Nach zwei ruppigen Segeltagen steigt endlich die eindrucksvolle Kulisse der kleinen Vulkaninsel Providencia aus dem Dunst vor uns auf. Es beginnt bereits zu dämmern, deswegen nehmen wir die Abkürzung, die über flaches Gewässer entlang der Küste führt. Ich stehe vorne und halte Ausschau nach eventuell nicht eingetragenen Steinen oder Korallen auf dem Plotter mit der Seekarte. Aber es geht alles gut und wir werfen mit Sonnenuntergang unseren Anker vor dem Örtchen North Point.
In einiger Entfernung entdecken wir auch die Segelyacht AnaSira von Katja und Klaus. Wir hatten die ganze Zeit über WhatsApp-Kontakt mit den Beiden und wussten daher, dass sie bereits einige Tage vor uns auf der zu Kolumbien gehörenden Insel Providencia eingetroffen sind. Nach der hinter uns liegenden Nacht mit kaum Schlaf legen wir uns schon früh schlafen.
Der nächste Morgen beginnt wieder mit der Einklarierungsprozedur. Diesmal ist aber alles verhältnismäßig einfach. Über Funk erhalten wir von einem Segler in unserer Ankerbucht die genaue Beschreibung, wo das Büro von Mr. Bush, dem für das Ein- und Ausklarieren zuständigen Agenten, zu finden ist. Und da wir noch keine Telefonkarte besitzen, bietet der nette Unbekannte von der Segelyacht Neverland uns an, Mr. Bush vorab zu benachrichtigten, dass wir bei ihm in Kürze erscheinen werden. Ein echt schönes Gefühl, dass es Menschen gibt, die einem ganz unverhofft behilflich sind. Später bei Mr. Bush verläuft alles reibungsfrei: Im Freien auf dem windigen Balkon sitzend, werden die verschiedenen Papiere hin und her gereicht. Aber keines fliegt davon, also alles gut.
Mr. Bush ist zudem recht redselig und erzählt uns so einiges über seine Studienjahre in Cartagena und seine Beweggründe für seine Rückkehr nach Providencia, eine Insel inmitten der karibischen See auf Höhe Nicaraguas. Leider ist sein Englisch eine gelungene Mischung aus Spanisch, Kreol und eben einer Art Englisch, sodass wir mehr schlecht als recht seiner Erzählung folgen können. Später beim Einkaufen in den drei Supermärkten finden wir heraus, dass hier alle neben Kreol sowohl Englisch als auch Spanisch sprechen. Das erleichtert die Kommunikation ungemein.
Übrigens ist das Einklarieren durchaus noch nicht abgeschlossen. Jochen muss nachmittags noch einmal ins Büro von Mr. Bush, wo drei Beamte (vom Zoll sowie von der Immigration- und Gesundheitsbehörde) bereits auf ihn warten, um einige weitere Unterschriften entgegenzunehmen. Ein paar Stunden später mit den erfolgreich abgestempelten Pässen in der Hand, können wir dann glücklich das Einklarieren für beendet erklären.
Jetzt ist Zeit, um Katja und Klaus auf unserer Aluna22 zu begrüßen. Sie haben gleich zwei weitere Segler, Olaf und Günther von der Segelyacht Resolution, mit im Gepäck. Die beiden haben erst im Februar ihren Termin für die Passage durch den Panamakanal und wollen bis dahin noch einige Karibikinseln kennenlernen. So verbringen wir zu sechst einen schönen Abend bei uns an Board vor der schönen Bergkulisse Providencias.
Für den nächsten Tag haben wir eine Inselumrundung geplant. Dafür mieten wir uns einen Golfwagen, das handelsübliche Mietauto auf Providencia. Der kleine Wagen fährt ziemlich ruckelig, (besonders beim Anfahren macht er erst einmal einen Satz nach vorn), dafür aber schön langsam. Er schafft es mit ordentlich Nachdruck auf der Gaspedale sogar die verschiedenen Höhenunterschiede zu überwinden und übertrifft sich beinahe selbst, wenn es wieder bergab geht (fast wie Fliegen). Wir besuchen nacheinander die verschiedenen Strände der Insel. Für die Almond Bay müssen wir unser Gefährt verlassen und eine kleine Wegstrecke abwärts laufen. Hierbei begegnen uns viele kleine Eidechsen in den unterschiedlichsten Farben (siehe Bild).
Der lange weiße Sandstrand in der South West Bay gefällt uns besonders gut, sodass wir beschließen dort ein wenig zu verweilen. In einem der netten kleinen Strandrestaurants gehen wir lecker Mittagessen. Zum Essen gehört, dass wir die Strandliegen des Restaurants nutzen dürfen. Das nehmen wir gerne an und springen zur Erfrischung auch gleich noch ins türkisfarbenen Meer.
Da wir gerade erst die erste Hälfte der 10 km Rundfahrt geschafft haben, schwingen wir uns aber nach einer kleinen Weile wieder aufs Gefährt und zuckeln die Küstenstraße weiter entlang. Immer wieder eröffnen sich uns schöne Ausblicke auf die grünen Berge, die bunten Holzhäuser und aufs weite Meer. An einer Stelle erklimmen wir auch eine steile Steintreppe bis zu einer Aussichtsterasse, von der sich uns noch einmal ein herrlicher Blick auf das Meer und die Berge bietet.
Wir fahren die gleiche Strecke wieder zurück, da wir noch die Playa Monzanillo besuchen wollen, deren Zufahrt auf dem Hinweg von einem LKW blockiert wurde.
Dort angekommen, unternehmen wir einen Spaziergang am Strand und Meer. Die Bucht mit seinem dicht bewachsenen Berg im Hintergrund ist einfach nur wunderschön. Auf dem Rückweg trinken wir Kokosnussmilch direkt aus der frisch geschlagenen Kokosnuss in einer der kleinen bunten Strandbars und genießen direkt am Wasser sitzend die Sonnenuntergangsstimmung (lustiges Bandwurmwort), Sandflöhe inklusive.
Den Abend verbringen wir diesmal auf der Resolution mit den munteren Vieren vom Vorabend. Wir verabreden uns für den nächsten Tag zu einem Schnorchelgang an einer der kleinen vorgelagerten Inseln der Insel.
Providencia soll das drittgrößte Korallenriff der Welt besitzen. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen und sind schon sehr gespannt. Dafür fahren wir am kommenden Morgen mit den Dinghis zwei Meilen weit hinaus auf das offene Meer.
An der winzigen Insel Crab Clay werden wir überraschender Weise von Rangern empfangen, die uns ein bisschen über das Biosphärenreservat aufklären. Das Schnorcheln hier ist lange nicht so aufregend wie erwartet. Es gibt allerlei größere und kleinere Fische, Lobster und Krabben zu sehen, aber die Korallen selbst sind meist von braunen Algen überzogen, was die Unterwasserlandschaft recht eintönig erscheinen lässt.
Wir gehen davon aus, dass es am riesigen Korallenriff sicherlich noch andere, schönere Stellen gibt, aber nach einem ziemlich intensiven Schnorchelgang fahren wir vorerst zurück zu unseren Segelyachten. Später am frühen Abend treffen wir uns noch zu einem Abschiedstrunk von Olaf und Günther am Bord der AnaSira von Katja und Klaus. Olaf und Günther wollen am nächsten Tag weiter nach Honduras segeln.
Wir erledigen dafür am nächsten Morgen noch einmal einen riesigen Einkauf, immer in der Sorge, dass es der letzte gewesen sein könnte vor unserer großen Überfahrt zu den Azoren (denn auf Kuba gibt es nichts und auf den Bahamas sind die Lebensmittel unbezahlbar).
Bevor wir uns dann auch noch von Katja und Klaus verabschieden müssen (irgendwie sind die Beiden uns immer ein paar Tage voraus), gehen wir noch einmal in unserer Ankerbucht, also direkt vor der Haustür, gemeinsan schnorcheln. Die Fischwelt ist auch hier ganz karibisch bunt und vielfältig, was immer wieder eine Freude ist. Später bei uns an Bord tauschen wir uns schon einmal über unsere Gedanken zu möglichen Ankerplätzen und günstig gelegenen Marinas auf Kuba aus.
Und dann am nächsten Morgen heißt es wieder zum Abschied winken.
Während die anderen schon unterwegs sind, bereiten wir uns nun auf die größere Überfahrt von Providencia in Richtung Kuba vor. Intensiv studieren und vergleichen wir die verschiedenen Wettermodelle und überlegen, wann und wie wir es segeltechnisch angehen wollen. Klar ist, es wird kein leichter Tourn. Es erwartet uns ein sehr kräftiger Am-Wind-Kurs, der auch immer mal zu einem Hart-am-Wind wechseln wird. Die damit einhergehenden hohen Wellen haben wir ja auch schon kennengelernt. Sie lassen uns und das Boot bekanntermaßen gut durchschaukeln.
Da wird auch das Kochen zu einer größeren Herausforderung, die wir damit umgehen, indem wir Kartoffelsalat, Frikadellen und Rote Beete-Salat schon einmal vorbereiten. Da es die Tage zuvor viel geregnet hatte, müffelt alles im Boot und so nutzen wir den nahezu regenfreien, aber windigen letzten Tag vor der Überfahrt, um unsere Bettwäsche und Kleidung noch einmal gut durchzulüften.
Die Windvorhersage für den geplanten Segeltourn verändert sich leider zu unseren Ungunsten. Wir beschließen einen weiteren Tag abzuwarten. Aber auch der bringt mehr Wind von vorn als erhofft. Wir beschließen nun trotzdem zu starten. Wir segeln Hart-am -Wind mit zweifach gerefftem Großsegel und kleiner Fock. Wir beobachten, dass der Wind stetig zunimmt und wir unseren Kurs nicht halten können. Als wir bei 36 Knoten Wind angelangt sind, beschließen wir wieder umzukehren.
Wir studieren noch einmal die verschi8edenen Modelle für die Windvorhersage, entdecken jedoch keine richtig gute Lösung. Für den nächsten Tag ist zwar etwas weniger Wind angesagt, dafür kommt er aber noch stärker aus nördlicher Richtung, was sehr ungünstig ist. Der Freitag sieht windtechnisch bis zu den Cayman-Inseln ganz gut aus, aber dann soll er um genau 270 Grad drehen und für einige Tage so bleiben. Das Ganze ist geradezu zum Verzweifeln, da Joshua am 28.12. nach Havanna kommen möchte und wir derzeit nicht sicher sagen können, ob wir bis dahin Kuba erreichen werden.
Letztlich beschließen wir den guten Wind am Freitag bis kurz vor den Cayman-Inseln zu nutzen und dann aufgrund des angekündigten Winddrehers (mit Starkwind von vorn) erst einmal weiter nach Jamaika zu segeln. Von dort kommt man normalerweise mit dem üblich wehenden Nord- Ost-Wind gut Richtung Kuba weiter. Wenn alles klappt, sind wir dann spätetestens am 26.12. dort. Weihnachten werden wir mit duesem Plan auf See verbringen. Mal was anderes….
Liebe Anja, lieber Jochen,
das klingt doch wieder nach einer Urlaubsreise mit schönen Erlebnissen.
Wir bewundern immer Eure Unterwasseraufnahmen und die Möglichkeit des vielen Schnorchelns.
Bald machen wir ja auch einen kleinen Ausflug gen Südosten und werden sehen ob wir ähnliche Erlebnisse haben werden. Wir sind sehr darauf gespannt, wie es uns ergehen wird.
Eine schöne Weiterreise wünschen,
Hans u. Bettina
Liebe Bettina, lieber Hans!
Vielen Dank für euren netten Kommentar. Ja, Providencia war eine echte Perle auch fürs Schnorcheln. Wir wünschen euch nun ebenfalls eine wundervolle Zeit in Südostasien. Wir sind unsererseits gespannt auf eure Berichte und Bilder! Liebe Grüße Anja und Jochen