Unsere TOP 10 Ausrüstungsgegenstände

TOP 1: Elektronische Ankerwache

Selbstverständlich wird bei uns auch nachts stets Ankerwache gehalten – elektronisch.

Zum einen lassen wir unseren Track während des Ankerns auf einem fest installierten Hand-GPS mitlaufen. Verwendung findet der „Klassiker“ Garmin GPS 73 mit einem geradezu lächerlich geringen Stromverbrauch von 30 mA. Zur besseren Orientierung wird an der Stelle, an der (ungefähr) der Anker sitzt, ein Fähnchen gesetzt.

Ich habe einige Zeit gebraucht, um das Bild, das das Boot aufzeichnet, richtig zu interpretieren. Denn ein haltender Anker ist nicht gleichzusetzen mit einem Boot, das auf einer Stelle verharrt: Mit zunehmendem Wind wird die Ankerkette stärker gespannt, das Boot entfernt sich dabei von der Ankerposition und suggeriert so einen slippenden Anker. Und bei sich ändernder Windrichtung oder Strömung rotiert das Boot um die Ankerposition. Dabei kann man dem Anker durchaus zugestehen, nach der Drehung des Bootes vor einem erneuten Greifen zunächst ein paar Meter zu rutschen. Besonders kuriose Muster ergeben sich bei schwachem Wind: Dann torkelt das Boot innerhalb des Ankerkreises scheinbar wahllos herum. Die Muster, die sich dabei ergeben, können durchaus etwas verstörend wirken, denn manches Mals sehen sie aus, als wenn das Boot frei herumtreibt. Solange sich aber das Boot nicht über Ankerkreis hinwegbewegt, ist alles in Ordnung. Der Lohn kommt erst nach längerer Zeit vor Anker: Das bildet sich bisweilen ein ästhetisch ansprechender ausgefüllter Kreis oder auch ein Kreissegment.

Für die Nacht lassen wir stets eine Anker-App laufen. Es gibt zahllose davon, die App „Ankerwache“ hat sich bewährt, zuverlässig und vor allem sehr einfach in der Bedienung (und dadurch wenig fehlerträchtig): Nach Starten der App wird die Position des Ankers definiert und um diese Position ein Kreis geschlagen. Sobald sich das Boot aus diesem Kreis bewegt, ertönt ein Signalton. Nun kommt es durchaus vor, dass die App nachts unberechtigterweise Alarm schlägt, in der Regel, wenn die angenommene Ankerposition nicht stimmt. Dies ist mir persönlich aber lieber, als vom Geräusch des Bootes geweckt zu werden, das gerade auf die Kippen geworfen wird …

TOP 2: Elektronische Seekarten

Wie wohl 99 % aller Segler navigieren auch wir elektronisch mithilfe des Plotters. Da der bekanntermaßen auch einmal ausfallen kann, gehört es sich, Papierkarten als Backup mitzuführen. Dies mag im Hausrevier praktikabel sein, wo man mit ein bis zwei Kartensätzen auskommt. Für eine Langfahrt wird dies aber richtig teuer, wenn die befahrene Route einschließlich eventueller Nothäfen abgedeckt werden sollen. Bei uns ist deshalb das Backup ebenfalls elektronisch: Auf unseren beiden Smartphones ist jeweils die Navionics-Boating-App installiert. Die Handys sind ohnehin fast immer am Laufen – wenn also der Plotter auf einmal Mucken macht (was durchaus vorkommt), ist die neue Karte sofort zur Hand. Im Gegensatz zu einer Papierkarte sogar inklusive aktueller Schiffsposition und dem Fahrstrahl.

Die Navionics-Karte für das Handy ist zwar nicht kostenlos, aber wirklich günstig: Für die Stecke von Kiel bis zu den Kanaren haben wir z.B. 35 € bezahlt – Papier hätten das 10 bis 20fache gekostet. Als netten Nebeneffekt lässt sich während der Fahrt geschützt unter der Sprayhood oder auch für die Planung unter Deck die Karte auf dem Handy studieren – ohne sich hinter den Plotter klemmen zu müssen.

Und wenn nun erst der Plotter, dann das eine, dann das andere Handy ausfällt? Dann haben wir noch zwei Laptops, auf denen ebenfalls die Seekarten installiert sind. Mein persönliches Sicherheitsbedürfnis ist damit ausreichend gedeckt, auch wenn sich natürlich ein Schreckens-Szenario konstruieren lässt: Wenn nämlich nach einem Blitzschlag sämtliche Elektronik defekt ist. Dann wären wir über eine Papierkarte froh – hätten allerdings auch keinen GPS zur Ortsbestimmung. Und selbst wenn ein Sextant an Bord wäre – ohne funktionierende Uhr bekommt man keinen Längengrad.

Auch in der Berufsschifffahrt sind im übrigen Seekarten und Handbücher in rein elektronischer Form zulässig, solange zwei redundante Systeme zur Verfügung stehen. Insofern ist der Schritt zu einer rein elektronischen Navigation nicht gerade revolutionär.

TOP 3: Radar

Noch kurz vor der Reise hatte ich einen Radar installiert, einen Raymarine Quantum. Ich möchte nicht behaupten, ohne Radar könne man nicht auf Langfahrt gehen, aber wenn man ihn erst einmal hat, wird man ihn auch schätzen lernen.

Zum einen natürlich für die klassische Anwendung „Segeln im Nebel“. Vor Portugal und Spanien hatten wir dieses Wetterphänomen häufig, danach allerdings gar nicht mehr. Auch bei der Querung der Biskaya hatten wir das Radar eingeschaltet – wegen der zahllosen Fischer, die angeblich stets ohne AIS und meist ohne Beleuchtung unterwegs sind. Nun – uns sind tatsächlich viele Fischer begegnet, aber kein einziger war unbeleuchtet und auch keiner ohne AIS. Aber Fahrzeuge, die ohne AIS unterwegs sind, gibt es trotzdem viele. Aber das sind in der Regel keine Fischer, sondern ausgerechnet Segelyachten, von denen nur etwa die Hälfte ein aktives AIS an Bord haben.

Viel häufiger kommt der Radar allerdings beim Ankern zum Einsatz. Zum einen beim Einlaufen in eine Ankerbucht nach Sonnenuntergang. Eingestellt auf den Nahbereich lassen sich dann nicht nur die ankernden Boote klar ausmachen, zu meinem Erstaunen sind selbst kleine Bojen sichtbar. Aber auch tagsüber ist der Radar beim Ankern eine willkommene Hilfe: nämlich um in einem vollen Ankerfeld eine Lücke zu erspähen. Mit dem Radarbildes erhält man quasi eine Luftaufnahme des Ankerfelds und kann die Platzsituation viel verlässlicher beurteilen als mit dem Auge aus der Froschperspektive.

TOP 4: Elektrischer Wasserkocher

Eigentlich hatten wir beim Kochen auf Gas gesetzt, dazu den Gaskasten erweitert, sodass 4 x 5 kg Propangas unterzubringen sind. Leider mussten wir feststellen, dass mit Verlassen Deutschlands in Europa niemand unsere deutschen („grauen“) Flaschen füllt. Und dass bei unserem Tee- und Kaffeekonsum selbst vier Flaschen recht schnell leer sind.

Die Lösung: Das Wasser elektrisch erwärmen.

Einen 1500-W-Inverter, der die 12-V-Bordnetzspannung in 230 V umwandelt, hatte ich noch in Deutschland installiert. Unterwegs habe ich dann zwei Steckdosen in die Küche gelegt, die vom Inverter gespeist werden. Neben einer der Steckdosen befindet sich ein Schalter, mit dem sich der Inverter ein- und ausschalten lässt. Denn Inverter haben die unschöne Eigenschaft, bereits ohne Last etwa 1 A zu ziehen, mit dem Schalter lässt sich diese Stromverschwendung vermeiden.

Die Leistung des Inverters von 1500 W genügt nicht, um einen handelsüblichen Wasserkocher zu betreiben (typisch sind 2200 W). Wir haben uns noch in Spanien über Amazon einen Wasserkocher mit 1000 W Leistung besorgt. Die Zeitdauer, um ein Liter Wasser zum Kochen zu bringen, ist mit ca. 6 min nicht anders als bei Gas. Das Ganze funktioniert super, fühlt sich an wie zu Hause und dazu auch noch nachhaltig.

Denn die elektrische Energie stammt in erster Linie aus unseren Solarzellen (810 Wp). Wenn nicht genug Energie vorhanden ist, können wir natürlich auf Gas ausweichen. Dies kommt in der Praxis aber nur vor, nachdem der Watermaker gelaufen ist – und bei Überfahrten, bei denen 24 h am Tag der Autopilot und die Navigationselektronik laufen.

Anmerkung: Wenn man erst einmal das europäische Festland verlassen hat, lassen sich auch die deutschen Flaschen wieder füllen. Füllset nicht vergessen („Euro-Füll-Set D“, einen ausführlichen Artikel zu Füllstutzen gibt es hier). Bereits auf Gran Canaria lassen sich bei DISA die Flaschen wieder füllen. Wir bringen aber trotzdem weiterhin unser Wasser vorzugsweise elektrisch zum Kochen, denn so können wir das Geschleppe von Gasflaschen zwar nicht ganz vermeiden, aber deutlich hinauszögern.

TOP 5: Solar

Solarzellen gehören heute zum Standard auf jeder Langfahrtyacht. Die überwiegende Zahl der Yachten, zu denen auch wir gehören, hat dazu einen Geräteträger („Überrollbügel“) montiert, auf dem die Zellen Platz finden. Über die Ästhetik dieses Trägers lässt sich sicherlich streiten, nicht aber über den Nutzen: Die Zellen sind aus dem Weg und solange wir am Cruisen sind, decken wir praktisch den gesamten elektrischen Energiebedarf über die Zellen ab. Vor Anker haben wir bislang nur ein einziges Mal für zwei Stunden den Motor zum Batterieladen laufen lassen müssen – in Spanien (Galizien) nach einer Woche Dauerregen.

Ursprünglich waren 500 Wp montiert. Auf Gran Canaria haben wir noch einmal aufgerüstet und größere Zellen mit höherem Wirkungsgrad (810 Wp) montiert. Die erhoffte annähernde Verdopplung der Leistung blieb allerdings bislang aus – wahrscheinlich, weil die Regler (zwei Stück Victron Energy MPPT 75/15) noch die alten sind. Hier ist also noch Luft nach oben, die wir für Überfahrten gebrauchen könnten. Denn hier steigt der Energiehunger des Schiffes durch den Autopiloten rasant an. Zudem ist bei Passatstrecken, bei denen der Kurs gen Western geht, bereits um 15 Uhr Schluss mit Laden: Dann verschatten nämlich die weit ausgestellten Segel die Zellen.

Trotz alledem – Solarzellen sind die schönste Form der Energiegewinnung: Lautlos, leistungsstark und annähernd wartungsfrei.

TOP 6: Watermaker

Die Möglichkeit, unterwegs Wasser selbst herstellen zu können, ist Luxus pur. Aber ein sehr angenehmer. So bleibt es einem erspart, zentnerweise Wasserkanister zu schleppen oder in Marinas aus dubiosen Quellen Wasser zu zapfen.

Wir haben einen  Watermaker DD 500 der Firma Aquatec. Es handelt sich um einen konventionellen Watermaker (also ohne Energierückgewinnung). An den Stromverbrauch musste ich mich erst etwas gewöhnen: 44 A fließen durch die Leitungen. Dabei werden etwa 50 bis 55 Liter Wasser pro Stunde gewonnen.

Auch der Einbau war nicht gerade unaufwändig. Es handelt sich um ein sogenanntes modulares Modell, d.h. es besteht aus zahlreichen Einzelkomponenten, die an Bord montiert und anschließend gemäß Anschlussschema mit Schläuchen verbunden werden. Gegenüber einem Kompaktmodell, bei dem die Anlage in einem Korpus bereits fertig aufgebaut ist, hat dies den Vorteil, dass sich die einzelnen Komponenten in Abseiten des Bootes verstecken lassen und nicht ganze Stauräume dem Watermaker zum Opfer fallen. So musste lediglich einer der Badezimmerschränke für die Unterbringung der Hochdruckpumpe herhalten, die übrigen Teile fanden in ungenutzten Nischen ihren Platz.

In der Regel passen wir einen Tag ab, an dem die Sonne scheint, sodass ein Großteil des Stroms nicht von unseren Batterien, sondern direkt von den Solarzellen kommt. Nach 2-3 h Laufzeit ist einer der beiden Tanks dann wieder so voll, dass wir etwa 5 Tage genug Wasser haben. Nach dieser Zeit sollte der Watermaker ohnehin wieder in Betrieb genommen werden.

In vollen Ankerbuchten mit wenig Wasseraustausch vermeiden wir den Betrieb, auch wenn das Wasser sehr trüb ist. Ideal ist natürlich eine Flaute unter Motor, dann reicht die Energie der Lichtmaschine, um den Watermaker zu 100 % mit Strom zu versorgen. Wasserherstellung unter Segeln stellt die Königsdisziplin dar, die allerdings nicht immer funktioniert: Bei aufgewühlter See zieht die Anlage schnell Luft, was einen Betrieb verbietet. Möglicherweise wäre ein Betrieb auch unter diesen Bedingungen möglich, wenn der Seewasser-Ansaugstutzen nicht wie bei uns neben, sondern hinter dem Kiel sitzen würde.

Auch wenn der Aufwand zur Wasserherstellung hoch ist – der Gewinn ist enorm und wir genießen dieses Stück zusätzliche Unabhängigkeit.

TOP 7: Klettergurt

Klassisch geht man im Bootsmannsstuhl in den Mast – diese Art Schaukel, auf der auch ich früher in schwindelerregender Höhe hin- und hergerutscht bin.

Der klassische Bootsmannsstuhl

Wer auch nur einmal in einem Klettergurt in den Mast gegangen ist, wird mir sicherlich beipflichten, dass der Bootsmannstuhl ins Museum gehört. Was bei der Anschaffung eines Klettergurts zu beachten ist: Er muss zur Körpergröße passen und sollte möglichst breite Beinschlaufen haben.

Sicherer Halt im Klettergurt

TOP 8: Staubsauger

Ich weiß, jetzt wird es spießig, aber: Ich wollte nicht mehr ohne Staubsauger auf Fahrt gehen. Wir haben einen einfachen Akkustaubsauger, der sich über die USB-Steckdose wieder laden lässt. Damit macht Saubermachen einfach viel mehr Spaß. Z.B. nach Ausfegen des Cockpits oder wenn ich etwas gebastelt oder repariert habe, wo meistens auch Späne fliegen.

TOP 9: Anti-Rutsch-Matten

Anti-Rutsch-Matten sind ja eigentlich ein alter Hut – wir haben erst in Spanien in einem der vielen China-Sammelsurium-Läden einen Satz erworben. Und ich glaube, ohne die hätten wir die Überfahrt über den Atlantik nervlich nicht überstanden. Egal was man auf den Matten abstellt wie Teller, Tassen, Besteck oder auch das Handy: alles ist wie festgeklebt – einfach genial. Nebenbei bilden die Unterlagen auch einen guten Schutz für den Lack des Tisches vor Kratzern und Beschädigungen, weshalb wir die Matten als Sets sogar vor Anker benutzen. Damit gehören die Matten eindeutig in die TOP 10 mit aufgenommen.

TOP 10: Cockpitbeleuchtung

Wir sind ausgesprochene Cockpit-Hocker: Solange es nicht in Strömen gießt, genießen wir die frische Luft. Nur im Dunkeln möchte niemand sitzen – gerade in den Tropen, wo die Sonne bereits gegen 18 Uhr untergeht. Aus unerfindlichen Gründen wird auf den wenigsten Yachten werftseitig für eine angenehme Cockpit-Beleuchtung gesorgt. Zwar wurde bereits von Beneteau auf dem Cockpittisch eine abnehmbare Stehlampe verbaut, die aber das Cockpit nur sehr ungleichmäßig ausleuchtet. Deshalb habe ich nachgerüstet: jeweils zwei LED-Leuchten unter der Sprayhood und unter dem Geräteträger.

Lange habe ich im Internet nach passenden Leuchten gesucht. Es gibt Tausende, aber ich konnte keine finden, die wasserdicht ist, ein angenehme Lichtfarbe hat und die richtige Lichtstärke aufweist – meist sind wasserdichte Spots eher Flagscheinwerfer und damit fürs Cockpit wenig anheimelnd. So habe ich schließlich eigene Leuchten gebaut: aus einem Gehäuse mit transparentem Deckel (Reichelt RND 455-00181), G4-Fassung (Reichelt HAL-SOCKEL G4), Kabelverschraubungen und Miniatur-Kippschalter mit wasserdichtem Überstülper von EBay. Auch nach einem LED-Leuchmittel mit angenehmer Lichtfarbe habe ich lange gesucht und bin schließlich fündig geworden: Die LED „DIO-LED15MG4L/3“ von Hornbach erzeugt eine wirklich angenehme Lichtfarbe, die Halogenlicht sehr nahe kommt.

Mit den insgesamt fünf Lampen ist der gesamte Cockpitbereich einschließlich der Badeplattform gleichmäßig erhellt.

Mit der passenden Beleuchtung lässt es sich auch bei Nacht im Cockpit aushalten.

Naja – das Ganze war doch ziemlich aufwändig. Eine Alternative wären Lichtschlangen oder Lampions für den Gartenbereich, die es auch in angenehmen Lichtfarben zu kaufen gibt.

3 Kommentare

  1. Lieber Jochen,
    vielen herzlichen Dank für den überaus anschaulichen Einblick in die technische Raffinessen auf einem Segelboot. Da muß man sich schon sehr gut eingearbeitet haben, weil vieles doch nicht so, wie man es benötigt, als Lagerware vorhanden ist bzw. man selbst nach einer Lösung suchen muß. Hut ab für Deine vielseitigen Kenntisse der Materie.
    Liebe Grüße,
    Hans

    • Hallo Hans,
      freut mich ja, dass Du Dich durch diesen so Technik-lästigen Artikel gearbeitet hast. Für mich gehören ja diese technischen Lösungen, vor allem wenn sie dann auch noch funktionieren, zu den schönsten Dingen des Segelns.
      Grüße von St. Anne auf Martinique
      Jochen

  2. Danke Jochen,
    es ist eben immer eine Freude, wenn nach dem „Rumbasteln“ es so funktioniert wie man es gerade braucht.
    Viele Grüße aus dem trüben Oberbayern,
    Hans

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