (fast schneller als innerhalb Deutschlands).
Da nun die Weiterreise nach Dominica bevorstand, starteten wir im französischen Terre de Haute noch einmal einen Großeinkauf. Denn auf Dominica ist das Angebot rar und das Wenige auch noch teuer. Für die Briefmarken unserer Postkarten mussten wir dann auf „karibisch“ gewohnte Weise eine Stunde vor der Post warten. Diese hätte laut Öffnungszeiten an der Tür eigentlich durchgehend geöffnet sein müssen.
Vor der Überfahrt nach Dominica statteten wir noch der Nachbarinsel Terre de Bas einen Besuch ab.
Diese kleine Insel mit seinen wenigen Dörfern besitzt einen ganz anderen Charakter als Terre de Haute: Sie wird nur von wenigen Touristen aufgesucht, obwohl es auch hier sehr hübsche Häuser, begrünte Straßenzüge, besondere Street-Art-Gemälde, schöne aufbereitete Wanderwege und eine ganz besonders herrliche Natur gibt. Die Dorfbewohner haben allesamt Häuser in eigenwilligen, sehr individuellen Farbkombinationen sowie vielfach große, auf Selbstversorgung ausgerichtete Gärten mit zusätzlicher Tierhaltung wie Ziegen und Hühner. Bei unserem ersten Spaziergang durch das Dorf Grand Anse krähte und meckerte es an allen Ecken und wir hatten zudem das Glück, zwei neugeborene Zicklein begrüßen zu dürfen (wir sahen dabei bei der Mutterziege noch die Nachgeburt herauskommen).
Am Fischereihafen gab es ein Restaurant (jedoch gerade geschlossen), einen Fahrrad- und Mietwagenverleih sowie eine kleine Bar. Alles wirkte jedoch irgendwie verlassen. Uns gegenüber waren die Einheimischen sehr zurückhaltend, geradezu abweisend, was wir sehr schade fanden. Mit ihren französischen Landsleuten verhielten sie sich hingegen aufgeschlossen und zum fröhlichen Plaudern allzeit bereit.
24.3., Terre de Bas: Am Morgen gedachten wir der Trauerfeier von Jochens Freund Klaus mit lieben Gedanken bei einer Kerze und Musik, die er zu seinen Lebzeiten gerne gehört hatte.
Wir unternahmen später noch einen Gang durch das Dorf und trafen dort die netten Segler vom benachbarten Segelboot. Es stellte sich heraus, dass sie sich als Familie das Segelrevier Karibik zur Zusammenkunft ausgesucht haben. Der eine Part (Eltern, Schwester, Tochter) war dafür aus Kanada, der andere Part (zwei Söhne/Brüder plus Freund) aus Südafrika angereist… auch eine Idee! Nach einem netten Plausch trennten sich unsere Wege wieder. Die Familie verschwand im kleinen Dorfsupermarkt und wir machten uns zu einer kleinen Wanderung auf. Die Schweißperlen den steilen Hang hinauf sollten sich lohnen: Wir wurden mit einem herrlichen Blick auf die Peninsula belohnt.
Auf dem Rückweg entdeckten wir in einem kleinen Magrovenwäldchen wieder Leguane im Wasser und in den Bäumen. Der Leguan ist zugleich das Nationaltier der Les-Saintes-Inseln.
Von Terre de Bas nach Dominica
25.3.: Ein letztes Mal morgentliches Schwimmen in der herrlichen Ankerbucht von Terre de Bass. Hier war das Wasser spürbar sauberer und an der Küstenlinie gab es viele Korallen und Fische zu beobachten. Nach dem Schwimmen fühlte ich mich wie erneuert und das Beobachten der bunten Fischwelt stimmt mein Herz jedes Mal aufs Neue froh. Jetzt hieß es Anker auf und die Segel hissen.
Mit dem kräftigen Halbwind kamen wir wunderbar voran und erreichten schon am frühen Nachmittag unser neues, altes Ziel: die Prince Ruppert Bay von Dominica!
Prince Rupert Bay auf Dominica
25.- 31.03: Wir verweilten eine ganze Woche in Portsmouth in der Prince Rupert Bay. Auf Dominica wurden wir sehr nett von den Einheimischen empfangen. Denn als wir hier ankamen, gab es gerade ein Fest mit Trinken, Essen (for free!) und Livemusik zu Ehren der Yachtis.
Kaum den Anker fallen gelassen, kam uns Martin in seinem bunten Ruderboot entgegen und stellt sich als unser Guide vor, der uns mit Infos und Touren versorgen wollte. Wir brauchten jedoch erst einmal Ruhe zum Ankommen und zum Überlegen, wie wir die Tage hier für uns gestalten wollen. Martin drängte uns nicht und versprach, morgen wieder vorbei zu kommen. Er gab uns vorab den Tipp, dass es am Sonntagabend statt der obligatorischen Grillparty mit Livemusik (auf die ich mich schon seelisch eingestellt hatte) anlässlich des alljährlichen stattfindenden Yacht-Festivals einen Dinnerabend für alle Segler der Ankerbucht geben würde – und zwar kostenlos. Wir waren darüber mächtig erstaunt. Denn, wenn man sich hier in der Bucht und in dem Örtchen Portsmouth umschaut, wird einem bewusst, dass die Einwohner hier mehr schlecht als recht ihr Einkommen bestreiten können.
Wir fuhren dann erst einmal zum Einklarieren mit dem Dingi zum Steg und dann weiter zum Büro von PAYS, einer Vereinigung von Menschen in Portsmouth, die Service-Dienste für die Segler anbieten. Dort hieß es, das Büro schließe gerade und es ob es für uns O.K. wäre, wenn wir am Montagmorgen wiederkämen. Was für ein entspannter Umgang mit den behördlichen Vorgängen – ganz im Unterschied zu Antigua.
In der Bar nebenan lernten wir Steffi und Reinhard kennen, die abwechselnd als Backpacker und Mitsegler (Hand gegen Koje) für ein halbes Jahr in der Karibik unterwegs sind. Von ihnen erfuhren wir dann, dass es die ganze Woche bereits verschiedene Angebote anlässlich des Yachti-Festivals gegeben habe und dass es an dem heutigen Samstagabend ein großes Seefood-Barbeque mit Live-Musik im Nachbarort gäbe.
Da wir schon länger kein größeres Event mitgemacht hatten, freuten wir uns und schlossen uns den beiden für diesen Abend an. Die PAYS-Organisation als Veranstalter hatte einen Shuttleservice eingerichtet und fuhr alle Interessierten zur Veranstaltung ins Nachbardorf Toucari. Aus den vielen Tagen der Natur und Ruhe kommend, war das Fest ein echter Knaller. Eine bunte Menschenmenge wie zur Kieler Woche und tosende Musik von einer Band in einem Abbruchhaus spielend, empfingen uns. Anfänglich etwas verwirrt, wählten wir schließlich ein kleines Restaurant aus, in dem man sich bei halbwegs erträglicher Lautstärke noch unterhalten konnte. Steffi und Reinhard waren uns mittlerweile in der Menschenmenge verloren gegangen. Dafür saßen wir bald nett mit Cornelius und Sohn Corbinian sowie dessen Freund Fabian zusammen und tauschten unsere Segelerlebnisse aus. Die Drei waren wie wir über den Atlantik gesegelt und wollen die Hurrikan-Saison an der Ostküste der USA verbringen, bevor sie dann im November die Rückreise nach Deutschland antreten werden. Mittlerweile beinahe verhungert, kam das Essen (zwar nicht das von uns bestellte) schließlich mit 1,5 Stunden Verspätung doch noch. Wir lauschten der Livemusik noch eine Weile und begaben uns schließlich mit dem Shuttlebus wieder auf die Heimreise.
Da wir uns mittlerweile ins Herz geschlossen hatten, besuchten wir die Drei gleich am nächsten Tag noch einmal an Bord ihrer Segelyacht Maupiti auf einen Kaffee. Leider starteten sie dann schon am Nachmittag wieder auf eine 2-tägige Segeltour Richtung Puerto Rico, wo sie Besuch von ihrer Familie aus Deutschland bekommen sollten.
Wir machten uns dagegen bereit für das Dinner zu Ehren der Yachtis. Dies sollte in dem aus der Kolonialzeit stammenden Fort Shirley stattfinden. Wieder wurden wir, bestens organisiert, mit Shuttlebussen zum Ort des Geschehens gefahren. Diesmal saßen wir am blumengeschmückten Tisch Steffi und Reinhard gegenüber. Zunächst gab es Reden von wichtigen Leuten der Region, wie dem Präsidenten von PAYS, dem großen Spender der Vereinigung (ein Amerikaner namens Hank Schmitt, der PAYS u.a. das Mooringfeld in der Ankerbucht gesponsert hat). Die sehr gefühlsbetonte Nationalhyme von Dominica wurde von einer jungen Dame gesanglich zum Besten gegeben, es wurde gemeinsam gebetet und schließlich gab es noch kleinere Reden aus dem Kreis der Segler. Den Abschluss bis zum Abendessen bildete eine Live-Band mit Trommelmusik. Das Buffet war reichhaltig und lecker, die Stimmung festlich. Auch die Getränke waren frei. Und nach dem Nachtisch wurden noch Preise an die Gewinner von Quizfragen verteilt. Jochen und ich schlugen uns wacker und bekamen jeweils eine Tasche mit Getränken aus der Region, natürlich vor allem Rum. Ich wusste als eine der Wenigen, dass der Veranstaltungsort im Fort Shirley stattfindet und Jochen konnte die nicht ganz einfache Frage nach dem Namen unserer Ankerbucht zielsicher beantworten.
Zum Schluss wurde Tanzmusik aufgelegt und es wurde ausgelassen getanzt. Jochen und ich führten sogar eine Promenade an. Es war ein rundherum gelungener Abend, den ich mir so perfekt im Ablauf nie in der Karibik vorgestellt hätte.
Bootstour auf dem Indian River
Quasi als Dankeschön an PAYS beschlossen Jochen und ich nun einmal an zwei geführten Touren teilzunehmen, was wir uns normalerweise nicht gönnen. Die erste Tour sollte uns den Indian River entlang führen. Martin erwies sich als ein begeisterter Guide, der uns mit Leidenschaft und reichem Kenntnisschatz von Dominicas Natur- und Pflanzenwelt erzählte. Mit im Boot saßen zudem Eric und sein 88-jähriger, sehr rüstiger Vater Klaus, den wir später – initiert von Martin – alle nur noch Papi nannten.
Wir waren beeindruckt von den Mangroven, die mit ihrem knöchernen und weit verzweigten Wurzelwerk ins Wasser hineinragten und damit eine geradezu mystische Stimmung verbreiteten. Martin erläuterte uns auch am lebenden Beispiel den Unterschied zwischen einer weiblichen und männlichen Krabbe und benannte uns sämtliche Vögel und Pflanzen, denen wir auf unserem Weg durch das Wasser begegneten. Zwischendurch sprang er ans Ufer und pflückte Kokosnüsse, die er vor Ort noch für uns mit seiner Machete spaltete und deren leckeren Saft und Fruchtfleisch an uns verteilte. Er gab auch einen echten Harry-Bellafonte-Song zum Besten und war rundherum darum bemüht, dass wir eine schöne, gemeinsame Zeit erleben konnten.
Am nächsten Tag holte uns Martin schon früh mit seinem Ruderboot von Bord unseres Schiffes ab. Eric und Klaus waren wieder mit von der Partie und so begaben wir uns gemeinsam auf eine Busstour durch den Norden Dominicas. Martin – wieder in bester Stimmung – erläuterte uns die weitgehend auf Selbstversorgung beruhende Lebensweise der Einheimischen, währenddessen wir an deren üppigen Gärten und bunten, kleinen Häuser vorbeifuhren.
An dem Grundstück eines Freundes von Martin machten wir unseren ersten Halt und Martin führte uns mit seinem Botanikerfachwissen durch den Garten. Wir schnupperten an Kräutern, wie Zitronenmelisse, Lorbeer, Thymian und auch an Aleo Vera, sahen die Blätter und Früchte des Brot- und Mangobaumes sowie viele weitere Pflanzen. Dabei erläuterte Martin uns die Inhaltsstoffe und deren mögliche Heilwirkung.
Auf dem Weg zu unserem nächsten größeren Stopp hielten wir mehrmals an, um die Landschaft näher zu betrachten und zu fotografieren. Dabei wies Martin immer wieder auch auf besondere Pflanzen hin, wie auf verschiedenartige Farne oder wild wachsende Orchideen.
Ein Naturpfad führte uns schließlich zu dem Cold Sufriere, einer Stelle, aus der Wasser eines Vulkans blubbernd und schmatzend an die Oberfläche tritt. Aber wie der Name schon verät, sind die blubbernden Wasserstellen nicht heiß, sonder kalt. Martin erklärte es damit, dass der Vulkan tief in der Erde läge und dass das zuvor heiße Wasser dann auf dem Weg zur Oberfläche erkalten würde. Auf jeden Fall roch es ziemlich nach Schwefel und die bleiche, kahle Gegend wirkte richtig unheimlich auf mich.
An einer Strandbar an der Ostküste erfrischten wir uns mit einem der ortsüblichen Getränke (Coffeerum, Gingerrum, Cacoarum,…), spielten eine Partie Domino und spazierten ein bisschen den Strand entlang.
Nach einer weiteren Sightseeingstrecke landeten wir schließlich zum Lunch in dem Corall Reef Restaurant, das uns einen schönen Blick auf die wilde Küste mit seinen Korallenriffen gewährte.
Sea Breeze
Die schöne Rundtour führte uns schließlich weiter zu den Red Rocks, eine durch den starken Eisengehalt rot schimmernde Felsengruppe. Das Eisen des Bodens führt nicht nur zum charakteristischen Farbton, sondern auch dazu, dass die Felsen frei von jeglicher Vegetation bleiben. Beim Herumwandern fühlten wir uns geradezu wie auf dem Mond wandelnd.
Die Red Rocks
Eine kleine Kirche und Menschen, die Spaß haben…
Besuch der Schokoladen-Fabrik Dominicas
Die nächste Station war eine Schokoladen-Fabrik. Hier konnten wir uns den größtenteils manuellen Prozess der Schokoladenherstellung näher anschauen und erläutern lassen. Alles beruht hier nur auf den natürlichen Lebensmitteln, die die Insel dafür bereithält (Kakaofrucht und Zuckerrohr als Basiszutaten sowie weitere Zutaten, wie Limonengras, Zitronen, Ananas und Vanille als geschmackliche Schokoladenvarianten). Natürlich kamen wir nicht umhin, uns mit einigen Schokoladensorten Grund zu versorgen.
Den Abschluss der geführten Tour bildete das erfrischende Nass eines nahegelegenen Flusses, aus der wir wie 10 Jahre verjüngt wieder emporstiegen.
Eric lud uns alle noch zu einem Sundowner zu sich an Bord ein, wo wir auch Heike, seine Frau, kennenlernen durften. Es war wieder ein wunderschöner, erlebnisreicher Tag, der mit dieser geselligen Runde einen schönen Abschluss fand.
Roseau: Hauptstadt von Dominica
Zwei Tage später segelten wir dann an die Südspitze von Dominica und erlebten ein besonderes Ereignis in deren Hauptstadt Roseau: den Zahltag! Am Ende des Monats März und dies auch noch an einem Freitagnachmittag, brachte die Menschen so richtig in Feierlaune. Überall wurden große Musikboxen auf die Straße gestellt, dementsprechend laut aufgedreht und auch Live-Bands bereiteten sich für den Abend vor. Die Geldautomaten gaben schon bald kein Geld mehr heraus (wir mussten zu drei verschiedenen Automaten laufen, bis wir endlich die gewünschten East-Caribbean- Dollarscheine in unseren Händen halten konnten). Es war eine wahre Festtagsstimmung…und schon am Nachmittag wurde fröhlich vor den kleinen Bars getanzt.
Nun hieß es wieder Abschiednehmen von der herrlichen Naturinsel Dominica mit seinen so freundlichen und hilfsbereiten Menschen.
Martinique wartete bereits wieder auf uns….
Pläne schmieden: Wie unsere Reise nun weitergehen soll
Wir sind am Überlegen, wie die Reise während der Hurrikansaison ab Ende Mai für uns weitergehen soll. Die Entscheidung fällt uns schwer… Vor allem Kolumbien und die San-Blas-Inseln vor Panama reizen uns sehr. Allerdings bedeuten diese Ziele im Anschluss eine mehrtägige Überfahrt in Richtung Jamaika und später Kuba auf einem kräftigem An-Wind-Kurs – wenig verlockend.
Als Alternative bietet sich der Besuch der Länder Guyana, Suriname und French- Guyana (Richtung Brasilien) an. Hier müssen wir auch mit starken Gegenwind und kräftiger Gegenströmung zu Beginn der Segeltour rechnen, aber zurück ginge es dann einfacher. Nur sind die Seekarten für diese Strecke seit Jahrzehnten nicht mehr überarbeitet worden und statt in Ankerbuchten müssten wir in Flüssen mit viel Strömung vor Anker gehen. Auch soll es hier extrem viel regnen und wegen der tropischen Hitze sollen die Mückenschwärme nicht von schlechten Eltern sein….
Neuer Plan für unsere Weiterreise: Eir haben nun endlich Eddie, einen Freund von Karin und Frank, der seit Jahrzehnten in Panama lebt, erreicht! War ein sehr nettes und informatives Telefongespräch! Und es hat uns auf eine neue Idee für unsere weitere Segelreise gebracht: Jetzt überlegen wir, wir von Panama direkt über die Cayman-Insel nach Kuba zu segeln. Wir belesen uns bereits gerade über die Situation in Kuba und deren Häfen.
Mittlerweile denken wir, dass das dies die richtige Route für uns darstellen wird….
Liebe Anja, lieber Jochen,
vielen herzlichen Dank für Eure Reisebeschreibungen. Wir haben sie mit freudigem Herzen aber auch mit einem Schuß Wehmut gelesen. Mit freudigem Herzen, weil Ihr so viel Schönes erlebt und uns daran teilhaben laßt. Mit Wehmut, weil wir hier im kalten Deutschland sitzen und es hier zur Zeit nicht nach Frühling aussieht. Wir sind allerdings zuversichtlich, daß das noch werden wird. Die Bilder sind grandios und haben uns sehr gut gefallen. Flora, Fauna und Menschen, alles ist toll, wenn man mit offenen Augen durch die Welt geht.
Weiterhin viel Freude an Eurer Reise und wir halten Euch den Daumen, daß Ihr ein glückliches Händchen bzgl. der Weiterreise habt,
Bettina u. Hans