Als wir uns das Reiseziel Nuquí ausgesucht hatten, wussten wir noch nicht, dass uns hier ein echtes Abenteuer erwarteten würde. Die kleine Küstenstadt in Kolumbien ist vor allem für ihre üppige Natur und unberührten Strände bekannt. Außerdem sollten dort an der Pazifikküste in den Monaten September bis Oktober große Herden von Pott- und Buckelwalen Richtung Antarktis vorbeiziehen. Gerade darauf waren wir schon sehr gespannt.
Wir machten uns von unserem etwas skurrilen Hotel in Buenaventura schon sehr früh am Morgen auf zum Bootsanleger. Dort angekommen, gab es eine lange Warteschlange von anderen Touristen, die erst noch Tickets kaufen mussten. Während des Wartens lernten wir einen Australier namens Bob kennen. Er lebt seit 10 Jahren in Mexiko in seinem selbstgebauten Haus auf einem großen Felsen mit herrlicher Sicht auf den Pazifik und vorbeiziehenden Walen (das war also nicht sein vorrangiges Anliegen für den Besuch von Nuqui). Was mich besonders beeindruckt hat, ist, dass er mit über 70 Jahren immer noch ein begeisterter Wellenreiter ist. Obwohl sehr eingenommen von seinem Zuhause, ist er nun auf der Suche nach einem weiteren wunderschönen Zuhause. Er war der Meinung, dass nur eine Auszeit vom bereits existierenden Paradies, die Wertschätzung aufrecht erhält. Wenn man es sich leisten kann… ein echt beneidenswerter Lebensstil!
Mit 1,5 Stunden Verspätung stiegen wir in das schlichte Schnellboot, das lediglich mit der harten Plastiksitze ausgestattet und dementsprechend unbequem war. Das bekamen wir besonders zu spüren, als wir mit Vollspeed durch die Wellen des Pazifiks rasten. Aber die Fahrt entlang der wundervollen Landschaft entschädigte uns dafür. Nach sechs Stunden erreichten wir schließlich den kleinen Ort Nuqui. Zunächst sahen wir jedoch nur eine trostlose sandgraue Landschaft mit in der Ferne halbzerfallenen Holzhütten. Das war erst einmal ziemlich schockierend. Ein wenig orientierungslos nahmen wir mit einem weiteren Pärchen zusammen ein Tuktuk (ein dreirädriges überdachtes Motorrad). Die beiden jungen Deutschen hatten den rechtzeitigen Ausstieg bei einem unserer Zwischenstopps verpasst und mussten nun ein anderes Boot zu ihrem Zielort nehmen. Denn in Nuquí und all den anderen Dörfer an der Küste gibt es keine Straßenverbindungen zu den einzelnen kleinen Ortschaften im Dschungel. Schließlich fuhren wir mit dem Tuktuk über holprige, schlammnasse Wege zu unserer Unterkunft – einem einfachen Holzhaus. Im Häuschen herrschte eine schwülwarme Luft, die selbst der riesige Ventilator mehr schlecht als recht vertreiben konnte. Ansonsten war die Unterkunft in Ordnung. Die Betten waren groß und bequem, alles war sauber und es gab ein eigenes Bad. Die Besitzerin Daisy war eine freundliche und engagierte Gastgeberin, die uns erst einmal ein stärkendes Mittagessen zubereitete.
Der hauseigene Strand erwies sich dann als Enttäuschung: Der Sand war verschmutzt von Plastikteilchen, zudem von graubrauner Farbigkeit und auch das Meer war so warm, dass es unmöglich war, sich darin zu erfrischen. An diesem ersten Tag dachten wir daran, frühzeitig wieder abzureisen.
Abends trafen wir Bob zufällig wieder in einem nahem Restaurant. Er war ziemlich unzufrieden mit seinem Hotel. Wir führten eine interessante Unterhaltung über die Situation der momentanen Weltwirtschaft. Er prophezeite gar eine weitere drohende Finanzkrise. Wir konnten zu diesem Thema selbst leider wenig beitragen, da wir zur Zeit in ganz anderen Sphären walten.
Am nächsten Morgen machten wir uns wieder früh auf, diesmal zu einer geführten Bootstour. Wir wollten die malerische Pazifikküste weiter im Norden erkunden. Dabei hatten wirgroßes Glück und konnten auf dem Weg dorthin etliche große Wale und Delfinschulen beobachten. Die riesigen Laiber, die immer wieder aus dem Meer hervortauchten, beeindruckten uns zutiefst. Unser erster Halt war dann der Utria-Nationalpark, wo wir einen kurzen Spaziergang durch geheimnisvoll- umwobene Mangroven unternahmen. Unser zweiter Halt war eine kleine Insel, auf der wir ein Mittagessen mit dem traditionellem Gericht (Fisch mit Reis und Kochbanane) genossen. Wir schlenderten danach noch am weißen Strand entlang. Er war übersät mit etlichen herangespülten alten Baumstämmen. Das gab dem Strand den Flair einer einsamen Insel. Und diesmal genossen wir das jetzt wohltuend erfrischende Bad im glasklaren Wasser des Pazifiks. Auf der Rücktour hatten wir wieder Glück und konnten sogar einem Wale bei einem kräftigen Sprung aus dem Wasser beobachten.
Am zweiten Tag einer weiteren geführten Bootstour fuhren wir in die entgegengesetzte Richtung in den Süden, erneut um Wale zu beobachten. Auch diesmal hatten wir Glück und trafen eine ca. 18 m lange Walmutter mit ihrem Riesenkind von etwa 6 m Länge an. Nachdem keine weiteren Wale mehr nahten, beschlossen wir selbst zum Meerestier zu werden und sprangen vom Boot aus ins kühle Nass.
Unser erster Landgang war wieder ein abgeschiedener Strand, von dem aus wir einen Dschungelspaziergang unternahmen und im Anschluss einen wunderschönen Flusslauf entlangwanderten. Während wir uns in den tieferen Stellen des Flusses ausgiebig erfrischten, kamen wir auch in den Kontakt mit unseren Mitreisenden. Sie stammten allesamt aus Kolumbien und waren uns gegenüber sehr offen und herzlich zugetan. Auch für sie war es die erste Reise an die Pazifikküste. Später entspannten wir uns alllesamt im Pool einer warmen Thermalquelle.
Nach einem etwa zweistündigen Aufenthalt in den abwechselnd warmen und kalten Gewässern setzten wir unsere Reise fort zu einem kleinen Dorf im Dschungel, wo wir wieder ein köstliches traditionelles Mittagessen genossen. Danach fuhren wir mit dem Boot nach Guachalito, einem idylischen Strandabschnitt mit Strandbars und einem einladenden Meer zum Schwimmen. Dies war ein perfekter Abschluss eines fantastischen Tages. Sehr viel Wasser, gesehen und erlebt. Auf dem Rückweg begegneten uns erneut Wale und Delfine. Wie herrlich kann das Leben sein!
Am nächsten Morgen sollte es dann leider schon wieder zurück gehen, diesmal jedoch mit dem Flieger. Auf dem Flughafen, der inmitten der kleinen Stadt lag, trafen wir erneut auf Bob. Er hatte nicht gefunden, wonach er gesucht hat. Allerdings hatten wir den Eindruck, dass er auch nicht sehr viel dafür unternommen hatte. Schließlich ist er nicht über den kleinen, eher ärmlicheren Ort Nuqui hinausgekommen. Immerhin freute er sich jetzt wieder auf sein Haus am Fels und das Wellenreiten in Mexiko – eine echt verrückte Type.
Die Zeit an der Pazifikküste war wunderschön und abenteuerlich, insgesamt aber viel zu kurz. Der erste Tag, der mit so großer Enttäuschung begann, hatte dazu geführt, dass wir den Tag für unseren Rückflug früher als eigentlich angedacht, gewählt haben. Dennoch sind wir jetzt gespannt, welche Überraschungen die Stadt Medellin für uns bereit hält.
Liebe Anja,
lieber Jochen, ich melde mich jetzt mal über diese Seite, weil ich ganz praktisch ein neues Handy habe und dieses hat nicht alle WhatsApp Accounts übertragen – auch deine nicht! Also liebe Anja, sende dir doch bitte eine WhatsApp-Nachricht, damit ich dich neu anlegen kann. Ich gucke auch mal wieder auf eure Seite – versprochen!
Liebe Grüße
Gerd
Lieber Gerd!
Gerne schicke ich dir eine WhatsApp.Dafür brauche ich jedoch deine neue Handynummer schicke sie mir gerne per Email. Liebe Grüße Anja