Bottom Bay an der Ostküste der Insel
Am frühen Morgen um 03:15 Uhr sind wir nach 12 Tagen und Nächten wohlbehalten am Ankerplatz vor Bridgetown angekommen. Noch konnten wir nicht viel von unserer ersten Karibikinsel erkennen: Es war ja stockdunkel. Aber laute Diskomusik ließ erahnen, dass wir nicht die einzigen Besucher dieser Insel darstellen sollten. Müde, aber glücklich stießen wir auf unsere erfolgreiche Atlantiküberquerung gemeinsam an. Schon bald darauf legten wir uns allesamt (jetzt ganz ohne Wache) noch einmal hin. Leider währte die Ruhephase nur kurz, da uns schon bald ein laut dröhnendes Partyschiff aus dem wohlverdienten Schlaf reißen sollte. Später erfuhren wir, dass wir für unsere Ankunft den Unabhängigkeitstag auserwählt hatten, der natürlich ausgiebig gefeiert werden wollte. So lichteten wir schon bald nach dem verfrühten Frühstück wieder den Anker und fuhren zum Einklarieren in den nahe gelegenen Fährhafen mit seinen riesigen Kreuzfahrtschiffen. Stefan verabschiedete sich hier von uns, da er für seine bevorstehenden Geschäftstätigkeiten die Ruhe und das Internet eines Hotels bevorzugte, bevor er eine gute Woche später die Karibik wieder verlassen sollte. Da uns verbliebenen Crewmitgliedern nach Ausruhen zumute war, segelten wir etwas weiter nördlich von Bridgetown in eine ruhige Bucht. Hier ließen wir es uns gut gehen mit Sonnenbaden und Schwimmen in der herrlich türkisfarbenen karibischen See. Am späten Nachmittag wagten Jochen und ich uns mithilfe des Dinghis für einen Spaziergang zum nahen Strand. Hier erwarteten uns neben der obligatorischen Palme und weißem Strandsand (eben ganz Karibik) einige bereits in die Jahre gekommene und etwas abgeblätterte kleinere Hotels, aber auch mittendrin ein piekfeines Restaurant mit ebensolchen schick gekleideten Gästen. Dieses Nebeneinander von Gegensätzen sollten wir in der kommenden Zeit auf Barbados noch häufiger erleben.
Der nächste Tag sollte dann wieder der Hauptstadt Bridgetown gehören. Hier konnten wir unseren, über die Wochen der Überfahrt angesammelten Müll entsorgen – in Erweiterung eines bereits ziemlich hoch aufgetürmten, ungeordneten Müllhaufens (leider ohne Mülltrennung) in einer etwas schmuddeliges Gasse des Hafens gelegen. Der zweite Gang zielte auf einen Supermarkt, da unsere Vorräte aufgefrischt werden wollten. Der Weg dorthin führte uns entlang einer ziemlich befahrenen, staubigen Straße (der Linksverkehr machte das Ganze nicht gerade übersichtlicher) und recht heruntergekommenen Häusern. Der erste Einkauf war geradezu ein Schock: Die Preise überdimensional (beispielsweise kostet ein Kilo Äpfel 11 Barbados-$ = 5,50 €, eine Paprika 8 Barbados-$ und ein Liter Milch 6,60 Barbados-$ = 3,30 €). Dabei war das Sortiment entsprechend ausgedünnt: Gemüse wie Auberginen, Tomaten oder Champions waren nicht aufzutreiben, Käse gab es nur eine Sorte, für 1 Flasche Wein sollte man schon mal 23 Barbados-$ hinblättern. Der Laden erinnerte mich an ein Lebensmittelmarkt, wie ich ihn kurz nach der Wende in Rostock erlebt habe …
Ein paar Tage später sollten wir dann feststellen, dass das Einkaufen der Inselbewohner vornehmlich auf den Märkten von statten geht. Hier gibt es nahezu alles, was das Herz begehrt: frischen Fisch vom Hai bis zum fliegenden Fisch auf dem Fischmarkt, Gemüse und Obst unter Musikbeschallung in großen oder kleineren Markthallen oder auch von einfachsten Marktständen, die die gesamte Stadt durchziehen. Leckeren Kuchen und einfaches Brot finden sich in den Bäckereien. Sehr angenehm auch, wie freundlich und hilfsbereit alle Leute auf alle Fragen von uns reagiert haben.
Aufregend und gleichzeitig etwas überfordernd auch das Nebeneinander der vielen kleinen Läden für Kleidung und Haushaltsartikel und den davor drappierten Ständen mit ihren wirren Zusammenstellungen von Konsumgütern in allen Größen und Farben.
Barbados ist keine Insel, die man auf Anhieb lieb gewinnt. Es gibt (zu) viele Hotels, die die Küste prägen (jedoch keine Bettenburgen, sondern eher kleinere Bauten für die Touristen, die zumeist aus England und den USA kommen) sowie lautstarke Diskotheken, die bis zum frühen Morgen bis in unsere Ankerbuchten hinein dröhnen, vor allem in Bridgetown. Aber mit unseren zahlreichen schönen Ausflügen per Bus ins Inselinnere und auf die andere Seite der Insel lernten wir Barbados mehr und mehr kennen und schätzen. Auch segelten wir die windabgewandte Westküste immer wieder hinauf und hinunter und entdeckten auf diese Weise unsere ruhigeren Lieblingsorte.
Wer auf Barbados unterwegs ist, wird bald die drei verschiedene Busunternehmen kennenlernen: die staatlichen blauen und orangefarbenen Busse sowie die privat geführten Minibusse. Für jede Fahrstrecke, egal wie lang, bezahlt man den Einheitspreis von 3,50 Barbados-$. Barbados ist mit seinen 21 Meilen in der Länge und 14 Meilen in der Breite durchzogen von einem dichten Straßennetz. In geringen Abständen gibt es Bushaltestellen, aber auch ein Winken lässt den Bus jederzeit anhalten. Gleich, wie abgelegen die Gegend erscheint, von überall wird man spätestens nach etwa 20 Min. eingesammelt. Ein besonderes Interesse an neuen Fahrgästen haben die privaten Minibusse. Der Busfahrer macht sich schon durch Hupen oder lautes Ausrufen des Fahrziels von Weitem bemerkbar. Erwischt man einen Minibus kann man sich auf eine Höllenfahrt gefasst machen: Die Fahrertür wird kurz aufgerissen, man quetscht sich in eine der engen Sitze des meist schon übervollen Busses, überreicht dem stehenden Kassierer mit seinem dicken Stapel Dollar-Scheinen in der Hand das Fahrgeld und los geht es bei lautstarker Techno-Karibik-Musi und einem rasenden Tempo – selbst bei viel Gegenverkehr und engen Straßen. Auch durch die kleineren Ortschaften ohne Fußgängerwege wird der Fuß nicht vom Gas genommen. Wir waren jedes Mal froh, die Fahrt überlebt zu haben und dass keine Fußgänger ihr Leben lassen mussten.
Der erste Ausflug führte uns zum Hunters Garden, einem wunderschön angelegten botanischen Garten. Hier konnten wir erleben, was das tropische Klima an Pflanzenreichtum möglich macht. Umso verwunderlicher, dass nur wenige Bewohner Barbados ihre Gärten mit schönen Pflanzen anlegen und pflegen.
Ein weiteres Highlight war der Besuch des dschungelartigen Parks Welchman Hall Gully (gully = Schlucht) mit seinen verwunschenen Grotten und üppigen Baumbestand. Hier konnten wir uns gut vorstellen, wie die bis zum 15 Jhdt. unbewohnte Insel den ersten Entdeckern einst erschienen ist.
Ganz besonders aufregend auch die wilde Ostküste mit seinen tosenden Wellen und zerklüfteten Felsen.
Der nördlichste Punkt der Insel zeigt sich mit seinen sich überschlagenden Brandungswellen und seiner aufschäumender Gischt von einer besonders dramatischen Seite.
Einen Tag wagten wir uns trotz der Hitze den Chalky Mount hinauf und wurden mit einem imposanten Blick auf die Atlantikküste sowie auf die grüne Berglandschaft im Ladesinneren belohnt.
Ein Highlight für uns stellte auch die regelmäßig Freitagnacht stattfindene Fischermen-Party in der Oustin-Bay dar. Diese wird von den dort ansässigen Fischern auf dem Fischmarktgelände organisiert und mittlerweile auch von professionellen DJ’s unterstützt. Vor den bunten Fischerhütten und Imbissen wird frisch gegrillter Fisch und Hummer serviert und auf improvisierten Bühnen führen junge Leute ihre Brakedance-Künste auf – später wird bei Partymusik allseits fröhlich getanzt. Da haben wir natürlich auch kräftig mitgefeiert.
Heute ist der 4. Advent, von Freunden aus Deutschland erhalten wir soeben wunderschöne Fotos von schneebedeckten Landschaften. Selbst genießen wir gerade vom Cockpit aus den Blick auf das türkisfarbene Meer und die von Palmen umsäumte Küste. Es ist sehr warm, tagsüber um die 30 Grad, aber der kräftig wehende Passantwind bringt angenehme Abkühlung mit sich.
Bereits in zwei Tagen kommt uns Joshua, unser Sohn, besuchen. Mit ihm werden wir eine Insel weitersegeln, nach San Vincent soll es gehen. Und dort werden wir unser erstes karibisches Weihnachtsfest verbringen. Darauf freuen wir uns schon sehr.
An dieser Stelle wünschen wir all unseren Freunden und Followern, die unsere Reise mit Interesse verfolgen und begleiten, ein frohes Weihnachtsfest!
Liebe Anja,lieber Jochen.
es macht wieder Spaß euren Reisebericht zu lesen. Traumhafte Bilder! Wir wünschen euch schöne Weihnachten in der Karibik und schön, dass Joshua zu euch kommt.
Winterliche Grüße aus dem hohen Norden
Susanne und Karsten
Liebe Susanne, lieber Karsten!
Vielen Dank für eure lieben Worte zu unserem Beitrag. Ja, es so sch, dass Joshua eine kleine Weile bei uns verbringt. Auch euch wünschen wir im Kreise der Familie ein wunderschönes Weihnachtsfest mit allem, was dazu gehört. Liebe Grüße aus der Karibik! Anja und Jochen
Liebe Anja, lieber Jochen,
Euer Barbados-Reisebericht war wieder sehr abwechsungsreich und mit super tollen Bildern garniert.
Die Beschreibung der Bebauung als auch der Busreisen erinnerte mich doch sehr an meine Reise in Indien vor ca. 40 Jahren. Wie so oft benötigt, man einfach ein paar Tage, um sich an die örtlichen Zustände anzupassen und dann klappt es meistens ganz gut. Bei Euch hat das offensichtlich sehr schnell geklappt – Ihr habt ja vorher schon andersweitig geübt gehabt.
Bis vor Weihnachten soll es wieder etwas wärmer werden; ad hoc ist, bedingt durch den kalten Boden und dem Regen Eisglätte angesagt.
Viele liebe Grüße in die Karibik,
Bettina u. Hans
Lieber Hans, liebe Bettina!
Vielen Dank für das liebe Feedback!
Euch ein schönes Weihnachtsfes, lasst es euch gut gehen! Viele Grüße Anja und Jochen
Hallo Anja, Hallo Jochen,
bedingt durch unsere Rückreise nach 21/2 Monaten M. in die alte Heimat, hatten sowohl in M. als auch die ersten 4 Wochen hier sehr viel um die Ohren. Deshalb kam ich bisher nicht dazu Eure Berichte von Barbados zu lesen, was ich heute aber nachgeholt habe. Erst Mal herzliche Glückwünsche für die schnelle und ohne Havarie gemeisterte Atlantiküberquerung! Chapeau! Und dann der Lohn für die Mühen, die Karibik mit all ihren traumhaften visuellen und wahrscheinlich auch auf den Märkten olfaktorischen Genüssen. Ich beneide Euch und hätte gerne mitgemacht, wenn ich jünger gewesen wäre, aber da war ich leider noch nicht Rentner.
Jetzt dürfte Joshi schon da sein und die Freude ist sicher riesengroß.
Ich grüße Euch ganz herzlich und wünsche Euch zusammen mit Karin ein wunderschönes und friedvolles Weihnachtsfest in der karibischen Sonne mit kulinarischen Höhepunkten und einer guten und teuren! Flasche Wein, sowie einen guten Rutsch in das Neue Jahr. Möge es Euch Gesundheit und vor allem eine glückliche und sichere Weiterreise auf Eurem Weg um die Welt bescheren. Liebe Grüße von Karin und Manfred
Hallo Karin und Manfred,
Danke Euch für die guten Wünsche, die man gerade auf See immer gut gebrauchen kann. Ja, wir sind nun tatsächlich als kleine Familie ausgerechnet hier wieder vereint: Joshua ist nun seit zwei Tagen bei uns.
Nun geht es morgen 100 Seemeilen weiter zur nächsten Insel – St. Vincent – und reisen gleichzeitig in ein neues Land. Da werden wir erst einmal wieder offline sein bis zum Organisieren einer neuen SIM-Karte.
Seit ganz herzlich gegrüßt und Euch ein frohes Weihnachtsfest.
Grüße aus der Karibik von
Jochen, Anja und Joshua
Ja Moin, hier Frank&Karin,
Danke für die schönen Bilder und Berichte. So habt ihr euch das doch vorgestellt.
Heiße Weihnacht der lieben Familie ,
Frank&Karin
Liebe Karin, lieber Frank!
Ja, da habt ihr ganz recht …
Joshua ist seit ein paar Tagen mit an Board Wir genießen es sehr, ihn bei uns zu haben.
Morgen segeln wir nach St. Vincent weiter und verbringen dort das Weihnachtsfest zusammen. Euch schöne und entspannte Weihnachtstage und liebe Grüße aus der Wärmer! Anja und Jochen
Hallo ihr drei,
tolle Bilder, die Insel ist ja unglaublich vielfältig. Ich freue mich schon auf euren nächsten Bericht. Leider bin ich krank geworden, so daß wir unser Weihnachtsfest etwas verschieben müssen, ärgerlich wo ich doch gerade den Heilig Abend mit Familie so liebe. C’est la vie. Viele Grüße auch an Joshi
Liebe Veldi,
Wir haben ja gerade miteinander telefoniert…. Drücken dir die Daumen, dass du schnell wieder gesund wirst und ihr morgen das Weihnachtsfest umso mehr genießen könnt. Liebe Grüße auch von Jochen und Joshua! Anja
Liebe Anja, lieber Jochen,
ihr habt Weihnachten gut verbracht bei tropischen Temperaturen? Kommt da Weihnachtsstimmung auf?
Ich hatte eine schöne Zeit mit meinem Bruder und Schwester. Und nun geht es schon auf 2023 zu.
Euch wünsche ich eine tolle Zeit in der Karibik. Ich melde mich demnächst mal mit einer längeren Nachricht.
Liebe Grüße und schon mal Alles Gute fürs neue Jahr. Liebe Grüße Gerd